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Anklage auf verlorenem Posten

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Ex-Chef-Drogenfahnder Paul Grossrieder steht nach wie vor unbelastet vor Gericht

Autor: Von JOHANNES HOFSTETTER

Der letzte Zeuge machte am Dienstagabend die sensationellste Aussage. Der Polizeibeamte, der nach der Befragung seines Kommandanten in aller Eile und unprogrammgemäss vor dem Strafgericht des Saanegerichts Platz nahm, sagte aus, dass Pierre Nidegger zumindest zeitweise bei der ersten Einvernahme Paul Grossrieders im Büro von Untersuchungsrichter Patrick Lamon zugegen war.

Nidegger hatte im Verlauf seiner Befragung wiederholt erklärt, er sei bei der entsprechenden Befragung nicht dabei gewesen.
Der Freiburger Polizeikommandant machte während seines Auftritts vor Gerichtspräsident Peter Rentsch, Grossrieders Verteidiger André Clerc und Staatsanwältin Anne Colliard ohnehin keinen sonderlich glücklichen Eindruck. Er scharrte mit den Füssen, schien nicht zu wissen, wohin er mit seinen Händen soll, und nahm immer wieder die Brille ab, um sich Schweiss abzuwischen, der sich zweifellos nicht nur wegen der drückenden Hitze auf seiner Stirne gebildet hatte.

Ausgezeichnetes Arbeitszeugnis

Zum Auftakt der Befragung erkundigte sich Rentsch bei Nidegger nach den menschlichen und fachlichen Qualitäten des seit über zwei Jahren suspendierten Leaders der Freiburger Drogenbrigade. Nidegger stellte – wie schon sein Amtsvorgänger und Vorredner Joseph Haymoz – fest, dass Paul Grossrieder «ein guter Polizist» gewesen sei, der nicht zuletzt dank seiner Autorität «grosse Erfolge» feiern konnte. Abgesehen davon, fügte Nidegger an, habe sich Grossrieder «im positiven wie im negativen Sinn» durch seine Unabhängigkeit ausgezeichnet.

Von den sexuellen Beziehungen, die der Angeklagte mit der Prostituierten Z. gehabt haben soll, will Nidegger erst zwei bis drei Wochen vor Grossrieders Verhaftung am 20. März 1998 erfahren haben – und zwar von Untersuchungsrichter Lamon. «Es war mir erst ab diesem Zeitpunkt bekannt, dass Lamon gegen Grossrieder ermittelt», führte der Polizeichef aus und ergänzte, diese Neuigkeit ebenso erschrocken wie enttäuscht zur Kenntnis genommen zu haben.
Unangenehmer wurde es für den Zeugen, als er – in erster Linie von André Clerc – zu seinem Verhalten nach Grossrieders Arrestierung befragt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass sich Nidegger am Abend des fraglichen Tages zu Grossrieders Gattin begeben habe, um ihr erstens mitzuteilen, was passiert sei, und um ihr zweitens zu sagen, dass sie ihren Mann bis auf weiteres nicht mehr zu Gesicht bekommen würde.
Grossrieder selber wurde – bevor er überhaupt wusste, wieso er in Handschellen gelegt worden war – von Nidegger eröffnet, er, Grossrieder, werde Lamons Büro «nie mehr sehen». Abgesehen von den Aussagen der Dirnen D. und Z. seien ihm von Patrick Lamon keine «Beweise» gegen Paul Grossrieder vorgelegt worden. Auf Clercs Vorhaltung, ob sein Schicksal von Lamons Wohlwollen abhänge, ging Nidegger nicht weiter ein.

Nidegger und Grossrieder
massiv unter Druck

Ein weiterer Beamter, der vor Nidegger zur Sache einvernommen wurde, gab dem Gericht zu verstehen, unter welchem Druck die Drogenbrigade habe arbeiten müssen, nachdem Grossrieder von Lamon Mitte 1997 mit den Untersuchungen in einem heute noch top-geheimen und aussergewöhnlich grossen Fall mit internationalen Dimensionen betraut worden war.

«Bei unseren Rapporten mit dem Untersuchungsrichter sagte Patrick Lamon immer wieder, dass er Pierre Nidegger persönlich zur Rechenschaft ziehen würde, falls die Ermittlungen scheitern sollten.» Kurz nach der Verhaftung des Chef-Drogenfahnders habe Lamon mehr als einmal laut darüber nachgedacht, ob er die Kosten für die Recherchen im Fall eines Scheiterns Grossrieder aufbürden solle.
Dass sein früherer Vorgesetzter eine sexuelle Bezieung mit Z. gehabt haben könnte, mochte sich der Beamte im Übrigen nicht vorstellen.
Auf Clercs Frage, wie es der Freiburger Drogenbrigade unter diesen massiv erschwerten Umständen und unter diesem Druck noch möglich gewesen sein konnte, ihrer Arbeit halbwegs pflichtbewusst nachzugehen, fiel dem Zeugen auch nach längerem Nachdenken keine Antwort ein.
Der Staatsanwältin dürften die Felle nach der letzten Zeugenbefragung endgültig davongeschwommen sein, während sich auf dem Tisch der Verteidigung das Entlastungsmaterial stapelt. Anne Colliard macht sich über den Ausgang des Prozesses jedenfalls keine grossen Illusionen mehr: «Ich habe nichts mehr in der Hand, das ich gegen Paul Grossrieder verwenden könnte», erklärte sie gegenüber den FN am Abend des vierten Verhandlungstages.
Heute Freitagmorgen sagt die Ehefrau des Angeklagten vor dem Strafgericht des Saanebezirks aus.

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