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«Arbeitsmarkt ist eine Männerwelt»

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Autor: Nicole Jegerlehner

«Ich bin noch nie angestellt worden.» Wenn Alejandra Bravo-Siebel dies sagt, schwankt ihre Stimmung zwischen Enttäuschung und Trotz. Dass Alejandra Bravo keine Anstellung gefunden hat, liegt nicht nur am schmalen Stellenangebot im Bereich der Psychotherapie – es liegt vor allem daran, dass sie eine Migrantin ist.

Flucht aus Bolivien

Mit neunzehn ist sie mit ihrer Familie aus Bolivien geflüchtet; nach einem Zwischenstopp in Chile ist die Familie in die Schweiz gekommen. Alejandra Bravo hatte die Matur in der Tasche und studierte in Zürich an der Kunstgewerbeschule. Sie liess sich zur Werklehrerin und zur Aktivierungstherapeutin ausbilden. «Dabei traf ich oft auf ausländische Jugendliche, die Identitätsprobleme hatten», sagt Bravo. Darum habe sie begonnen, sich für Psychologie zu interessieren. Sie wurde kognitive Therapeutin im Bereich der Ergotherapie, absolvierte in Freiburg ein Psychologiestudium und bildet sich seither ständig weiter.

Beide Kulturen nutzen

Trotz dieser Papiere wird Alejandra Siebel bei der Arbeitssuche vor allem als Migrantin wahrgenommen. «Klar bin ich von meiner Identität her Bolivianerin», sagt Bravo, die seit 34 Jahren in der Schweiz lebt. «Aber mit jedem Tag, den ich in der Schweiz lebe, werde ich ein wenig mehr zur Schweizerin.» Sie benutze in ihrem Alltag beide Kulturen: «Statt in ihnen Defizite zu suchen, nehme ich aus beiden das Positive heraus.»

Anstrengende Doppelarbeit

Diese Doppelarbeit sei anstrengend, aber lohnend, sagt Bravo. Darum hat sie auch die lateinamerikanische Schule Freiburg gegründet, in welcher Kinder zwischen vier und zwölf Jahren die Sprache und Kultur ihrer Heimat kennenlernen. «Wer sich in seiner Haut wohl fühlt, kann sich besser adaptieren.»

Die Psychotherapeutin führt heute eine eigene Praxis für Erwachsene und Kinder, führt Coachings durch und leitet verschiedene Projekte. «Doch ohne die finanzielle Hilfe meines Mannes wäre dies nicht möglich», sagt die Bolivianerin. Bei der Stellensuche blieb sie trotz hoher Qualifikationen erfolglos. «Der Arbeitsmarkt ist eine Männerwelt», sagt Bravo. Frauen verkauften sich schlecht – Migrantinnen noch schlechter.

«Das passt nicht ins Bild»

«Wir müssen lernen, unsere Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen.» Damit dies mehr Frauen wagen, hält Bravo während der nationalen Woche der Migrantinnen und Migranten einen Vortrag zum Thema. Sie sagt aber auch: «Die Arbeitgeber stellen lieber eine Schweizerin als eine Immigrantin ein.» Eine Italienerin habe kein Problem, als Schuhmacherin eine Stelle zu finden. «Aber als Psychotherapeutin will man sie nicht, das passt nicht ins Bild.»

Praxis Bravo-Siebel, Rue de Romont 29-31, Freiburg: Vortrag «Ich suche eine Erwerbstätigkeit»: Mo., 8.9., 20 Uhr, Deutsch; Mi., 10.9., 20 Uhr, Französisch; Sa., 13.9., 20 Uhr, Spanisch.

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