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Arbeit vom Traktor aus erledigt

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Arbeit vom Traktor aus erledigt

Der abtretende Ammann von Agriswil, Hans-Ulrich Fürst, war 24 Jahre im Gemeinderat

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist Hans-Ulrich Fürst nicht mehr Ammann von Agriswil. Die Fusion mit Ried bot ihm die Gelegenheit, nach mehr als zwanzig Amtsjahren zurückzutreten.

Von PATRICK HIRSCHI

Eine Gemeindefusion hat unter anderem jeweils zur Folge, dass von zwei amtierenden Gemeindepräsidenten mindestens einer zurücktreten muss. Dies hatte in der Vergangenheit gelegentlich hartnäckige «diplomatische» Auseinandersetzungen mit sich gebracht.

Etwas anders sieht der Fall bei der Fusion zwischen Ried und Agriswil aus, die seit dem 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist. Der bisherige Agriswiler Ammann Hans-Ulrich Fürst hatte bereits während den Fusionsverhandlungen angedeutet, dass er nach erfolgtem Zusammenschluss nicht mehr antreten wird.

Mehr noch: Fürst hatte eigentlich bereits anlässlich der vorletzten Gesamterneuerungswahlen vor zehn Jahren demissionieren wollen, wurde dann aber zum Weitermachen «überschnuret», wie er gegenüber den FN erzählt. Ein Prozedere, das sich bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren nochmals wiederholt hatte.

Unfreiwillige Pausen für Angestellte

Mit der Fusion ist Hans-Ulrich Fürst der Rücktritt nach dem dritten Anlauf endlich geglückt. Darüber ist er froh, gibt der Landwirt unumwunden zu.

Fürst blickt zurück auf 24 Jahre im Gemeinderat, davon 21 als Ammann. Es sei ein bekanntes Problem in den kleinen Gemeinden, dass sich kaum jemand finde für den Gemeinderat, geschweige denn für das Amt des Gemeindepräsidenten, erklärt er die lange Amtszeit.
Ein weiteres Merkmal von Gemeinden dieser Grössenordnung ist, dass der Gemeindepräsident für alles Mögliche zuständig ist. Weil Agriswil kein eigenes Verwaltungsbüro hatte, sondern eine Gemeindeschreiberin, die von auswärts kam, blieb ein grosser Teil der Postarbeit beim Gemeindepräsidenten hängen.

Und wenn ein Bürger etwas auf dem Herzen hatte, kontaktierte er meistens auch gleich den Ammann. «Seit ich ein Handy habe, wurde ich fast täglich angerufen, wenn ich mit dem Traktor draussen auf dem Grossen Moos war», sagt Fürst. Dann musste nicht nur er die Arbeit jeweils für fünf Minuten unterbrechen, sondern auch alle Angestellten, die hinter dem Traktor auf der Erntemaschine arbeiteten. Ein Zustand, der je länger, je weniger tragbar wurde. «Trotzdem hatte ich alles in allem eine sehr schöne Zeit», bekräftigt er.

Schulhaus «entrümpelt»

So widerwillig er in den letzten zehn Jahren Gemeindepräsident geblieben ist, so widerwillig wurde er 1985 zum Gemeindepräsidenten gewählt. Er war zu jener Zeit bereits Feuerwehrkommandant sowie Präsident der Schützengesellschaft Agriswil. Aus diesem Grund wollte er eigentlich gar nicht mehr in den Gemeinderat. Da er aber am zweitmeisten Stimmen erhalten hatte, konnte er fast nicht anders.

Nebst der Ortsplanung und dem damit verbundenen Wachstum (siehe Kasten) kann Fürst noch auf weitere Höhepunkte seiner Amtszeit zurückblicken:

l Der Umbau der Schulhauswohnung: Aus der Gerümpelkammer wurde das Sitzungszimmer für den Gemeinderat. «Das war für die Gemeinde damals ein finanzielles Risiko», meint der Ammann rückblickend. Aber es habe sich gelohnt.
l Der Bau der Zivilschutzanlage 1996: Heute ist die Anlage ein Mehrzweckraum, der auch für Veranstaltungen wie zum Beispiel eine Jugenddisco genutzt wird.
l Der Bau der Ara-Leitung:
l Der Schuldenabbau: Agriswil fusioniert schuldenfrei.

Kleine Ämter beibehalten

Jetzt, da seine Amtszeit zu Ende ist, erhofft sich Hans-Ulrich Fürst mehr Zeit für seinen Landwirtschaftsbetrieb sowie seine Grosskinder. «Jetzt hast du dann am Abend wirklich Feierabend», habe ihm seine Frau kürzlich gesagt.

Doch ein bisschen Politik muss schon noch sein. So wird Fürst neu Präsident der Planungskommission von Ried. Weiterhin bleibt er auch Präsident der Flurgenossenschaft sowie Vorstandsmitglied der Landi Kerzers.
Geplantes Wachstum

Während Fürsts Amtszeit hat sich die Einwohnerzahl der Gemeinde verdoppelt – von etwa 80 auf heute 146. Hauptgrund dafür war die Fertigstellung der Autobahn A 1. Dies hatte einige Pendler bewogen, in Agriswil ein Eigenheim zu bauen. Von der Autobahnausfahrt Kerzers bis nach Agriswil sind es nur rund zwei Kilometer.

Das Wachstum der Gemeinde war nicht etwa Zufall, sondern geplant. Bis 1989 hatte Agriswil eine Revision der Ortsplanung umgesetzt. Präsident der Planungskommission war Hans-Ulrich Fürst selber. «Unser Ziel war es, bis zum Jahr 2010 etwa 150 Einwohner zu haben», erklärt er. Nun hat man dieses Ziel bereits fünf Jahre früher erreicht.

Der Ammann erinnert sich, dass die Gemeinde damals einen Ortsplaner aus der Stadt Bern engagiert hatte. Dieser sei mit fortschrittlichen Ideen angekommen, mit denen man im ländlichen Agriswil etwas Mühe bekundete. Heute sei man aber froh, dass diese Ideen umgesetzt worden sind. «Wir waren vermutlich die erste Gemeinde im Seebezirk, welche die Einzonung mit Kaufrechtsvertrag eingeführt hatte», so Fürst.
Wachsen wollte die Gemeinde in erster Linie, um überhaupt weiterexistieren zu können. Nun hat man das Wachstumsziel zwar erreicht, aber die Eigenständigkeit musste Agriswil dennoch aufgeben. Ein Widerspruch? «Nein», meint der Gemeindepräsident, «aber wir mussten halt weiter in die Zukunft schauen.» Dabei habe sich abgezeichnet, dass eine Fusion langfristig das Beste sei für das Dorf.

Ursprünglich hatten auch Büchslen, Gempenach und Ulmiz eine Fusion mit Ried und Agriswil geprüft, sind aber später wieder davon abgekommen. Ried habe in den Augen dieser Gemeinden vielleicht zu gross und zu mächtig gewirkt, vermutet Fürst. Das sei für Agriswil weniger ein Problem gewesen, weil man bereits sehr viel mit Ried gemeinsam hatte. «Ich hoffe jedenfalls immer noch, dass sich die drei anderen Gemeinden eines Tages für eine Fusion mit uns entscheiden», sagt er. hi
Neuer Dorfverein gegründet

Im November 2005 wurde in Agriswil ein Dorfverein ins Leben gerufen. «Es soll so eine Art Quartierverein sein, damit nach der Fusion der Kontakt im Dorf nicht abbricht», erklärt Hans-Ulrich Fürst. Bereits früher hatten die Agriswiler einmal jährlich zusammen etwas unternommen: ein gemeinsames Bräteln oder eine Velotour durchs Moos.

Der Vorstand des neuen Vereins setzt sich zusammen aus Agriswilern aller Altersstufen, wie Fürst erklärt. Der Verein profitiert davon, dass im Oktober letzten Jahres die Gemeindestiftung «Mittenand» aufgelöst wurde, welche früher für soziale Aufgaben aufkam, für die heute die Gemeinde zuständig ist. Mit dem Geld der Stiftung, dass seinerzeit vor allem für die Pflege und Betreuung von Betagten eingesetzt wurde, sollen nicht zuletzt die alten Leute ins Dorfleben mit einbezogen werden. hi

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