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Chance des Läuterungsprozesses nützen

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Autor: georges scherrer/kipa

freiburgDer Würzburger Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller forderte die Kirche auf, den «Prozess des Verschweigens an sich und des Verschweigens der zugefügten Wunden endlich zu brechen». Sie müsse genau hinsehen, «wo es nach potenziellem Missbrauch riecht», sagte er am Freitag an einem Vortrag an der Uni Freiburg zum Missbrauch an Minderjährigen in Kirche und Gesellschaft.

Pädophile im Profil

Missbrauch könne in allen Fällen von Abhängigkeit entstehen, sei es bei Lehrern, Priestern, Eltern oder Novizenmeistern, meinte Müller. Die Macht könne missbraucht werden, um eigene sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen. Minderjährige, aber auch hilfesuchende Personen verfügten nicht über den «Reissverschluss», um sich vor einem Zugriff zu schützen.

Müller rief die Kirche auf, sensibel auf Anzeichen pädophiler Neigungen zu sein. Sie dürfe nur Männer zum Priesteramt zulassen, die sich über die eigene sexuelle Neigung, sei sie nun heterosexuell oder homosexuell, im Klaren sind und «über diese auch reden». Im Übrigen gebe es in der Kirche im Vergleich zur Gesellschaft «überdurchschnittlich» viele homosexuelle Männer, die als Priester ihre Aufgaben ohne Problem wahrnehmen. Homosexualität sei nie gleichzusetzen mit Pädophilie.

Sprachlosigkeit und verängstigtes Schweigen

Der Psychotherapeut forderte ein «schonungsloses Ausleuchten» der aktuellen Situation und der Kandidaten. Der Nährboden für sexuellen Missbrauch müsse offengelegt werden, «auch wenn es weh tut». Die «Sprachlosigkeit, die mit dem verängstigten Schweigen» zu tun habe, müsse überwunden und Tabu-Themen angegangen werden. Dann werde man aber auch erkennen, dass viele Menschen, die in der Kirche arbeiten, dem Vertrauen gerecht werden, das ihnen entgegengebracht werde. Zudem sei zu fragen, ob die Einführung des Priesteramtes auch für Frauen die Sichtweise der Kirche auf die Sexualität verändern und so die GottEbenbürtigkeit verwirklicht würde. Durch die Lockerung des Zölibats würde die Zahl jener Männer, «die sich mit ihrer Sexualität befasst haben» und Priester werden möchten, wesentlich grösser. Die Kirche müsse «die das Schweigen sichernden Strukturen» aufbrechen.

Der Einsiedler Abt Martin Werlen räumte an dem von rund 60 Personen besuchten Anlass ein, dass die katholische Kirche schon viel früher die Zeichen der Zeit hätte erkennen sollen, so wie es das Zweite Vatikanische Konzil verlangt. Der Skandal habe in der Kirche das zum Vorschein gebracht, woran sie schon lange kranke.

Die Kirche müsse sich heute «ent-täuschen» und zurück zur Wirklichkeit finden, so der Benediktinerabt. Sie dürfe sich nicht der Selbsttäuschung hingeben, sondern müsse der Wirklichkeit in die Augen sehen. Die Kirche müsse den Mut haben, so Abt Werlen weiter, die «Sprache des Evangeliums zu sprechen». Und dazu gehöre, dass sie vermehrt auf die jungen Menschen und ihren Rat hört. «Aber wir haben kaum junge Menschen, die in den Gremien sitzen, mitberaten und mitentscheiden, so dass sie die Verantwortung mittragen.» Die Kirche müsse die Jugend in die Verantwortung einbinden, um die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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