Bauen entgegen den Bedürfnissen

Eine Einsendung aus der Leserschaft zur aktuellen Wohnungssituation in Freiburg, respektive zu den Artikeln «Grosse Wohnungen sind eine Rarität», FN vom 28. Januar, und «Wohn- und Hotelturm auf Stand-by», FN vom 31. Januar 2023.

Mit Interesse haben wir in den «Freiburger Nachrichten» die beiden Artikel zur Wohnsituation in der Stadt Freiburg gelesen. Im zweiten Artikel behauptet der zuständige Architekt, dass in der Stadt Freiburg aktuell 1’500 bis 2’000 Wohnungen fehlen würden. Der Wohnungs- und Immobilienmonitor Freiburg zeichnet jedoch ein völlig anderes Bild. Gemäss den letzten Erkenntnissen standen in der Stadt Freiburg 3,8 Prozent der Wohnungen zur Verfügung. Dass es in der Stadt Freiburg an 3,5- bis 5-Zimmer-Wohnungen fehlt, wird kaum jemand widersprechen. So stand zum Beispiel der Leerwohnungsbestand für Vierzimmerwohnungen in den letzten 15 Jahren immer tief zwischen 1,4 und 2,5 Prozent. Was aber im Artikel nicht erwähnt wird, ist, dass es insbesondere Wohnungen zu erschwinglichen Mietpreisen braucht. Gemäss den uns zur Verfügung stehenden Informationen fanden wegen horrender Verkaufspreise die geplanten Wohnungen im Beaumont-Turm keine oder nur wenige Abnehmer – Verkaufspreise, die sich der Mittelstand nicht leisten kann. Zudem gibt es in der Stadt wie auch im Beaumont-Quartier bereits viele leer stehende Büroräume, was vom Architekten im Artikel ebenfalls nicht erwähnt wird. Der Umstand, dass mindestens ein Drittel der Geschäftsräume in den Beaumont-Süd-Gebäuden keine Abnehmer gefunden haben, wird ebenso verschwiegen.

Mit den Bauprojekten «Friglâne» und «Africanum» wird sich diese Situation im Beaumont- und Vignettaz-Quartier noch verschärfen. Während mit der Revision des Ortsplans der Stadt Freiburg vielen Kleinbesitzern das Leben schwer gemacht wird, haben die Gemeindebehörden bei den letzten Detailbebauungsplanungen den Promotoren und Architekten das Zepter für völlig überdimensionierte Bauprojekte überlassen. Es sei darum die Frage erlaubt: Wann werden gewisse Promotoren und Architekten endlich Bauprojekte planen, welche den effektiven Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen?

Georges Neuhaus, Kollektiv LQBV, Freiburg