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Das faszinierende Geheimnis im «Truckli»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Immer wenn ich in einem Trödelladen auf eine alte Blechdose stosse, werde ich schwach. Sie kennen sie sicher auch, diese kitschig-nostalgischen Uncle-Ben’s-, Kellogg’s- oder Kaffeebüchsen, die blechernen Chocolat-Villars-Schachteln, die ihr Verführungspotenzial weniger ihrem süssen Inhalt als viel mehr ihrer fantasieanregenden Verpackung verdanken. Der blosse Anblick dieser Gegenstände löst in mir ein Glückshormon, was sage ich, eine Sturzflut von Glückshormonen aus und entrückt mich nullkommaplötzlich in eine Welt märchenhafter Kindheitserinnerungen. Eine Welt, die es so zwar nie gegeben hat – auch in meiner Kindheit nicht –, die aber dadurch nur umso mehr an magischem Glanz gewinnt. Ich bin plötzlich wieder ganz Kind, kann es nicht lassen, die bunt verzierten Dosen und Schachteln in die Hände zu nehmen, sie von allen Seiten zu bewundern und schliesslich in sanfter Verzückung ihren Deckel zu öffnen, als wäre in ihrem Innern das tiefere Geheimnis dieser imaginären Wirklichkeit wie ein kostbarer Schatz verborgen. Dass die Schachteln und Dosen leer sind, ändert nichts an dieser Vorstellung, im Gegenteil: Sie müssen geradezu leer sein, damit sie mit den Eingebungen der entfesselten Fantasie gefüllt werden können. Der Schwerkraft der Erde enthoben, verlässt mich auch jedes Zeitgefühl und ich überlasse es jeweils meiner Frau, mich am Ärmel zupfend auf den Boden der Realität zurückzuholen.

Hugo Loetscher erzählt an einer Stelle, wie ein einfacher Hirt auf einem Gestell in seiner Alphütte ein «Truckli» aufbewahrt hatte. Den anderen Älplern, die die Nachbarsweiden besorgten und manchmal auf einen Schwatz zu ihm in die Hütte kamen, fiel dieses «Truckli» sofort auf. Sie hätten nur zu gerne gewusst, was darin verborgen war, aber keiner getraute sich, den Besitzer zu fragen. Der anfängliche «Gwunder» verwandelte sich mehr und mehr in Neid und schliesslich in versteckte Feindschaft. «Was», empörten sie sich hinter dem Rücken des Nachbarn, «was hat dieser komische Vogel bloss mit seinem blöden ‹Truckli› vor? Wenn er ein reines Gewissen hätte, müsste er nicht so geheimnisvoll tun. Wir lassen uns von ihm nicht länger an der Nase herumführen!» Und so machten sie mehr und mehr einen Bogen um ihn und liessen den komischen Vogel mit seinem «Truckli» allein.

Mich hat diese Geschichte in ihrer entlarvenden Menschlichkeit immer berührt. Ich glaube, jeder von uns hat irgendwo so ein, nennen wir es ruhig, «Truckli», und jeder ist hie und da ein Neider des «Truckli» eines anderen. Es ist nicht in erster Linie der Gegenstand an sich, der unseren Neid erzeugt, sondern der Zauber einer so eigentümlichen wie herzerwärmenden Beziehung zwischen dem «Truckli»-Besitzer und seinem «Truckli». Der Zauber einer Beziehung, die fast einer menschlichen Zuwendung gleichkommt. In einer Welt, in der die Gegenstände nicht mehr altern können, weil sie ständig weggeworfen und durch neue ersetzt werden, ist der Treuebeweis zu einem schlichten «Truckli» eine Provokation.

Vielleicht haben auch Sie sich gefragt, was der Alphirt denn nun eigentlich in seinem «Truckli» aufbewahrt hatte. Hugo Loetscher verrät es uns zum Glück nicht, denn es könnte niemals so schön sein wie das, was die anderen Alphirten in ihrer neidischen Fantasie in es hineinzuzaubern vermochten.

Hubert Schaller ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986), «Drùm» (2005) und «Federleicht» (2016). Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er Deutsch und Philosophie am Kollegium St.  Michael in Freiburg. Als FN-Gastkolumnist schreibt Hubert Schaller regelmässig über selbst gewählte Themen.

Gastkolumne

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«Die Schachteln müssen geradezu leer sein, damit sie mit den Ein­gebungen der entfesselten Fantasie gefüllt werden können.»

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