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Katholische Priesterinnen im Jahr 2262?

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Katholische Priesterinnen im Jahr 2262?

Barbara Kopp hat der Schweizer Frauenrechtlerin Gertrud Heinzelmann ein biografisches Denkmal gesetzt

Gertrud Heinzelmann wurde 1962 weltbekannt, als sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil die Weihe von Priesterinnen forderte. Ihre Biografin Barbara Kopp las vergangene Woche in Freiburg und sprach mit den FN über das aussergewöhnliche Leben der Anwältin, Autorin und Alpinistin.

Mit BARBARA KOPP
sprach CAROLE SCHNEUWLY

Mit ihrer Forderung nach der Priesterweihe für Frauen hat Gertrud Heinzelmann 1962 ein Tabu gebrochen. Würde sie heute auf weniger Widerstand stossen?

Bei Kurie und Klerikern wäre der Widerstand noch genauso gross. Viele Gläubige aber haben sich an den Gedanken gewöhnt, dass auch Frauen Priester sein können.

Und wie hat sich der kirchliche Feminismus seit 1962 verändert?

Ich muss das als Aussenstehende beurteilen, da ich selber weder katholisch noch religiös bin. Mein Eindruck ist, dass die Frauen, die in den Siebzigerjahren jung waren, die kämpften und hofften, müde geworden sind. Und dass der Nachwuchs fehlt, zumindest in Europa.

Gertrud Heinzelmann selbst ging davon aus, dass Katholikinnen wohl bis ins Jahr 2262 warten müssten, bis sie Priesterinnen werden könnten…

Es ist schwer zu sagen, wie sich die Kirche in dieser Frage weiterentwickeln wird – und wie schnell. Eines ist sicher: Die Kirche steht unter Zugzwang, auch was ihre Sexualmoral und ihre Haltung in Familienfragen angeht. Die säkulare Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, und darauf muss die Kirche reagieren. Die Frage ist doch: Wie lange kann die Kirche es sich leisten, das Potenzial der Frauen auszuschliessen? Frauen können ja bereits katholische Theologie studieren und viele Ämter übernehmen. Auch in der Kirche gewöhnt man sich allmählich an sie. So sollte irgendwann auch der letzte Schritt möglich werden.

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. hatte ein ambivalentes Verhältnis zu den Frauen. Was bedeutet der Wechsel an der Spitze der katholischen Kirche für den kirchlichen Feminismus?

Der Papst allein bedeutet in dieser Sache nicht so viel. Selbst wenn er aufgeschlossen ist, steht hinter ihm ein ganzer Machtapparat. Und der würde vielleicht eher das Zölibat opfern als die Vormacht der Männer aufzugeben.

Gertrud Heinzelmann setzte sich nicht nur im kirchlichen, sondern auch im politischen Bereich für die Rechte der Frau ein. Welche Rolle spielte sie im langen Kampf der Schweizerinnen für das Frauenstimmrecht?

Sie war eine Vordenkerin. Ihre Stärke war, am Schreibtisch juristische Strategien auszutüfteln und Eingaben zu formulieren. Sie gehörte aber nicht zu jenen, die nächtelang am Stubentisch Couverts zuklebten. Lilian Uchtenhagen (alt Nationalrätin und Bundesratskandidatin SP, Anm. d. Red.) hat einmal über Gertrud Heinzelmann gesagt, man habe sie geachtet, aber nicht geliebt. Sie war scharfsinnig, juristisch gewieft und hatte eine spitze Feder. Aber sie war auch eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten und wirkte dadurch auf viele arrogant.

Sie haben Gertrud Heinzelmann zwei Jahre vor ihrem Tod persönlich kennen gelernt. Als was für einen Menschen haben Sie sie erlebt?

Als faszinierende Person mit Witz, Scharfsinn und einer grossen Klarheit in der Beurteilung einstiger und heutiger Verhältnisse. Sie war ein verschlossener Mensch und öffnete sich erst, wenn sie Vertrauen fasste. Dann zeigte sich, dass sie im Innersten herzlich, empfindsam und verletzlich war. Ihre Devise war: «Vogel, friss oder stirb! Nehmt mich so, wie ich bin, oder lasst es bleiben!»

Wie hat sie selbst ihren jahrelangen Kampf am Ende ihres Lebens gesehen? War sie zufrieden mit dem Erreichten oder frustriert wegen des nicht Erreichten?

Im Grossen und Ganzen war sie zufrieden. Politisch war es mit der Einführung des Frauenstimmrechts (1971) und mit dem Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung (1981) einen grossen Schritt vorangegangen. Hinsichtlich der Kirche zog sie eine ambivalente Bilanz: Sie sah, dass die Vorstellung von weiblichen Priestern zum Allgemeingut wurde, aber sie sah auch, dass es noch lange dauern würde, bis sich in dieser Kirche etwas ändern würde. Zu all dem kam auch eine gewisse Bitterkeit über die Verletzungen, die man ihr zugefügt hatte. Sie war massiv verspottet worden, auch in linken und rechten Frauenkreisen.

Für die gläubige Katholikin waren ihre Differenzen mit der Kirche eine schwere Belastung. Das ging bis zum Nervenzusammenbruch und zur Einlieferung in eine psychiatrische Klinik. Wie sehr hat Gertrud Heinzelmann an ihrem Kampf gelitten?

Sie ist nicht wie andere daran zerbrochen. Aber so viel Ablehnung zu spüren, macht hart. Sie hat sich erlaubt, als Frau kantig zu sein. Das brauchte viel Kraft und war sehr aussergewöhnlich. Gertrud Heinzelmann stand unter ebenso grossem Druck wie Iris von Roten, die Autorin des berühmten Buches «Frauen im Laufgitter» (1958). Die Schweiz ging mit ihren Pionierinnen nicht pfleglich um.

Sie selbst haben für die Arbeit an der Biografie Ihre Stelle als Redaktorin beim Schweizer Fernsehen aufgegeben. Was hat Sie an Gertrud Heinzelmann so fasziniert?

Mir bot sich die einmalige Chance, eine der wenigen Schweizer Pionierinnen des letzten Jahrhunderts persönlich kennen zu lernen. Ausserdem hatte Gertrud Heinzelmann einen unglaublich grossen, noch nicht bearbeiteten Nachlass. Es ist selten, dass Frauen solche Nachlässe haben, weil sie ihr Schaffen in der Regel nicht so wichtig finden.

Wie haben Sie die Arbeit an dem Buch erlebt?

In der Geschichte der säkularen Frauenbewegung kannte ich mich aus. Ich bin aber nicht kirchennah und wusste nichts über den Katholizismus. Dieses Thema zu erarbeiten, war zum Teil ein Genuss, zum Teil aber auch ein Krampf. Mir hat sich dadurch ein neues Verständnis für die Schweiz und für die Generation meiner Eltern erschlossen. Auf jeden Fall würde ich es noch einmal genauso machen: Ich würde genau dieses Buch noch einmal schreiben, über genau dieses Thema und genau diese Frau.

Barbara Kopp, 1964 geboren, studierte in Zürich Germanistik und Geschichte. Als Journalistin arbeitete sie u. a. für den Tages-Anzeiger, die Weltwoche und das Schweizer Fernsehen. In Zusammenarbeit mit SF DRS und 3Sat drehte sie den Dokumentarfilm «Gertrud Heinzelmann – Pionierin aus Berufung».
Die Frau, die den Papst das Fürchten lehrte

Gertrud Heinzelmann führte ein Leben für den Beruf und für den Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen in Politik und Kirche.

1914 wurde Gertrud Heinzelmann im katholischen Wohlen geboren, und 1924 zog sie mit ihrer Familie ins reformierte Wallisellen. In Zürich besuchte sie die Höhere Töchterschule. Nach der Matura trat sie 1934 dem Frauenstimmrechtsverein Zürich bei. Im Zuge ihres Rechtsstudiums studierte sie die Schriften des Thomas von Aquin, wodurch sie in einen tiefen Glaubenskonflikt geriet.

Pionierin auch beruflich

Obwohl sie lieber Schriftstellerin werden wollte, erwarb sie 1944 das

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