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«Auf die Interpretation kommt es an»

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Autor: Hannes Währer

Es ist vier Uhr an einem Donnerstagnachmittag im Islamischen Zentrum Murten. Muhamed Gadareshi, der mit seinen 28 Jahren bereits Gemeindevorsteher ist, bietet höflich einen Kaffee an. Und Shemsedin Ismaili, der Imam des Zentrums, offeriert dazu eine Marlboro. Wir sitzen in einem Vorraum der Moschee: Einige Tische und Bänke, ein Kaffeeautomat und ein Billardtisch sind das gesamte Mobiliar. Während der Rauch der Zigaretten langsam aufsteigt, kommen wir ins Gespräch. Gadareshi übersetzt, denn Ismaili kann noch nicht so gut Deutsch und ist erst seit zwei Jahren in der Schweiz. «Aber er ist daran, es zu lernen», erklärt er. Ismaili ist sprachgewandt. Er spricht Bosnisch, Mazedonisch, Türkisch, Russisch und natürlich Arabisch. «Gebete und die Koranrezitation erfolgt ausschliesslich in Arabisch», erklärt Ismaili. Früher konnte der Imam fast den gesamten Koran auswendig. «Aber natürlich habe ich auch Teile davon wieder vergessen», erklärt er lächelnd. Um seiner Aufgabe gerecht zu werden, hat Ismaili vier Jahre in Sarajevo und weitere zwei Jahre im mazedonischen Tetovo islamische Theologie studiert.

Einander erkennen

Seine Aufgabe ist, den Mitgliedern der Gemeinde bei jeglichen Fragen beiseite zu stehen. Die wichtigste Aufgabe aber ist, den Koran zu kommentieren, zu erklären und die Auslegung vorzunehmen. Das sei zentral, «denn es gibt nur einen Koran und darauf, wie man ihn interpretiert, kommt es an.» Wer eine richtige Auslegung praktiziere, verhindere damit jegliche Radikalisierung, erklärt Ismaili. Als Beispiel führt er die Sure Al-Hudschurat, Vers 13 an, welche zum friedlichen Zusammenleben unter den Völkern aufrufe: «Oh ihr Menschen, wir haben euch aus Männlichem und Weiblichem erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen errichtet, auf dass ihr einander erkennen möget.» «Leider», meint Gadareshi, «beeinflusst das kriegerische Geschehen beispielsweise in Irak und Afghanistan auch die Menschen in der Schweiz. Politik wird viel zu stark mit Religion vermischt.» Oft werde Religion aus finanziellen und politischen Interessen missbraucht.

Die Gemeinde wächst

Während des Gesprächs treffen weitere Besucher ein. Nach einer Stunde ist die Runde auf etwa acht Männer angewachsen. Das sei die übliche Besucherzahl von Montag bis Donnerstag. Freitags seien jedoch jeweils bis zu 100 Leute anwesend, und an Feiertagen sei es vorgekommen, dass die Moschee aus allen Nähten geplatzt sei und sich an die 500 Personen versammelten. Und die Gemeinde wachse ständig, so Gadareshi.

Auf die Fragen, ob es auch Menschen gebe, die sich wieder vom Islam abwenden und wie man mit ihnen umgehe, sagt Ismaili: «So etwas kommt selten vor, wer den Islam genügend tief studiert hat, bleibt in der Regel Muslim. Will aber jemand konvertieren, so darf er nicht unter Druck gesetzt werden. Das sollte eine Privatsache sein.» Ähnlich die Äusserungen zu Mischehen. Muslime würden ihre Kinder im Islam unterweisen und ihnen damit den Weg zeigen. Wolle eine junge Frau dennoch partout einen Nicht-Muslim heiraten, müsse der Entscheid respektiert werden. «Gewalt darf auf keinen Fall angewendet werden», sagt Gadareshi.

Mehr Kontakte

Wie wird der Abstimmungskampf um Minarette erlebt? «Schade, wenn Minarette verboten werden», sagt der Imam. «Aber wir werden den Entscheid respektieren.» Menschen, die das Verbot befürworten, hätten vermutlich wenig Kontakt mit Muslimen. «Das sollte sich ändern», sagt Gadareshi. Das Islamische Zentrum in Murten sei immer offen für alle: «Aber Besucher sollten sich an mich oder unseren Imam wenden», sagt Gadareshi. Schliesslich verstehe nicht jeder Muslim viel vom Islam.

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