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«Daniela sagte ja nie viel»

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«Daniela sagte ja nie viel»

Vierter Prozesstag im Fall Daniela T.: Die Eltern der Angeklagten sagten vor Gericht aus

Der Vater von Daniela T. wusste wenig auszusagen über die Beziehung seiner Tochter zu Walter Plüschke, kritisierte aber die «stümperhafte» Arbeit der Polizei. Die Mutter musste zugeben, dass ihre Tochter sehr zurückhaltend war, was persönliche Informationen betraf.

Von IMELDA RUFFIEUX

Beide Elternteile verzichteten auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht, das sie als Verwandte hätten geltend machen können. Vater T. erklärte eingangs, dass nicht alle seine kurz nach der Tat gemachten Aussagen ganz korrekt protokolliert worden waren. Er hatte gar wenige Tage nach dem 16. Oktober 2000 in einem Brief an die Kriminalpolizei die «stümperhafte» Arbeit der ermittelnden Beamten kritisiert und sprach gestern vor dem Strafgericht von einem «Loueri-Züüg» und vom Durcheinander, das nach der Durchsuchung im Haus herrschte. Auch seien bei seiner Befragung des Öfteren Aussagen falsch notiert worden, so dass er sogar ein-, zweimal das Protokoll zerriss.

Er bestätigte, dass seine Tochter vor der Fahrt ins Spital gesagt habe, man solle die Polizei nicht verständigen, und er beschrieb die Wunde an ihrem Arm als schwarzes, verkrustetes Loch.

Normale Kindheit

Vater T. sagte zur Beziehung von Daniela T. und Walter Plüschke: «Ich wusste, dass sie mit ihm ging, sonst nichts.» Er habe gedacht, die Beziehung sei nach der Australien-Reise zerbrochen. Auf die Frage, wie Walter Plüschke auf ihn gewirkt habe, antwortete er: «Wie ein Student.» Wie einer, der viel wisse, ergänzte er.

Er habe nichts von einer angeblichen Schwangerschaft gewusst. Das Verhältnis zu seiner Tochter sei normal gewesen und die Kindheit «aus meiner Sicht glücklich.» Zur zeitweiligen Trennung der Eltern meinte er, es seien «Eheproblemchen» gewesen, wie dies etwa normal sei. Ihm sei an seiner Tochter kurz vor der Tat auch keine Veränderung aufgefallen.

Kein Zweifel an der Darstellung

Die Mutter von Daniela T. berichtete vom Tag, als ihre Tochter sie kurz vor 12 Uhr anrief und unter Tränen von einem Überfall berichtete. Da sie damals in Thörishaus wohnte, alarmierte sie die Nachbarn in Überstorf. Sie bestätigte die Bitte ihrer Tochter bezüglich der Polizei. «Sonst tun sie Walter etwas», wiederholte sie die Aussage ihrer Tochter. Sie habe keine Zweifel an dieser Darstellung gehabt, sagte sie aus. Ihre Tochter habe am Telefon «total zerstört und geschockt» gewirkt.

Mutter T. hatte den Tag vor der Tat mit ihrer Tochter verbracht. Ihr sei aber nichts Besonderes aufgefallen. Sie sei zu dieser Zeit etwas traurig gewesen, habe sich mehr zurückgezogen. Die Mutter sagte auch aus, dass sie nichts von Spannungen zwischen ihrer Tochter und deren Freund gewusst habe, auch nichts über allfällige Schwangerschaften, über Suiziddrohungen bzw. -absichten ihrer Tochter noch über mögliche Handgreiflichkeiten zwischen den beiden oder über Pläne für eine gemeinsame Wohnung.

Sie wusste aber auch nichts von der ersten intimen Beziehung ihrer Tochter zu einem anderen Arzt. «Ich bin die beste Freundin meiner Tochter», sagte Frau T. vor dem Strafgericht Sense. Sie musste aber auch eingestehen, dass Daniela nie viel von sich preisgegeben habe. «Sie sagte ja nie viel», betonte sie mehrfach.

«Wollte von Walter loskommen»

Auch Frau T. dachte, dass die Beziehung zu Walter Plüschke nach der Australien-Reise zu Ende gegangen sei. Eine Zeitlang hat sie ihre Tochter zur Arbeit gefahren und wieder geholt, weil diese – wie sie der Mutter erklärt hatte – nach der Trennung ihrem Ex-Freund nicht mehr begegnen wollte. «Sie wollte von Walter loskommen. Ich sollte sie fahren, damit sie nicht wieder schwach wird.» Auf vertiefende Fragen von Anwalt Gruber ergänzte sie, dass ihre Tochter die Arbeitszeiten sowie die Handynummer geändert und sich auch nach einer neuen Arbeitsstelle umgesehen habe.

Nach ihrem Eindruck von Walter Plüschke befragt, erklärte Mutter T.: «Er war immer nett und freundlich zu mir.» Er habe ihr zum Beispiel auch bei den Einkäufen geholfen. Er schien ihr aber manchmal nervös und ziemlich unsicher, sagte sie aus.

Angst schien echt

Eingangs hatte auch eine Nachbarin geschildert, wie sie an diesem Tag zum Hause T. gerufen worden war, die verletzte Angeklagte vorgefunden und mit ihr ins Spital gefahren war. Sie bestätigte, dass Daniela T. gegen eine Alarmierung der Polizei war. Sie habe Angst gehabt, dass auch ihr Leben in Gefahr sei, wenn die Täter davon erführen, wiederholte sie Danielas damalige Aussagen. «War die Angst echt?», wollte Anwalt Gruber wissen. «Ja, ich glaubte ihr», antwortete die Nachbarin.

Am nächsten Prozesstag am Mittwoch steht in erster Linie das psychiatrische Gutachten über die Angeklagte im Zentrum.
Aussagen der
Notfallärzte

Vier Ärzte berichteten als Zeugen über die Behandlung von Daniela T. am Tag der Tat in der Notfallabteilung des Inselspitals. Alle vier sagten aus, dass sie sich nicht mehr an die Angeklagte erinnern, die sie an diesem 16. Oktober 2000 behandelt hatten. Sie bezogen sich deshalb bei ihren Aussagen auf die schriftlichen Berichte, die sie damals verfasst hatten. Der eine Arzt, der Daniela T. chirurgisch betreut hatte, sagte aus, dass es sich bei der Verletzung um eine Fleischwunde gehandelt hatte, ohne dass ein Knochen verletzt worden wäre. Es sei denkbar, dass bei einer solchen Verletzung durch den Adrenalinschub die Schmerzen erst verzögert auftreten. Und er fand es als möglich, dass die Angeklagte auch mit verletztem Arm im Morast eine Grube ausgehoben haben könnte.

Wie es bei traumatisierten Opfern von Gewaltverbrechen, für das sie die Ärzte hielten, üblich ist, wurde ein Konsiliararzt von der Psychiatrie beigezogen. Diese Ärztin sagte aus, dass sie Daniela T. bei vollem Bewusstsein, voll orientiert, aber angespannt und unruhig angetroffen habe. Sie habe von einer Erinnerungslücke von einer Stunde gesprochen, konnte aber sonst sehr genaue Angaben über den Tagesablauf geben. Ihre Diagnose lautete auf «akute Belastungsreaktion». Auf die Frage von Verteidiger Gruber, ob auch eine «dissoziative Amnesie» möglich sei, erklärte die Ärztin, dass Daniela T. präsent war, Gefühle ausgedrückt hatte und auf sie eher nicht den Eindruck eines rein dissoziativen* Zustands gemacht habe. im

*gemäss Duden bezeichnet «dissoziativ» eine krankhafte Entwicklung, in deren Verlauf zusammengehörige Denk-, Handlungs- oder Verhaltensabläufe in Einzelheiten zerfallen, wobei deren Auftreten weitgehend der Kontrolle des Einzelnen entzogen bleibt (z. B. Gedächtnisstörungen).

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