Aspisvipern im Botanischen Garten
Die Besucher sollen die geschützte Schlange besser kennen lernen
Im Botanischen Garten Freiburg gibt es seit kurzem neben den geschützten Pflanzen auch geschützte Tiere zu entdecken: Am Sonntag wird ein Terrarium mit einer Aspisvipern-Familie eingeweiht.
Von CAROLE SCHNEUWLY
Das Terrarium steht bereits seit dem vergangenen Sommer in der Abteilung der geschützten Pflanzen des Botanischen Gartens Freiburg. Seit dem Herbst lebt darin ein Paar erwachsener Aspisvipern. Im November brachte das Weibchen sechs Junge auf die Welt. Das Elternpaar hat im Terrarium überwintert und verlässt nun mit den ersten warmen Frühlingstagen seine unterirdische Winterzuflucht, um sich von der Sonne wärmen zu lassen. Seit vergangener Woche sind auch die Jungen wieder im Terrarium, und die Besucher des Botanischen Gartens haben Gelegenheit, die Schlangen ausgiebig zu beobachten.
Genau darin besteht auch das Ziel der Aktion: «Die Leute sollen die Vipern in aller Ruhe betrachten können. Dabei werden sie feststellen, dass sie gar nicht so angsteinflössend sind, wie sie vielleicht glaubten», sagte Jean-Claude Monney, Westschweizer Verantwortlicher der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch) und Initiant des Projekts, gegenüber den FN. Die Bevölkerung solle die Schlangen auf diese Weise besser akzeptieren lernen und verstehen, dass sie durchaus schützenswert seien, so Monney.
Die Jungtiere bleiben
im Botanischen Garten
Dies sei umso wichtiger, als die Freiburger Aspisvipern weltweit einzigartig seien. Nebst der Schweiz kommen Aspisvipern in Spanien, Frankreich, Italien und Slowenien vor. Ihr Aussehen ist aber je nach Region unterschiedlich. «In den Freiburger Voralpen, wo es feucht und kühl ist, gibt es mit einem Anteil von rund 60 Prozent überdurchschnittlich viele schwarze Tiere und eher wenige mit Zackenmuster», erklärt der Reptilienexperte. Das liege daran, dass die schwarzen Vipern mehr Sonnenwärme aufnehmen könnten.
Die beiden erwachsenen Schlangen, die derzeit im Botanischen Garten zu sehen sind, stammen aus der Gegend des Vanil-Noir. Sie wurden im vergangenen Herbst mit einer Sonderbewilligung des Kantons eingefangen. Da sie das Leben in Gefangenschaft nicht gewöhnt sind, sollen sie im Sommer wieder ausgesetzt werden. «Wir werden sie genau dahin zurückbringen, wo wir sie gefunden haben», versichert Monney. «Dort werden sie sich rasch wieder zurechtfinden. Aspisvipern verfügen über ein sehr gutes visuelles und olfaktorisches Gedächtnis.» Die sechs Jungtiere hingegen, die das Terrarium als ihr Zuhause kennen, werden hier blieben.
Die Anschaffung und Installierung des Terrariums aus bruchsicherem Glas hat laut Susanne Bollinger vom Botanischen Garten rund 4000 Franken gekostet. Für die Finanzierung kamen das kantonale Büro für Natur- und Landschaftsschutz und die Freunde des Botanischen Gartens auf.
Am Sonntag, dem 30. April, wird das Terrarium den Besuchern offiziell übergeben. Zwischen 14 und 15.30 Uhr stellen deutsch- und französischsprachige Experten die Aspisvipern, die Reptilienwelt des Kantons Freiburg und die geschützten Pflanzen des Botanischen Gartens vor, die derzeit in Blüte sind.
Giftiger Biss
Aspisvipern treten in zwei verschiedenen Färbungen auf: ganz schwarz oder mit einem zickzack-förmigen Muster. Sie werden bis zu 75 Zentimeter lang und 20 bis 25 Jahre alt. Die Tiere sind sehr scheu und greifen deshalb keine Menschen an. Wer dennoch gebissen werde, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, so Jean-Claude Monney. Der Biss der Aspisviper sei zwar giftig, im Normalfall aber nicht tödlich. «Schwere Komplikationen gibt es nur, wenn eine Allergie vorliegt.» cs