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«Das Düstere muss draussen bleiben»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

«Unser Haus ist das schönste der ganzen Strasse», sagt Eric Mullener, Direktor von La Tuile, über die Notschlafstelle an der Marlystrasse in Freiburg. Das Haus strahlt in sonnigem Gelb, und neben der Aufschrift «La Tuile» auf der Fassade sorgt eine rote Tulpe für einen weiteren Farbtupfer. Das freundliche Erscheinungsbild ist kein Zufall: «Den Menschen, die zu uns kommen, geht es nicht gut», so Mullener. «Unser Ziel ist es, ihr Herz- und Seelenleid zu lindern. Das tun wir mit konkreter, professioneller Hilfe, aber auch mit einem Haus, in dem die Leute sich wohl fühlen.»

Menschlichkeit und Humor

Einen wichtigen Beitrag zu dieser positiven Atmosphäre hat in den letzten Jahren der Freiburger Künstler Frédéric Aeby geleistet: Seine Wandmalereien schmücken einen grossen Teil des Hauses, vom Keller bis ins oberste Stockwerk. Das erste Gemälde entstand 2003, die letzten sind erst in diesem Jahr fertig geworden. «Frédéric Aebys Stil passt perfekt zu uns», sagt Eric Mullener. «Seine Bilder sind voller Menschlichkeit, Humor und Poesie – das alles brauchen wir auch in unserer täglichen Arbeit.»

Auch Frédéric Aeby liegt die Verbindung von kultureller und sozialer Arbeit am Herzen: «Für mich war der Beruf des Künstlers immer mit sozialem Engagement verbunden», erklärt er. Die Arbeit für La Tuile sei ihm darum nicht schwergefallen. «Bei solchen Projekten fühle ich mich in die Gesellschaft eingebunden.»

Geschätzt und respektiert

Dass der Künstler nicht einfach einen Auftrag erfüllt hat, merkt man, wenn man mit ihm durch die Gänge und Räume der Notschlafstelle geht. Zu jedem Motiv hat er eine Geschichte oder eine Anekdote parat. Die älteste Arbeit ist die erste, die zu sehen bekommt, wer das Gebäude durch den Haupteingang betritt. Sie zeigt einen farbigen Baum, bevölkert mit Menschen und Tieren, der einer finsteren, grauen Welt gegenübersteht. «Das Düstere muss draussen bleiben, während La Tuile eine Art Schlaraffenland ist», erklärt Aeby. In den weiteren Etagen geht die Reise durch das fröhliche Universum des Künstlers weiter. Da steht die Kathedrale inmitten von Fischen, da begegnen sich Katzen und Mäuse auf einem bunten Blumenfeld, da pflückt ein kleiner Roboter saftige Erdbeeren, während ein Schutzengel symbolkräftig die Tür des Raums der Nachtwachen ziert.

Auch Verhaltensregeln wie die Bitte um Ruhe oder das Essensverbot in den Schlafräumen hat Aeby auf liebevolle Weise dargestellt. Das nütze mehr als jedes Schild mit Pflichten und Verboten, sagt Direktor Eric Mullener. Überhaupt schätzten und respektierten die Nutzer die Wandmalereien sehr. «In all den Jahren ist kein einziges Gemälde beschädigt worden.»

«Wie eine Tätowierung»

Am Samstag haben alle Interessierten die Möglichkeit, die Bilder und das Gebäude zu besichtigen: Im Rahmen ihres Programms zum 20-jährigen Bestehen organisiert die Notschlafstelle einen Tag der offenen Tür, an dem gleichzeitig die Vernissage des Werks von Frédéric Aeby stattfindet.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Aebys Arbeit bei La Tuile für immer beendet ist. «Das ganze Werk hat sich entwickelt wie eine Tätowierung», sagt er. «Am Anfang war nur das Gemälde beim Eingang geplant, dann ist immer mehr dazugekommen.» Ideen jedenfalls hat der Künstler noch genug, etwa angesichts eines simplen Zettels mit einem Rauchverbot beim Eingang zu den Schlafräumen: «Da müsste man doch etwas machen…»

Tag der offenen Tür:Sa., 23. Juni, La Tuile, Marlystrasse 25, Freiburg. 11–12.30 Uhr: Besichtigung der Wandgemälde mit Frédéric Aeby; 12.30–14 Uhr: Apéro/ Buffet; 14–16 Uhr: Besichtigung des Hauses mit einem Mitarbeiter. Informationen und Anmeldung: www.la-tuile.ch.

Fantasievolle Motive und liebevolle Botschaften: Die Wandgemälde von Frédéric Aeby sorgen für eine gute Stimmung.Bilder Charles Ellena

20 Jahre La Tuile: «Der Besenwagen des Systems»

Im Oktober 1992 hat die Notschlafstelle La Tuile in einer alten Baracke an der Bürglenstrasse ihre Türen geöffnet. An ihrem Ursprung stand ein Verein, den Vertreter mehrerer sozialer Institutionen ein Jahr zuvor gegründet hatten. Ziel war, einen Ersatz für das 1990 geschlossene Nachtasyl im Neustadtquartier (heutige Kunsthalle Fri-Art) zu schaffen.

Kantonales Mandat

«Am Anfang brauchte es viel Enthusiasmus und viel ehrenamtliche Arbeit», sagt der heutige Direktor Eric Mullener. Erst 1996 seien professionelle Strukturen geschaffen worden; Mullener selbst ist seit damals dabei. Seit 2000 ist La Tuile per Mandat die offizielle Notschlafstelle für den ganzen Kanton. 2001 zog sie an den heutigen Standort an der Marlystrasse. Im gleichen Jahr war sie an der Gründung des Tageszentrums Banc Public beteiligt, das jedoch unabhängig funktioniert.

2003 nahm La Tuile im Freiburger Schönbergquartier eine Wohnung für begleitetes Wohnen in Betrieb, die Platz für sechs Personen bietet. Inzwischen ist eine Wohnung für vier Personen in Bulle dazugekommen. Das begleitete Wohnen werde in Zukunft noch wichtiger, so Eric Mullener. Mittelfristig sollen Wohnungen in weiteren Bezirken entstehen, möglichst bald auch im Sensebezirk. Ein weiteres Projekt sei die Eröffnung einer rund um die Uhr besetzten Empfangsstelle für Menschen in dringenden Notsituationen.

2011 war ein Rekordjahr

Seit der Eröffnung hat La Tuile über 90000 Übernachtungen registriert. Das Jahr 2011 war mit 6704 Übernachtungen von 461 Personen das bisherige Rekordjahr. Die steigenden Zahlen zeigen, dass das Angebot von La Tuile einem Bedürfnis entspricht. Gleichzeitig weist Eric Mullener darauf hin, dass die Anzahl Übernachtungen weniger stark steige als die der Personen: «Dies ist ein gutes Zeichen. Unsere Bemühungen, langfristige Lösungen für die verschiedenen Notsituationen zu finden, tragen Früchte.»

Für den Direktor ist dies zentral: La Tuile helfe Menschen in Not und wolle diesen einen möglichst angenehmen Empfang bieten, solle aber keine Endlösung sein. Das Ziel sei, den Menschen wieder einen Platz in der Gesellschaft zu geben. «Ich verstehe die Notschlafstelle als Besenwagen des sozialen Systems: Sie ist für alle da, die den Anschluss verpasst haben, und bringt sie ins Feld zurück.» Wichtig sei, dass es für die Hilfe keine Bedingungen gebe: «Jede und jeder darf in den Besenwagen steigen. Als einzige Institution im Kanton stellen wir keine Fragen.» cs

 

 

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