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Anna Netrebko im KKL: Forderungen von «Hunderttausenden Franken» nach Absage

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Das vom KKL Luzern abgesagte Konzert der russischen Sängerin Anna Netrebko zieht teure Schadenersatzforderungen nach sich. Die Akteure fallen auch mit seltsamen Argumenten auf.

In zwei Wochen hätte Anna Netrebko im KKL auftreten sollen. Daraus wird bekanntlich nichts, das KKL hat das Konzert abgesagt, nicht zuletzt nach Interventionen der Regierungen von Stadt und Kanton Luzern. Die Absage schlug weltweit Wellen.

Hinter den Kulissen entwickelt sich möglicherweise ein Rechtsstreit zwischen dem KKL und dem Konzertveranstalter Good News beziehungsweise seiner deutschen Mutterfirma Deutsche nEntertainment AG. Natürlich ist durch die Absage ein finanzieller Schaden entstanden, Good News muss die Tickets rückerstatten. Netrebkos Manager Miguel Esteban sprach von einer Forderung von «Hunderttausenden von Schweizer Franken». Was plausibel tönt, muss doch für Netrebko plus ihren Mann, der ebenfalls auftreten sollte, und das Orchester eine Gage bezahlt werden. Und im Falle der Netrebko liegt sie bei etwa 100’000 Franken.

«Bestimmte Umstände»? Sie kriegt Geld wohl dennoch

Ob man Anna Netrebko und ihr früheres Gebaren gutheisst oder nicht: Sie hat eine gültige Vereinbarung. Zwar beruft sich das KKL auf «bestimmte Umstände», bei denen ein solcher Vertrag aufgehoben werden kann. Aber es ist schwer vorstellbar, was diese Umstände sein sollen. Eine Art höhere Gewalt? Wären es in diesem Fall sogar die Regierungen von Stadt und Kanton Luzern?

Anna Netrebko im September 2019 in Halle.
Bild: Andrã© Havergo / www.imago-images.de

Doch diese haben bereits deutlich klargemacht, dass man sich in keiner direkten Verantwortung sieht. Man habe den Wunsch nach einer Konzertabsage geäussert, das KKL habe dann selber entschieden. Man sei auch nicht Vertragspartner, entsprechend sei ein Schaden durch das KKL zu tragen. Zumal es in der Öffentlichkeit schlecht ankäme, wenn mit Steuergeldern die Ausfallsgage für Netrebko unmittelbar mitfinanziert würde.

Ist eine Demonstration ein Sicherheitsrisiko?

Auf etwas wackeligen Füssen bewegt sich die Argumentation des KKL, das Konzert wäre wegen zu erwartender pro-ukrainischer Demonstrationen zur Bedrohung der öffentlichen Ordnung geworden. Tatsächlich hätten diese vermutlich stattgefunden, zumal der Luzerner Politiker und Ukraine-Unterstützer Urban Frye nach eigenem Bekunden höchstselbst dafür gesorgt hätte. Doch etliche Stimmen, darunter auch in den Leserbriefspalten, warfen die wohl berechtigte Frage auf, warum eine solche Demonstration für die öffentliche Ordnung ein höheres Risiko darstellen sollte als das regelmässige Chaotentum rund um die FCL-Spiele.

Kürzlich demonstrierten bei zwei Netrebko-Konzerten in Wiesbaden rund 400 Personen, eine intensive Mobilisierung war dem Aufmarsch vorausgegangen. Netrebkos Agentur war sich nicht zu schade, auf Facebook «richtigzustellen», dass es weniger Leute gewesen waren. Ob in Luzern 400 oder auch nur 200 Leute demonstriert hätten, bleibt mehr als fraglich. Ausschreitungen gab es in Wiesbaden keine. Auch der Hinweis auf den Friedensgipfel auf dem Bürgenstock ist als Sicherheitsargument nicht wirklich überzeugend. Zumal dieser ja erst zwei Wochen nach dem nun abgesagten Konzerttermin startet.

Ähnliche Probleme in Amsterdam

Interessant ist, dass das Argument der bedrohten öffentlichen Ordnung vom KKL gekommen ist. Denn diese wäre eigentlich Sache der Behörden. Auch das zeigt, in welcher Zwickmühle sich das KKL befand. Dort hatte man wohl die längste Zeit gehofft, die Behörden würden ein eindeutiges Machtwort sprechen. Oder Good News hätte ein Einsehen und würde das Konzert von sich aus absagen. Doch weshalb hätte Good News das tun sollen? Beim nicht subventionierten Veranstalter stehen keine politischen Überlegungen im Zentrum. Da geht’s ums Geschäft.

Ein anderer Konflikt, derjenige in Gaza, belastet in diesen Tagen und Wochen die Konzerthäuser – und führt zu ganz ähnlichen Problemen: Das Concertgebouw-Orchester in Amsterdam hat das Jerusalem Streichquartett wieder ausgeladen, da man Proteste vermutet und die Sicherheit der Angestellten, Besucher und Musiker garantieren wolle. Die Ankündigung führte zu vielen kritischen Kommentaren, sodass das Konzert nun einfach verschoben wurde. Bei der Rechtslage war man gleichermassen auf wackligen Füssen wie das KKL.

KKL erwartet längeres Problem

Wie wird die Geschichte ausgehen? Seitens KKL heisst es, die Situation mit Good News sei komplex, das Ganze werde sich vermutlich hinziehen. Good News seinerseits gibt keine Vertragsinhalte bekannt. Und auch nicht, ob man rechtliche Schritte gegen das KKL unternehmen will. Sollten sich Stadt und Kanton Luzern dem KKL gegenüber doch noch finanziell erkenntlich zeigen, wird das wohl schwerlich zu verschweigen sein.

Die verworrene Situation und die teilweise wenig plausiblen Argumente lassen aber die Frage offen, ob die Konzertabsage nun richtig oder falsch war. Es geht um eine Güterabwägung in einer politisch komplexen Gesamtsituation. Vielleicht hätte es die Möglichkeit für einen Dialog gegeben. Vielleicht hätte das KKL eine Diskussion mit Anna Netrebko fordern können. Oder ihr vorschlagen, das eine oder andere ukrainische Lied zu singen. Eine naive Vorstellung? Am 25. Juni wird der russische Starpianist Evgenij Kissin im KKL auftreten. Organisiert wird das Konzert vom ukrainischen Veranstalter Odessa Classics.

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