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Brüder, Lehrer, Heimatdichter

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Brüder, Lehrer, Heimatdichter

«Heimwärts»: Sammelwerk mit Texten von Meinrad und Marcel Schaller

Dichter sind im Sensebezirk rar. Dass in einer Sensler Familie gleich zwei Brüder eine dichterische Begabung haben, ist eine absolute Seltenheit. «Heimwärts», der neueste Band aus der Schriftenreihe «Freiburger Bibliothek», ehrt das schriftstellerische Werk der Brüder Meinrad und Marcel Schaller .

Von ANTON JUNGO

Meinrad war das drittälteste, Marcel das zweitjüngste von dreizehn Kindern der Familie Eduard und Marie Schaller-Zollet in Bösingen. Der Vater war gelernter Herrenschneider und wurde später Briefträger in seinem Heimatdorf. Meinrad wurde 1909 und Marcel 1924 geboren. Dankbar erinnerte sich Meinrad Schaller in einem Gespräch anlässlich seines 90. Geburtstags an seine Mutter zurück. Sie hatte es trotz schwieriger Zeiten verstanden, die notwendigen finanziellen Mittel aufzutreiben, um den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen.

Beide waren Lehrer und Dichter

Die beiden späteren Dichter-Brüder hatte es zum Lehrerberuf hingezogen. Meinrad absolvierte seine Ausbildung im damaligen Lehrerseminar in Altenryf und Marcel am Lehrerseminar in Rickenbach, Schwyz. Meinrad Schaller fand seine Lebensstelle in Alterswil, wo er von 1940 bis 1971 an der Knaben-Oberstufe tätig war. Marcel Schaller war von 1947 bis zu seinem Unfalltod 1959 Lehrer an der Knaben-Mittelstufe in Bösingen.

Der eben erschienene Band «Heimwärts» in der Schriftenreihe «Freiburger Bibliothek» ist nicht der erste Ort, wo die beiden Dichter-Brüder gemeinsam auftreten. Mitte der Vierzigerjahre des letzten Jahrhunderts gestalteten sie zusammen für Radio Bern das «Senslerjahr». In den zwölf Sendungen brachten sie aktuelle Müsterchen aus dem Sensebezirk zum Besten und machten so die Sensler Mund- und Lebensart über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Mit einem gewissen Schalk in den Augen erinnerte sich Meinrad Schaller noch an seinem 90. Geburtstag an diese Zeit und wie er die Leute damals sagen hörte: «Wir müssen aufpassen, sonst kommen wir noch im Radio.»

Gedichte und Prosa

Der Band «Heimwärts» vereinigt Gedichte und Prosa-Texte der beiden schreibenden Brüder. Das Mundartwerk von Meinrad Schaller war schon 1984 im Buch «Farbigi Bletter» gewürdigt worden. «Es war ein grosser Wunsch meines Vaters, dass auch seine schriftdeutschen Texte in einem Buch erscheinen», erklärte gestern bei der Buchvernissage Hubert Schaller, der für die Herausgabe verantwortlich zeichnet. Er zeigte sich erfreut darüber, dass die «Freiburger Bibliothek» es möglich machte, diesen Wunsch zu erfüllen.

Beide Brüder Schaller waren sowohl der Mundart wie auch der Schriftsprache mächtig. «Heimwärts» enthält deshalb auch von beiden einige Mundarttexte. Es sei aber gar nicht so einfach gewesen, die richtige Schreibweise für die Mundarttexte zu finden, betonte Hubert Schaller. «Gut, dass wir den Mundart-Papst Christian Schmutz haben, der uns den Weg zum rechten Glauben weist», meinte er mit Blick auf das «Senslerdeutsche Wörterbuch». Hubert Schaller, der selbst auch eine dichterische Ader geerbt hat, las aus dem Werk seines Vaters und seines Onkels.

Heimatdichter und
Schöpfer von Heimat

Der frühere Seminarlehrer Anton Bertschy, der zusammen mit dem Historiker Moritz Boschung die Schriftenreihe «Freiburger Bibliothek» herausgibt, würdigte an der Vernissage die beiden Dichter-Brüder. Er wies darauf hin, dass Meinrad Schaller die seltene Ehre zukam, vom Volk als Heimatdichter anerkannt zu werden. «Er war aber nicht nur Heimatdichter, sondern er hat auch Heimat geschaffen», hielt er fest. Wie er weiter ausführte, entstand die Sensler Heimat erst im 20. Jahrhundert und Meinrad Schaller habe mit seiner Dichtung diesem Heimatgefühl Ausdruck verliehen.

Anton Bertschy wies darauf hin, dass die Stärke von Meinrad Schaller auch seine Schwäche war. Er sei ein sehr guter Kenner der Befindlichkeit der Sensler gewesen, betonte er. «Er hat aber auch immer gesagt, was das Volk hören wollte», führte er aus. Am besten komme dies in den Gelegenheitsgedichten zum Ausdruck, die sehr oft am Telefon bestellt worden seien. Bewusst wurden auch einige dieser Gedichte – sie füllen gemäss Hubert Schaller ganze Bundesordner – in den neuen Sammelband aufgenommen.

Gemäss Anton Bertschy war Marcel Schaller ebenso begabt wie sein älterer Bruder Meinrad. Sein früher Tod verunmögliche aber zu wissen, welchen Weg seine Dichtkunst genommen hätte. «Dass er nie ganz aus dem Schatten (seines älteren Bruders) heraustreten konnte, hat mit seinem allzu frühen Unfalltod zu tun, der die eben erst begonnene schriftstellerische Tätigkeit des Mitdreissigers jäh abgerissen hat», schreibt Hubert Schaller im Vorwort zu «Heimwärts» dazu.

Meinrad Schaller: «Heimwärts». Gedichte und Prosa in Mundart und Schriftsprache. Mit einigen Texten von Marcel Schaller. Freiburg, Paulusverlag 2003, 148 S., 29 Franken (Freiburger Bibliothek, Band 11).

Schnaps

Es war ein junges, frisches Blut,

Voll Feuer und voll Jugendmut. –

Dann fing er an zu trinken.

Liess Haus und Hof und Gut,

Charakter, Stolz und Lebensmut

Im Schnapsgenuss versinken.

Er starb im grossen Siechenhaus.

Zu spät war seine Reue.

Man trug ihn tränenlos hinaus,

Und morgen – folgen Neue.

Meinrad Schaller

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