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Alte Kantonskarte originalgetreu nachgebildet

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Eine ehrenamtlich tätige Arbeitsgruppe für Kartengeschichte hat unter der Leitung des Murtner Kartografen Hans-Uli Feldmann die erste «Topographische Karte des Kantons Freiburg» von 1855 faksimiliert. Ein Zeugnis handwerklicher Kunst wird somit wieder lebendig.

Heute sind Google Maps und Co. fester Bestandteil unseres Alltags. Ein Mausklick reicht, um sich detaillierte Karten einer Region auf den Bildschirm zu holen. Wer aber Daniel Kehlmanns «Vermessung der Welt» gelesen hat, weiss, dass dies einmal anders war. Das Kartieren der Welt war früher eine schweisstreibende Angelegenheit. Während heute für die Erstellung von topografischen Karten und digitalen 3-D-Modellen Flugzeuge, Drohnen oder Satelliten mit hochauflösenden Kameras eingesetzt werden, mussten die Menschen in den Anfängen der Kartografie das Gelände wortwörtlich ablaufen und vermessen – im besten Fall stand ihnen eine Kutsche zur Verfügung. 

Dokumentation und Faksimile

Davon erzählt auch die Entstehung der topografischen Karte des Kantons Freiburg aus dem Jahr 1855. Ihr haben sich der Murtner Kartograf und ehemalige Leiter des Bereichs Kartografie beim Bundesamt für Landestopografie, Hans-Uli Feldmann, und der Düdinger Geologe und ehemalige Uniprofessor, Marino Maggetti, gewidmet. In der Fachzeitschrift für Kartengeschichte «Cartographica Helvetica» publizierten sie im vergangenen Jahr eine Dokumentation über den Topografen und Kartografen Alexandre Stryieński, der massgeblich zur Entstehung der topografischen Karte des Kantons Freiburg beigetragen hatte. Zudem haben sie eine originalgetreue Nachbildung der Karte (Faksimile) in vier Blättern im Massstab 1:50‘000 erstellt. Damit machen sie dieses historische Dokument Kartenliebhabern und kulturhistorisch Interessierten wieder zugänglich. Denn obwohl die Stryieński-Karte in einer für damalige Zeiten grossen Auflage von 1000 Exemplaren gedruckt worden war, ist sie heute sehr rar geworden und taucht im Antiquariatshandel kaum noch auf.

Wegmarke der Kartografie

Die topografische Karte des Kantons Freiburg sei eine der Wegmarken in der Schweizer Kartografie, sagen die beiden Experten Feldmann und Maggetti einhellig. Sie entstand aus den topografischen Aufnahmen, die Dufour von den Kantonen für seine erste amtliche Karte der Schweiz im Massstab 1:100’000 verlangte. Basierend auf der gesamtschweizerischen Triangulation erster Ordnung triangulierte der Berner Niklaus Lüthard den Kanton Freiburg noch detaillierter in einer zweiten und dritten Ordnung. Dessen Dreiecksnetz, bestehend aus gut sichtbaren Berggipfeln, Kirchtürmen und anderen Erkennungsmerkmalen, nutzte Stryieński für seine topografische Geländeaufnahme. Ausgangspunkt des schweizerischen Höhensystems war der Chasseral, dessen Höhe von französischen Werten übernommen wurde. Im Kanton Freiburg waren es die Berra und der Moléson. Eine weitere Grundlage für die Triangulation bildete die Basismessung im Grossen Moos zwischen dem bernischen Walperswil und dem freiburgischen Sugiez. «Diese Strecke mit einer Länge von 13‘053,75 Metern wurde in wochenlanger Arbeit minutiös gemessen und gilt noch heute unverändert», erklärt Feldmann.

Grosse Herausforderung

Der Freiburger Staatsrat stieg 1843 auf den Vermessungszug auf und beauftragte den polnischen Kartografen und Topografen Alexandre Stryieński – ein Mitarbeiter des damaligen Oberstquartiermeisters der Eidgenossenschaft Guillaume Henri Dufour – mit der Vermessung des Kantons. Während sieben Jahren, von 1844 bis 1851, durchwanderte er den Kanton Freiburg und führte mit Unterstützung des Neuenburger Ingenieurs René-Henri L’Hardy und weiteren Gehilfen topografische Aufnahmen durch. Maggetti erklärt:

Die logistischen Herausforderungen waren enorm.

 Und weiter: «Es gab nicht nur sprachliche Hürden. Stryieński musste sich auch alle Namen der Berge und sonstigen Orte erfragen. Es gab noch keine Eisenbahnen, man bewegte sich zu Fuss, zu Pferd oder – wahrscheinlich selten – mit der teuren Postkutsche. Zudem waren Topografen damals eher schlecht bezahlt.» Es seien diese menschlichen Aspekte, die ihn faszinierten, sagt Maggetti.

24 Blätter im Massstab 1:25‘000

Auf 24 Blättern im Massstab 1:25’000 bildeten Alexandre Stryieński und sein Mitarbeiter den Kanton schliesslich ab. Doch der Kanton wollte mehr: Er wollte, dass die Karte reproduziert und verkauft werden kann. Und so beauftragte er Stryieński, eine Kantonskarte auf vier Blätter im Massstab 1:50‘000 zu komprimieren und sie mittels Kupferstich reproduzieren zu lassen. «Aus Kostengründen, aber auch wegen der gewählten Reproduktionstechnik war nur eine einfarbige Wiedergabe möglich», erklärt Feldmann. «Damit die Hügel und Berge reliefartig erscheinen, wurden die Geländeformen in hervorragender Weise statt mit Höhenkurven durch schattierte Schraffen dargestellt.»

Die Gegenüberstellung der Stryieński-Karte im Massstab 1:50‘000 (links) mit der aktuellen Landeskarte von 2016 zeigt gut, wie sich die Landschaft verändert hat.
zvg

Stryieński machte sich ans Werk und fand in Paris mit Joseph Théodore Delsol einen ausgewiesen Kupferstecher. Dieser führte seine Arbeit 1850–1854 durch. 1855 wurden dann 1000 Exemplare in der kaiserlichen Druckanstalt F. Chardon gedruckt. Trotz des grossartigen Werks lief damals der Verkauf der Kantonskarte aber nur zögerlich an, sodass der Kanton 1872 anordnete, die verbleibenden Karten mit einem lithografischen Überdruck zu aktualisieren. So wurden sie durch die in der Zwischenzeit erstellten Eisenbahnlinien und projektierten Strassen, wie zum Beispiel die neue Strasse über den Jaunpass, ergänzt. «Das geschah allerdings, grafisch unschön, in roter Farbe», wie Feldmann anmerkt.

Vergleich zu heute

Die Kantonskarte aus dem Jahr 1855 ist aus heutiger Sicht beeindruckend. «Nicht nur aus handwerklicher Sicht, sondern auch wegen der landschaftlichen Veränderungen, die sich herauslesen lassen», sagt Feldmann. «Die Saane ist noch nicht gestaut und mäandert frei durch die Landschaft. Auch gab es – ausser in der Stadt Freiburg – noch wenige Brücken.» Der Murtensee weise vor der Juragewässerkorrektion (1868–1891) zudem noch eine bedeutend grössere Wasserfläche auf. Maggetti fügt an: «Es ist frappant, wie viele Wegkreuze es damals gab und wie viele Steinbrüche – und wie wenig Industrie: Nebst Mühlen und Sägereien gab es bloss eine Glashütte.» Ihn beeindruckten auch die vielen Rebberge, die auf der Karte ausfindig gemacht werden können, die eingezeichneten Schattenwürfe der damaligen Hängebrücken in der Stadt Freiburg, die Alleebäume auf der Agy-Ebene oder ein Erdrutschgebiet nordöstlich des Schwarzsees. «Man könnte die Karte ein Leben lang anschauen und würde immer wieder etwas Neues entdecken», sagt Feldmann.

Perfekte Kopie nicht möglich

Das nun in 400 Exemplaren vorliegende Faksimile wird Kartenliebhaber freuen. Doch die Offsetdrucke geben nur ein annäherndes Abbild der originalen Kartendrucke, räumt Feldmann ein. «Ein derart feiner Kupferstich kann auch durch modernste Reproduktions- und Druckverfahren nicht perfekt kopiert werden.» Dies zeuge aber wiederum von der hochstehenden, heute nicht mehr nachvollziehbaren handwerklichen Kunst unserer Vorfahren.

Cartographica Helvetica

Fachzeitschrift für Kartengeschichte

Die «Cartographica Helvetica» ist eine halbjährlich erscheinende, wissenschaftliche Fachzeitschrift zur Kartengeschichte und Geschichte der Kartografie im deutschsprachigen Raum. Sie dient als Kommunikationsmittel für Kartenforscher, -sammler und -liebhaber. Die Fachzeitschrift wird seit 1990 von der Arbeitsgruppe für Kartengeschichte in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Kartografie herausgegeben. Chefredakteur ist Hans-Uli Feldmann. Der Verlag Cartographica Helvetica hat seinen Sitz in Murten und veröffentlicht auch unregelmässig Sonderhefte und Faksimiles von Manuskript- und seltenen alten Karten. rsa


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