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Blick in die menschlichen Abgründe

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Autor: Irmgard Lehmann

Um es gleich vorwegzunehmen: Das Stück muss man einfach gesehen haben. Erstens wegen des brisanten Themas, wo jeder und jede sich irgendwo wiederfindet. Es geht um den Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen, um Verlogenheit, Heuchelei und Selbsttäuschung. Um Lebenslügen eben.

Hingehen muss man zweitens wegen der knisternden Spannung zwischen den Akteuren, die bis zum letzten Satz da ist. Regisseur Gerhard Kanobel und seine Schauspieltruppe leisten Hervorragendes. Die Inszenierung ist klug und hat Tempo. Die Premiere fand am Freitag im Kulturkeller Gerbestock in Kerzers statt, im Kleintheater, wo die Distanz zwischen Bühne und Publikum ideal ist.

Jeder ist des andern Feind

«Das Leben ist kannibalisch. Das eine Ich frisst das andere Ich. Immer ist jemand dabei, an einem andern zu nagen aus Neid, aus Profitgier, aus Angst», schreibt Tennesse Williams zu seinem Stück. Er hält dem Menschen den Spiegel vor, zeigt ihm sein Gesicht, das verlogene eben. Habgier und Missgunst, vorgetäuschte und echte Zuneigung spielen die Hauptrollen in diesem Stück.

«Die Katze auf dem heissen Blechdach» spielt am letzten Geburtstag eines Plantagenbesitzers – genannt Big Daddy. Er ist schwer krank und wird bald sterben. Doch das verheimlicht ihm die Familie. Für die Baumwollplantage muss ein Nachfolger gefunden werden. Scharf auf das Erbe ist Sohn Cooper, seine Frau erwartet das sechste Kind. Die Dynastie ist gesichert, so das Argument der beiden.

Sein zweiter Sohn Brick und seine Frau Maggie sind kinderlos. Trotzdem zieht Big Daddy Brick vor, seinen Lieblingssohn. Brick kann jedoch mit dieser scheinbar heilen Welt und seinem Vater, den er einfach nur für geldgierig hält, nichts anfangen. Geld und Besitz bedeuten ihm nichts. Brick ist seit längerem Alkoholiker, aus Ekel vor der Heuchelei, wie er sagt. Seine Sportkarriere ist durch einen Unfall beendet worden und nach dem Tod seines Freundes Skipper, für den er sich verantwortlich fühlt, kommt er mit seinem Leben nicht mehr zurecht.

Plädoyer für Ehrlichkeit

Im Lauf des Tages entladen sich die Konflikte – zwischen Brick und seiner Frau Maggie, die gerne ein Kind von ihm hätte, sowie zwischen den Familienmitgliedern. Neid, Hass und Missgunst kommen zum Vorschein.

Wer die Plantage erben wird, hat Tennessee Williams in seinem Stück offen gelassen. Der Autor bietet keine Patentlösungen für zwischenmenschliche Konflikte, aber ein Plädoyer für die Ehrlichkeit im Umgang mit dem Mitmenschen.

Buchhaltungsabteilung

Die Liebe ist eine Buchhaltungsabteilung, das ist das Fazit des Stücks und das haben die Darsteller hervorragend herauskristallisiert – mit betörenden Worten und kleinlauten Gesten. Im Mittelpunkt die Auseinandersetzung von Big Daddy – grossartig gespielt von René Waeber – mit seinem Lieblingssohn Brick, verkörpert durch Karl Ehrler. Sein Schweigen und seine Sturheit gehen unter die Haut. Bis zum Schluss bleibt die Frage, was ihn denn letztlich in die- se Einsamkeit getrieben hat. Ist es die verlogene Gesellschaft oder der Tod des geliebten Freundes, die nicht ge- lebte Homosexualität? Bricks Krücke, die man ihm immer wieder zu entreissen sucht, steht als verbindendes Element.

Mit einem gewaltigen Wortschwall setzt sich Maggie, von Sabine Geiger überzeugend interpretiert, in Szene. Sie will ein Kind und spricht immer wieder von der grossen Liebe. Trotz ihrer langen Monologe ist es der Schauspielerin gelungen, eine geheimnisvolle Aura zu bewahren. Liebt sie Brick oder will sie ganz einfach nur ein Kind von ihm?

Mit ihrem stolzen Gang und der vielseitigen Mimik spielt aber auch Brigitta Rusca überzeugend die Rolle als Big Mam. Und nicht zuletzt lässt auch die vordergründig brav und harmlos erscheinende Mutter Mae, Frau des älteren Sohns Cooper, Abgründe erahnen – eindrücklich dargestellt von Elisabeth Kuhl. Ihrer Rolle gerecht wurden aber auch Detlef Staude als Sohn Cooper, Heinz Bähler als Reverend Tooker und Jonny Fankhauser als Dr. Baugh.

Bekannte Gesichter

Mit dem Stück feiert Theater-Zyt Freiburg ihr 25-jähriges Bestehen. Einige Schauspieler sind quasi seit der Gründung dabei, wie etwa Regisseur Gerhard Kanobel oder Jonny Fankhauser. Dass man bekannte Gesichter wie den Direktor von Radio Freiburg, Karl Ehrler, die Musikerin Elisabeth Kuhl oder den Philosophen Detlef Staude für einmal in anderer «Funktion» erlebt, gibt der Aufführung den besonderen Reiz.

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