Die Gemeindeversammlung von Rüschegg befindet am 14. Juni über die Oberstufe der Realschule im Dorf. Drei Varianten bieten sich an: Wegzug, Mosaik oder Status quo.
Wenn es um die Schule geht, scheiden sich in Rüschegg die Geister. Alle Kinder im Dorf besuchen die Primarschule. Danach trennt sich ihr Weg: Die Schülerinnen und Schüler der Realschule werden im Dorf unterrichtet, die Sekundarschülerinnen und -schüler gehen nach Schwarzenburg. Das passt nicht allen im Dorf. Eine Projektgruppe Zukunft Oberstufe Rüschegg will, dass auch die Realschülerinnen und -schüler der Oberstufe in Schwarzenburg unterrichtet werden.
Am 14. Juni findet in der Turnhalle Riffenmatt eine denkwürdige Gemeindeversammlung statt. «Wir haben eine grosse Halle gemietet, weil wir hoffen, dass viele zur Abstimmung kommen werden», erklärte Gemeindepräsident Markus Hirschi an einer Infoveranstaltung Ende letzter Woche in Rüschegg.
Was die Schule betrifft, so verlaufen die Gräben mitten durch die Familien, sagte der Gemeindepräsident. An der Gemeindeversammlung will Hirschi grösstmögliche Transparenz und Ehrlichkeit über die Haltung der Bevölkerung zur Schule. «Wir werden darum schriftlich abstimmen», verkündete der Gemeindepolitiker.
«Wir arbeiten im Schulbereich gut mit Schwarzenburg zusammen, und das wollen wir nicht aufs Spiel setzen.»
Sonja Wyss
Abstimmungsprozedere
Drei Varianten, wie das Resultat aussehen wird, sind möglich: Die erste Variante sieht vor, dass die ganze Oberstufe nach Schwarzenburg wechselt. Markus Heinzer, unabhängiger Berater und Projektleiter für Gemeinden im Kanton Bern, wurde von Rüschegg als externer Berater beigezogen. Er erklärte, dass die Oberstufe in Schwarzenburg aus einem durchlässigen Schulmodell mit Jahrgangsklassen bestehe. Zum Teil würden Fächer in Klassen unterrichtet, deren Schülerinnen und Schüler sowohl der Sekundarschule als auch der Realschule angehören. Ein Niveau-Wechsel von der Real- in die Sekundarschule sei möglich.
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Charles Ellena
Wird an der Gemeindeversammlung diese Variante angenommen, so ist die Sache gelaufen, und die Oberstufe geht nach Schwarzenburg. Wird der Vorschlag hingegen abgelehnt, muss die Gemeindeversammlung über das Mosaik-Modell abstimmen, das in Rüschegg realisiert wird. Auch dieses ist als durchlässiges Modell vorgesehen, aber in Mehrjahrgangsklassen. Alle Schülerinnen und Schüler der Real- und der Sekundarschule besuchen den Unterricht in allen Fächern in der gleichen Klasse. In Rüschegg wäre ein Niveau-Wechsel von der Real- zur Sekundarklasse möglich, so Heinzer.
«Es ist illusorisch zu glauben, dass alle 13-Jährigen gleich ticken.»
Thomas Burri
Lehnt die Gemeindeversammlung auch diese Variante ab, bleibt alles beim Alten: Die Sekundarschule bleibt in Schwarzenburg, die Realschule in Rüschegg. Heinzer erklärte zu dieser Lösung: «Niveau-Wechsel sind sehr selten und würden den Wechsel des Schulorts mit sich bringen.» Finanziell hielten sich die drei Varianten die Waage.
«Die Gemeindeversammlung wird abstimmen, und der Gemeinderat wird das Resultat umsetzen», betonte der Gemeindepräsident. «Dann wird nicht mehr daran gerüttelt.» Das gewählte Modell soll über Jahre hinaus Bestand haben.
«Niveau-Wechsel sind sehr selten und würden den Wechsel des Schulorts mit sich bringen.»
Markus Heinzer
Dorfschule stärken
Gegnerinnen und Befürworten konnten an der Versammlung ihre Argumente präsentieren. Thomas Burri sprach sich für die Mosaik-Variante und den Erhalt der Oberstufe in Rüschegg aus. Er betonte: «Wir sind überzeugt, dass es für die Gemeinde das Beste ist, wenn die Kinder hier bleiben.» Wenn die Oberstufe gehe, würden die Unterstufe und die Mittelstufe unter dem Weggang leiden. Die älteren Schülerinnen und Schüler könnten den jüngeren ein Vorbild sein und ihnen in der Schule helfen.
In Rüschegg habe sich bisher gezeigt, dass Klassen funktionieren, wenn sich verschiedene Jahrgänge diese teilen. Das Altersargument wies Burri mit den Worten zurück: «Es ist illusorisch zu glauben, dass alle 13-Jährigen gleich ticken.»
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Charles Ellena
Über den Dorfrand schauen
Sonja Wyss sprach für die Projektgruppe Zukunft Oberstufe Rüschegg. «Die Ausbildung darf nicht an der Dorfgrenze enden», erklärte sie. «Wir arbeiten im Schulbereich gut mit Schwarzenburg zusammen, und das wollen wir nicht aufs Spiel setzen.»
Zur Erinnerung: Schwarzenburg gelangte bezüglich der Zukunft der Oberstufe mit einer Anfrage nach Rüschegg. Der Gemeinderat beantwortete den Brief abschlägig. Eine Initiativgruppe akzeptierte dies nicht und brachte die Sache in Rüschegg aufs politische Tapet.
Die Initiativgruppen ist für den Beibehalt der Unterstufe und Mittelstufe in Rüschegg. Der Wechsel der Oberstufe nach Schwarzenburg ermögliche jedoch neue Kontakte, führe zu neuen Ideen, gestatte eine breite Vernetzung und binde die Lernenden in ein stabiles Schulzentrum ein. Die Projektgruppe befürchtet, dass der reibungslose Schulbetrieb in Rüschegg wegen des akuten Mangels an Lehrpersonen gefährdet sein könnte.
Gemäss Gemeindepräsident Hirschi hat sich die Schulkommission für einen Wechsel nach Schwarzenburg ausgesprochen. Der Gemeinderat entschied hingegen Stimmfreigabe.
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