Bauernfamilien herausgefordert
Jahrespressekonferenz des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) in Klein-Vivers
Hohe Produktionskosten, sinkende Preise und düstere internationale Aussichten: So präsentiert sich die Ausgangslage für die Schweizer Bauernfamilien zu Beginn des neuen Jahres.
Von JOSEF JUNGO
Dies betonten die Exponenten des Schweizerischen Bauernverbandes, Präsident Hansjörg Walter und Direktor Jacques Bourgeois, am Donnerstag an der jährlichen Pressekonferenz auf dem Betrieb der Familie Béat und Elsbeth Aeberhard in Klein-Vivers (Gemeinde Bärfischen). Dass sich aber die Bäuerinnen und Bauern den Herausforderungen stellen, initiativ und innovativ sind, zeigte der stellvertretende Direktor Urs Schneider anhand des Betriebes Aeberhard auf.
Wirtschaftlichkeit als Knacknuss
Einleitend kommentierte Direktor Jacques Bourgeois den 70 Seiten umfassenden Tätigkeitsbericht des Bauernverbandes. Die Wirtschaftlichkeit sei die grosse Knacknuss der Betriebe, führte er aus. Bei vier von fünf Betrieben würden Familien deutlich mehr verdienen, wenn sie einer Arbeit ausserhalb der Landwirtschaft nachgingen. In den übrigen Sektoren sei ein Jahreslohn von 66 500 Franken der Durchschnitt. In der Landwirtschaft liege der Jahresarbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft jedoch bei 36 700 Franken. Bourgeois legte dar, dass die Produktionskos-ten in der Schweiz weit über denjenigen der EU-Länder liegen. Er forderte deshalb Parallelimporte von landwirtschaftlichen Produktionsmitteln.
Ein Drittel der Bauern
blieb auf der Strecke
SBV-Präsident Hansjörg Walter stellte fest, dass ein Drittel der Bauernbetriebe die umwälzenden politischen Reformen nicht überstanden habe. Damit die Zukunft gelinge, brauche die Landwirtschaft die Unterstützung von Politik und entsprechende Rahmenbedingungen, um so den Bauern längerfristige Perspektiven zu bieten.
Um dies zu erreichen, nannte Walter vier Voraussetzungen: Eine faire Verteilung der Wertschöpfung in der Agro-Food-Kette, unternehmerische Freiräume und einen vernünftigen Grenzschutz. Als vierten Punkt erwähnte er die Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen (Nahrungsmittelproduktion, Pflege der Kulturlandschaft und dezentrale Besiedelung) durch die Direktzahlungen.
Korrekturen gefordert
Ein Grossteil dieser Voraussetzungen könnte über das Reformpaket der AP 2011 zumindest ansatzweise geregelt werden, führte der Präsident aus. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Lösung könne der Bauernverband nicht akzeptieren und habe deshalb Mitte Dezember beim Bundesamt für Landwirtschaft Korrekturvorschläge eingereicht. Es werde verlangt, dass der Zahlungsrahmen mindestens so hoch bleibt wie beim letzten Paket im Jahre 2007 und um die aufgelaufene Teuerung erhöht wird. Eine Umlagerung der sehr einkommenswirksamen und effizienten Marktstützungsmassnahmen in Direktzahlungen werde abgelehnt.
AP 2011 straft
Freiburger Bauern
Im Kanton Freiburg gibt es 3546 Landwirtschaftsbetriebe. Dies sind 5,5 Prozent aller Betriebe der Schweiz. Sie stellen zehn Prozent der schweizerischen Produktion her. Die Hauptproduktionszweige sind Viehwirtschaft und Milchproduktion, Fleisch, Getreide sowie Saatkartoffeln. Die Landwirtschaft und die Agro-Lebensmittelproduktion erbringen zwanzig Prozent des Bruttoinlandproduktes des Kantons, erklärte Grossrat Josef Fasel, Präsident des Freiburgischen Bauernverbandes, in seinem Grusswort an der Jahrespressekonferenz des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) in Klein-Vivers.
Mit der in der AP 2011 anvisierten weiteren Extensivierung werden die produzierenden Bauern im Kanton Freiburg laut Josef Fasel bestraft. Zusammen mit der Regierung, die dem Bauernstand gut gesinnt sei, gelte es in den nächsten Jahren Innovationen zu entwickeln. Er dachte dabei an die Energieproduktion, Sonnenkollektoren, Pelletsproduktion, Holzheizung oder Biogas zur Stromproduktion.
Eine neue Werbekampagne des Bauernverbandes wende sich dieses Jahr insbesondere an die städtische Bevölkerung und Konsumenten, sagte er. ju
Innovative
Bauersleute
Der Schweizerische Bauernverband hielt am Donnerstag seine Jahrespressekonferenz auf dem Betrieb von Béat und Elsbeth Aeberhard in Klein-Vivers ab. Ihr Betrieb (21 Hektaren) wurde als gutes Beispiel hervorgehoben, wie sich die Landwirtschaft den Herausforderungen von morgen stellen kann. Das Paar bietet zudem Tourismus auf dem Bauernhof an (Schlafen im Stroh, im Tipi-Zelt, Schule auf dem Bauernhof, Zimmer und Essen). Seit Mittwoch sind die 27 Kühe im neuen Boxenlaufstall mit Solardach (960 m2) untergebracht. ju