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Billige Arbeitskraft für die Bauern?

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Billige Arbeitskraft für die Bauern?

Auf einer Alp bei Charmey arbeitet der geistig behinderte Othmar M. mit: Ein Augenschein

Vor einem Jahr haben Werner und Heidi Siegfried den 31-jährigen Othmar M. auf ihrem Hof in der Lenk aufgenommen. Seit zwei Monaten lebt der Behinderte mit dem Paar nun auf der Alp «Les Naix» bei Charmey: Für betreutes Wohnen und Arbeiten auf dem Bauernhof setzt sich die Stiftung «Landwirtschaft und Behinderte» ein.

Von IRMGARD LEHMANN
(Text und Bilder)

Blondhaarig ist er, gross und kräftig, der geistig behinderte Othmar aus dem Luzerner Hinterland. Als der Jeep mit den Gästen anrückt, ist er auch gleich zur Stelle. Er trägt ein poppiges, grasgrünes T-Shirt, grüsst mit deutlichen und lauten Worten und ist sichtlich erfreut, dass «heute auf der Alp was läuft».

Seit einem Jahr wohnt und arbeitet der 31-jährige Othmar bei Werner und Heidi Siegfried aus der Lenk. Den Sommer jedoch verbringt das Paar auf der Alp «Les Naix» bei Charmey mit einzigartigem Ausblick auf das Tal und das Kloster Valsainte. Auf 1400 Metern Höhe besorgt Werner Siegfried 80 Tiere. Seine Frau Heidi hingegen stellt täglich rund 20 Kilo Bergkäse her.

Unterstützen und Fördern

Othmar ist überall zur Stelle. Auch beim Käsen. Er wendet die Laibe, hält das Kästuch bereit, wischt das Kupferkessi aus. Immer im Blickfeld von Heidi, der Sennerin: «Man muss ihn stets im Auge haben.» Unterstützen und Fördern heisst der Auftrag.

Im Allgemeinen führe Othmar aus, was man ihm auftrage. Trotzdem bleibe Stoff zum «Kiefle», meint die Bäuerin. So mag es das Hirtenpaar ganz und gar nicht, dass Othmar dauernd zur Zigarette greift und sich irgendwo verzieht. «In solchen Fällen muss die Betreuerfamilie mit dem Behinderten eine klare Abmachung treffen», bemerkt Erika Keller, Beraterin der Stiftung «Landwirtschaft und Behinderte» Lub ein. Auch Othmars Neugier macht dem Paar hie und da zu schaffen. Des Fragens werde er nimmermüde.

Schnuppertage und Probezeit

Werner und Heidi Siegfried wussten, auf was sie sich einliessen. Denn bevor die Stiftung «Landwirtschaft und Behinderung» eine Dauerplatzierung vornimmt, werden Schnuppertage und Probezeiten durchgeführt (siehe Kasten).

Othmar sei, so die Sennerin, sehr unstet. Sein Verhalten sei Stimmungs -und Leistungsschwankungen unterworfen. «Man braucht viel Geduld, zumal das Gleiche x-mal wiederholt werden muss.»
So hat Othmar kürzlich verges-sen, den Abhang abzusperrren, bevor er die Kühe aus dem Stall gelassen hat. Nur mit der Hilfe des Hirten Werner vermochte er sie wieder
zusammenzutreiben. Für Othmar sind dies einschneidende Erlebnisse, die er nicht vergisst. «Werner ist so ein Braver, ich aber bin ein Fotzelcheib», sagt er am Tisch. Der Bauer schaut ihn an und schmunzelt ein wenig.

Eine Herausforderung

«Othmar weiss immer genau, was es geschlagen hat», meint der Landwirt. Wenn man eine seiner Taten rühme, dann sei er stolz und blühe auf. Handkehrum könne er aber wieder – wenn die Rüge folgt – zu Tode betrübt sein. «Ein Behinderter mit auf dem Hof ist eine Herausforderung», räumt die Bäuerin und Mutter von vier erwachsenen Kindern ein. «Immer wieder müssen wir überlegen, wie reagieren.»

Und allenfalls die Forderungen und Erwartungen zurückschrauben? Werner Siegfried stimmt zu. Obwohl Othmar eine landwirtschaftliche Anlehre gemacht habe, könne man ihm nur kleine Arbeiten übertragen. «Das Traktorfahren kann ich nicht zulassen, obwohl Othmar dies so sehr wünscht.» Das Gefahrenrisiko auf dem steilen Gelände der Alp sei zu gross.

Behinderten ein Zuhause bieten

Aber warum auch nehmen Bauernfamilien Behinderte auf, wenn dies doch eher Belastung als Erleichterung ist? Etwa des finanziellen Zustupfs wegen? «Die 2550 Franken, welche die Familie monatlich erhält, genügt als Motivation nicht», räumt Erika Keller ein. «Der Wille, einem behinderten Menschen ein Zuhause zu bieten, muss überwiegen.» Und: «Wer meint, mit einem behinderten Menschen eine billige Arbeitskraft zu haben, ist auf dem Holzweg.»

«Uf em Bänkli hocke»

Natürlich wäre er lieber «unten», (in der Lenk) sagt Othmar lachend. Den Weg ins Tal nimmt er auch jedes Wochenende unter die Füsse. Denn Othmar kann alleine reisen. Strahlend erzählt er, wie er durch Bulle, Greyerz, Jaun und Freiburg gestreift sei. Dazwischen immer wieder: «Läck, das isch guet gsi.»

Mit der gleichen Begeisterung erzählt er auch, wie er kürzlich im Zeltlager seine Freundin kennen gelernt habe. «Zum Geburtstag kaufe ich mir jetzt ein Natel.» Ja wozu denn? «Damit ich der Freundin telefonieren kann, Dänk.» (Die Betreuerfamilie zahlt Othmar einen kleinen Lohn von rund 350 Franken.)

Ja, was er denn hier auf der Alp am liebsten tue? «Uf em Bänkli hocke, i de Gägend umeluege und e chli Musigg lose.»
Landwirtschaft und Behinderte

Die Stiftung «Landwirtschaft und Behinderte» (Lub) wurde vor rund zehn Jahren gegründet mit dem Ziel, für Menschen mit geistiger Behinderung Wohn- und Arbeitsplätze auf landwirtschaftlichen Betrieben einzurichten. In der Schweiz nehmen rund 60 Bauernfamilien Menschen mit einer Behinderung auf.

In der Schweiz nehmen rund 60 landwirtschaftliche Betriebe Menschen mit Behinderung auf. Zusätzlich stehen einige Entlastungs- und Ferienplätze bereit, um die Platzierten für eine begrenzte Zeit aufzunehmen. Vizepräsident der Stiftung ist Josef Fasel, Präsident des Freiburger Bauernverbandes.

Betriebe gesucht

Erika Keller aus Kerzers ist zuständig für die Zentral- und Westschweiz. Wie sie sagt, möchte die Stiftung Lub in der Westschweiz vermehrt Fuss fassen. Lub ist somit interessiert an neuen motivierten Betreuerfamilien. Gleichzeitig richtet sich das Angebot der Stiftung an Behinderte, die einen betreuten Wohn- und Arbeitsplatz auf dem Bauernhof suchen.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Behinderter überhaupt auf einem Hof arbeiten kann? «Die geistig behinderte Person muss motiviert und körperlich fähig sein, auf einem Betrieb mitzuhelfen.» Von der Person werde auch erwartet, dass sie sich in den Familienalltag einfügen könne, bemerkt die einstige Primarlehrerin, ausgebildete Bäuerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Und wie lauten die Anforderungen an die Bauernfamilie? «Die Familie sollte den Behinderten ganzheitlich fördern und ihn zu einer grösstmöglichen Selbständigkeit führen.»

Bauernfamilie wird entschädigt

Verläuft das erste Kennenlernen positiv, so wird ein Schnupperaufenthalt von mindestens zwei Wochen vereinbart. Eine anschliessende Probezeit dauert in der Regel drei Monate.

Bevor jedoch ein Betreuungsverhältnis zustande kommt, führt die Beraterin eine Hofabklärung durch. Erika Keller: «Die behinderte Person hat Anrecht auf ein Einzelzimmer und eine Betreuung in allen Lebensbereichen.»

Regelmässiger Besuch

Vier Mal im Jahr findet ein Standortgespräch statt. Der Betrieb wird denn auch regelmässig besucht.

Erika Keller, die eine Ausbildung und Berufserfahrung im Sozi

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