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Ausflug in eine Zeit, als die «Neigung zu Müssiggang» noch bestraft wurde

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Imelda Ruffieux

Kriminelle Frauen wurden mit Vorliebe ertränkt, Falschmünzer wurden gekocht und Diebe gehängt. Anderen Verbrechern wiederum wurde der Kopf mit dem Vorgängermodell der Guillotine, der «Taille-Tête», abgeschlagen. Unter dem Motto «Verbrechen und Strafen: In den Abgründen des Archivs» bot sich in der Museumsnacht vom Samstag die Gelegenheit, im Staatsarchiv Freiburg mehr über Kriminelle, Gefängnisse und die Justiz im Mittelalter zu erfahren. Die Historiker Kathrin Utz Tremp und David Blanck machten in ihren Vorträgen rasch klar, dass das Mittelalter nicht umsonst finster genannt wird.

Folge dem Geld

Nicht etwa juristische Unterlagen oder Familiendokumente geben heute Aufschluss darüber, ob im Stadtstaat Freiburg vor gut 600 Jahren fleissig Kriminelle oder angebliche Verbrecher exekutiert wurden. «Folge dem Geld» lautet vielmehr die Devise, denn es sind allein die Rechnungen des Seckelmeisters über bestellte und bezahlte Henkerutensilien, die ahnen lassen, wie damals Recht gesprochen wurde.

Schön verschnörkelt

Ab 1475 sind in den sogenannten Schwarzbüchern Details über die Hingerichteten und ihre Verbrechen nachzulesen. Das heisst, sie wären nachzulesen, wenn man als ungeübter Laie die alten Dokumente denn auch wirklich lesen könnte. Einige der damaligen Beamten hatten ja eine wirklich schöne Schnörkelschrift, aber eben: Schnörkel zu entziffern ist nicht jedermanns Sache. «Es gab damals viele Kriege. Wenn die Freiburger Söldner nach Hause kamen und sich nicht mehr in der normalen Gesellschaft zurechtfanden, wurden sie zu Kriminellen», beschrieb David Blanck eine damals offenbar übliche Laufbahn.

Ohren ab

Sicher auch nicht gerade ein Lebenstraum war im Mittelalter der Beruf des Henkers. Weil niemand so richtig freiwillig diese unehrenhafte Tätigkeit übernehmen wollte, zwang man ehemalige Kriminelle dazu. Damit für die ganze Gesellschaft von aussen klar ersichtlich war, was diese tagaus, tagein so trieben, wurden ihnen zur Stigmatisierung die Ohren abgeschnitten.

Nach einem solchen Exkurs in eine Zeit, die heute zum Glück vorbei ist, ist es geradezu erholsam, alte Dokumente über die Planung und den Bau von Gefängnissen zu studieren. Aus einem Erlass des Grossen Rats ist ersichtlich, dass die «landwirtschaftliche Kolonie Bellechasse» Ende des 19. Jahrhunderts für die Bestrafung von Vergehen wie «gewohnheitsmässigen Miss- brauch geistiger Getränke, ungehörigen Lebenswandel oder der Neigung zu Müssiggang» eröffnet wurde: Alkoholiker, Hallodris und «Fuuli Sieche» wurde also mit Arbeitslager bestraft – heute kaum noch denkbar.

So ein Rundgang im Staatsarchiv ist interessant und absolut empfehlenswert. Doch wenn man die förmlich nach Geschichte und Geschichten riechenden Räume wieder verlässt und sich die moderne Zivilisation mit einem Handyklingeln zurückmeldet, ist man irgendwie schon froh, dass man nicht im Mittelalter leben muss.

«Wie lautet der Name des auf der Lithografie erkennbaren Bauwerks, wo befand es sich genau, wozu diente es lange Zeit und in welchem Jahr wurde es abgebrochen?» Olala, das geht ja schon gut los. Ich habe keine Ahnung, was für ein Turm auf der alten Karte zu sehen ist, geschweige denn, was aus ihm wurde, und lege deshalb die Wettbewerbskarte des Deutschen Geschichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg diskret wieder zurück auf den Tisch.

Alte Dokumente und Bilder bieten spannende Einblicke in das frühere Leben in Freiburg.Bild Charles Ellena

Bilanz: 5000 Detektive durchstöberten die Museen

Nicht nur das Staatsarchiv, sondern auch 14 weitere Museen und Institutionen im Kanton Freiburg haben an der dritten «Nacht der Museen» teilgenommen. Wie die Organisatoren mitteilen, liegen die Besucherzahlen mit etwa 5000 auf dem gleichen Niveau wie im letzten Jahr. Dies, obwohl der Anlass heuer mit zahlreichen zur gleichen Zeit stattfindenden Anlässen konkurrieren musste.

Gutenberg-Museum zog an

Die Besucherinnen und Besucher verwandelten sich getreu dem diesjährigen Motto «Als Detektiv unterwegs» in Sherlock Holmes und lösten knifflige Fälle. Am meisten Andrang verzeichnete mit etwa 1500 Leuten das Gutenberg-Museum. Auch im Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle und im Naturhistorischen Museum sowie im Staatsarchiv gaben sich die Besucher förmlich die Klinke in die Hand.

Viele Helfer im Einsatz

Über 400 Helferinnen und Helfer waren hinter den Kulissen und beim Gästeempfang im Einsatz, um die Nacht der Museen zu einem Erfolg zu machen. «Ein enthusiastisches, eingeschworenes Team», wie die Organisatoren in ihrer Mitteilung schreiben.

Die vierte Ausgabe der Nacht der Museen in Freiburg findet am 26. Mai 2012 statt.im

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