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Beziehungskiste unter der Lupe

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Autor: Silvia Häcki-Eggimann

Arno Geiger weiss «alles über Sally». Zumindest heisst so sein neuer Roman. Um was geht es darin? Da ist Sally, eine Lehrerin und Mutter dreier junger Erwachsener, eine Frau mitten im Berufs- und Familienleben. Sally ist unternehmungslustig, entschlussfreudig und attraktiv, die Verkörperung einer emanzipierten Frau. Sie hat keine einfache Jugend gehabt. Ihren englischen Vater hat sie nie kennen gelernt, aufgewachsen ist sie bei den Grosseltern.

Dümpelnde Normalität

Da ist Alfred, ihr Ehemann. Als Museumskonservator hat er sich das Archivieren und Dokumentieren zur Lebensaufgabe gemacht, beruflich wie privat. Und da ist eine dreissigjährige Ehe, wohlerprobt und geformt durch Glücksmomente und Krisen. Längst herrscht dümpelnde Normalität. Auch Alfreds Stützstrumpf und sein Selbstmitleid wirken eher nachteilig auf Sallys Leidenschaft. So weit die Ausgangslage.

Ein durchwühltes Leben

Durch ein einschneidendes Ereignis wird das Ehe- und Familienleben jäh erschüttert: Während Sally und Alfred in England ihre Ferien verbringen, wird daheim in ihr Haus eingebrochen. Nun ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Das ganze Haus ist durchwühlt worden. Alfreds in jahrelanger Arbeit angelegte akribisch geführte Tagebücher das Dokument eines ganzen Lebens, sind beinahe komplett zerstört.

Die Eheleute reagieren auf ihre je eigene Weise. Alfred erstarrt in wochenlanger Verzweiflung. Sally wiederum erlaubt sich eine Affäre, nicht die erste. Die Romanze wird beendet, indem die Betrügerin von ihrem Lover betrogen wird.

Am Schluss des Buches raufen sich die Eheleute zusammen, das Ende bleibt offen. Als Leserin hofft man, dass es die beiden schaffen, auch diese Krise zu meistern. Immerhin: der leidige Stützstrumpf verschwindet, er wird gegen einen Gips ausgetauscht. Mit einem Gips ist laut Sally «eindeutig mehr Staat zu machen als mit einem Stützstrumpf».

Die Beschreibung einer Beziehung mit durchaus sympathischen Hauptakteuren ist spannend. Eine Rückblende über die Zeit in Kairo, wo sich das Paar kennen und lieben gelernt hat, bereichert den Roman. In einem weiteren Kapitel lässt der Autor auf originelle Weise 41 Seiten lang Alberts Gedankengängen freien Lauf, und verwendet dafür nur einen einzigen Satz! Nicht zuletzt erfüllt Arno Geiger das Versprechen des Titels: Nach der letzten Seite bleibt das Gefühl, «alles über Sally» zu wissen, fast alles. So lässt man sich ein Buch gerne gefallen.

Arno Geiger: «Alles über Sally», Roman, Hanser, 368 S.

Silvia Häcki-Eggimann ist Erwachsenenbildnerin.

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