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Bilder aus einem zerrütteten Land

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«Fulminant»: Mit diesem Wort fasst die Filmfachfrau Beki Probst ihre Karriere der letzten 40 Jahre zusammen. «Mein Leben war bisher wie eine Achterbahnfahrt», erklärt sie im Gespräch mit den FN. Ihr Werdegang führte die gebürtige Türkin zunächst nach Cannes, wo sie als junge Reporterin unter anderem Brigitte Bardot und Sophia Loren interviewte, dann nach Bern, wo sie bis vor einigen Jahren als Kinobetreiberin tätig war, und immer wieder auch nach Berlin. Dort mauserte sich Probst über die Jahre zu einer festen Mitarbeiterin der Berlinale (siehe Kasten rechts). Für das Berliner Filmfestival war sie zunächst Delegierte für die Türkei und Griechenland und schliesslich Begründerin und Präsidentin des European Film Market – einer der grössten Filmmessen der Welt. Heute gilt Probst als Grande Dame der Berlinale und als eine der prägendsten Figuren in der europäischen Filmlandschaft.

Ein Fenster zur Welt

Probsts Liebe zum Kino entzündete sich vor weit mehr als einem halben Jahrhundert in ihrem Heimatland: der Türkei. Dort entwickelte sie als Kind in wöchentlichen Kinobesuchen eine Obsession für die bewegten Bilder auf der Leinwand. «Es gab damals noch kein Internet und noch nicht einmal das Fernsehen», so Probst. «Das Kino war für uns deshalb das wichtigste Fenster zur Welt.» Am Filmfestival in Freiburg kehrt Probst diese Woche zumindest in Gedanken zurück in jene Heimat ihrer Kindheit, die seit Jahren von grossen politischen Umwälzungen betroffen ist. In Form einer Carte Blanche präsentiert sie eine Auswahl aus fünf türkischen Filmen, welche die Geschichte und Gegenwart eines zerrütteten Landes spürbar machen – eines Landes zwischen muslimischer Tradition und politischer Repression, zwischen religiösen Führern und Recep Tayyip Erdogan.

«Es gibt Filme, die hat man kurz nach dem Kinobesuch wieder vergessen, andere bleiben hingegen lange haften und setzen sich im Gedächtnis fest», sagt Probst. Filme von diesem Schlag seien es, die ihr beim Zusammenstellen der Carte Blanche in den Sinn gekommen seien. «Ich habe Filme ausgewählt, die mich persönlich besonders beeindruckt haben», so Probst.

Hypnotische Bilder

Dazu gehört etwa der Film «Yol», der 1982 an den Filmfestspielen in Cannes brillierte. Das harsche Porträt der Türkei nach dem Militärputsch von 1980 war dort während 15 Jahren verboten und entstand bereits unter erschwerten Bedingungen: Regisseur Yilmaz Güney wurde kurz vor Drehbeginn wegen seiner politischen Gesinnung verhaftet und steuerte die Entstehung seines bildgewaltigen Dramas aus dem Gefängnis heraus. Die Entstehung des Films und das Leben seines Regisseurs sind im Dokumentarfilm «The Legend of the Ugly King» festgehalten. Nichts von seiner Aktualität verloren hat der Film «Journey to the Sun» von 1999. Er erzählt von einer Freundschaft zwischen zwei jungen Männern – der eine ist Türke, der andere Kurde. Der erste türkische Film, in dem die kurdische Sprache zu hören war, brachte seiner Regisseurin einen Prozess ein. Für Beki Probst sind Filme wie diese aber nicht allein wegen ihres politischen Inhalts bedeutsam: «Bei diesem Film stimmt das Ensemble von Schauspiel, Musik und Bildern. Darauf kommt es an», sagt sie.

Das gelte auch für den fast vollkommen in der Natur gedrehten Film «Honey» und für «Winter Sleep», den wohl berühmtesten Film auf Probsts Liste. Das Drei-Stunden-Epos von Meisterregisseur Nuri Bilge Ceylan gilt als der beste türkische Film des neuen Jahrtausends und wurde 2014 mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Ceylan inszeniert darin in langen, poetischen Einstellungen ein subtiles Sittenbild der Türkei nach den Protesten von 2013. «Dieser Film hat mit seinen Bildern das Publikum in Cannes regelrecht hypnotisiert», erinnert sich Beki Probst. Ob das diese Woche auch mit dem Publikum in Freiburg gelingt, wird sich zeigen.

Zur Person

Ein langes Leben für das europäische Kino

Die Filmfachfrau und Kinobetreiberin Beki Probst wurde im türkischen Istanbul geboren. Ihr Geburtsjahr behält sie für sich. Nach einem Studium in Jura und Journalistik berichtete Probst als Reporterin einer türkischen Zeitung aus der Filmwelt und kam in Cannes mit dem Who’s Who der Branche in Kontakt. In den 1960er-Jahren wanderte sie in die Schweiz aus. In Bern betrieb sie mit ihrem Ehemann Roland Probst bis vor einigen Jahren die Kinokette Quinnie. Zwischen 1981 und 1988 war Probst als Delegierte für die Berlinale tätig. Ab 1988 baute sie für das Berliner Filmfestival den European Film Market (EFM) auf – eine der wichtigsten Filmmessen der Welt mit jeweils über 9000 Fachleuten aus über 100 Ländern. Den EFM leitete Probst bis 2014 und präsidierte ihn bis in diesem Jahr. Letzten Monat wurde Beki Probst mit der Berlinale-Kamera für ihre langjährigen Verdienste ausgezeichnet. Probst arbeitete früher auch für das Filmfestival in Locarno und sass in Toronto, Jerusalem und San Sebastian in der Jury.

lr/Bild Juliane Eirich, EFM, zvg

Programm

Die fünf Filme der Sektion «Diaspora»

«The Legend of the Ugly King» : Mo., 19.3., 21 Uhr, Arena 6.

«Honey» : Sa., 24.3., 17.30 Uhr, Rex 3.

«Journey to the Sun»: Sa., 24.3., 17.45 Uhr, Rex 1.

«Winter Sleep» : Mo., 19.3., 12.30 Uhr, Rex 1; Do., 22.3., 17 Uhr, Rex 3.

«Yol» : Mo., 19.3., 15.15 Uhr, Arena 7. Nach der Vorführung spricht Beki Probst mit dem Publikum über ihre Filmauswahl und über ihr Leben.

lr

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