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Basler Philosophin Annemarie Pieper gestorben: Sie gab Denkanstösse zu einem sinnvollen Leben

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Sie war eine der ersten Professorinnen in Basel, Nachfolgerin von Karl Jaspers und Moderatorin der SRF-Sendung «Sternstunde Philosophie»: Für Annemarie Pieper war Philosophieren immer eng mit Leben verbunden.

Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard, über den Annemarie Pieper ihre Doktorarbeit verfasst hat, schrieb: «Es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist (…), für die ich leben und sterben will.» Der Satz passt zum Wirken von Annemarie Pieper. Sie verstand Philosophie nie als blosse theoretische Tätigkeit im wissenschaftlichen Elfenbeinturm. Für sie war Philosophieren, Wahrheitssuchen und Leben eng verbunden.

1981 wurde Pieper mit 40 Jahren als eine der ersten Frauen als Professorin an die Universität Basel berufen. Sie übernahm den von Karl Jaspers geprägten Lehrstuhl für praktische Philosophie, neben Kierkegaard ein weiterer bedeutender Vertreter der Existenzialphilosophie, dem sich Pieper verbunden fühlte.

Einem breiteren Publikum war Pieper bekannt als Fernsehmoderatorin der Sendung «Sternstunde Philosophie». Ihr war es stets ein Anliegen, komplexe Gedankengänge so zu erklären, damit sie ohne grosses Vorwissen verstanden werden können und sie in die Lebenswelt der Leserinnen und Zuhörer zu verorten.

Im Alter von 60 Jahren vollzog sie einen aussergewöhnlichen Schritt und liess sich an der Universität Basel frühzeitig pensionieren. «35 Jahre an der Universität lehren, das reicht», sagte sie. Natürlich beschäftigte sie sich aber weiterhin mit Philosophie – ausserdem verfasste sie Romane.

Die Langeweile als Antrieb

2020, während der Coronakrise, gab sie dieser Zeitung eines ihrer letzten Interviews. Auf eine Mailanfrage reagierte sie sofort. Man könne sie jederzeit anrufen, sie helfe gerne weiter, nur nicht mittags zwischen halb zwölf und halb zwei, da gehe sie jeweils Velofahren. In den Lockdowns der Coronakrise sah sie trotz aller negativen Folgen auch eine Chance: «Es gibt wieder mehr Spielräume, die wir selber füllen können. Aber eben auch füllen müssen, um das Leben so gestalten zu können, dass es uns Spass macht und vielleicht sogar sinnvoll erscheint.»

In einer von Konsumismus und sozialen Medien geprägten Welt, deren Versprechen es ist, alle menschlichen Bedürfnisse unmittelbar befriedigen zu können, kam der Coronakrise für Pieper eine existenzielle Bedeutung zu. Der Mensch wurde auf sich selbst zurückgeworfen und musste sich wieder mit der Langeweile auseinandersetzen. «Man muss alle Instrumente, die man als Mensch hat, vom Verstand über die Einbildungskraft bis hin zur reinen Fantasie spielen lassen, dann fällt einem immer etwas ein», sagte sie.

Das Problem sah sie darin, dass aufgrund der Ökonomisierung unserer Lebenswelt viele Menschen davon überzeugt seien, dass Tätigkeiten, die keinen ökonomischen Wert generieren, keinen Sinn hätten. Diese Einstellung gälte es zu revidieren.

Pieper konnte vielen Tätigkeit einen Sinn abgewinnen. Wenn sie vom Schreiben und Nachdenken eine Auszeit brauche, so erzählte sie im Interview, gehe sie in den Keller und mache an einem grossen Puzzle weiter. «Das finde ich beruhigend, weil die Teile ja so konstruiert sind, dass sie ineinanderpassen.»

Das letzte Buch im Alter von 80 Jahren

2021, mit 80 Jahren, hat Pieper noch einmal ein neues Buch veröffentlicht. Es passt wunderbar in ihr Lebenswerk und trägt den Titel: «Denkanstösse zu unseren Sinnfragen». Dazu schreibt ihr Kollege Anton Hügli in der NZZ: «Leichthändig spielt sie auf der Klaviatur der Themen ihres lebenslangen Philosophierens – nicht für ihre Fachkollegen, sondern für Leserinnen und Leser, die, nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrungen im Corona-Lockdown, ihren eigenen Lebensentwurf überdenken und ihr Verhältnis zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen klären möchten.»

Wie aus einer Todesanzeige in der NZZ vom 27. März hervorgeht, starb Pieper bereits am 15. Februar im Alter von 83 Jahren. Der Öffentlichkeit war das bisher aber nicht bekannt.

Kommentar (1)

  • 27.03.2024-Gudrun Keintzel - Schön

    Welch ein Mensch!? Danke, dass der Artikel ihre überragende Leistung als Wissenschaftlerin in einem von der Männerwelt dominierten Gebiet klar herausstellt.
    Möge ihr Beispiel Schule machen!

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