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«Das Museum gehört uns allen»

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Am 28. Februar hat Yvonne Lehnherr ihren letzten Arbeitstag als Direktorin des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg. Im Gespräch mit den FN zieht sie nach 38 Jahren im Dienste des Museums Bilanz, sagt, wie sich ihre Arbeit verändert hat, und erinnert sich an die Höhepunkte ihrer Karriere.
«Das Museum gehört uns allen»
Carole Schneuwly
Von der ersten Stelle nach dem Abschluss des Studiums bis zum Ruhestand war das Museum für Kunst und Geschichte der Arbeitsort von Yvonne Lehnherr. Sie habe hier mehr Zeit verbracht als zu Hause, sagt sie, und gehe daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Im FN-Interview blickt sie auf die fast vier Jahrzehnte ihrer Tätigkeit für das Museum zurück.

Yvonne Lehnherr, hätten Sie, als Sie 1971 in die Dienste des Museums für Kunst und Geschichte traten, gedacht, dass Sie der Institution so lange treu bleiben würden?
Nein, schliesslich war die Stelle als wissenschaftliche Assistentin, die ich 1971 nach Abschluss meines Studiums der Geschichte und Kunstgeschichte antrat, auf ein Jahr befristet. Doch dann konnte ich 1972 als Adjunktin und 1981 als Konservatorin auf Michel Terrapon folgen. Als dieser Ende 1980 das Museum verliess, standen wir mitten in der Erweiterung im alten Schlachthof. Diese Aufgabe galt es zu Ende zu führen. Dazu wurde ich zuerst als Interimsleiterin engagiert, ehe ich Anfang 1982 zur Konservatorin ernannt wurde.

Mit der Vergrösserung des Museums im ehemaligen Schlachthof wartete gleich zum Einstand eine grosse Aufgabe auf Sie …
Ja, die Erweiterung war für das Museum sehr wichtig. In den neuen Räumen konnten wir endlich die vielen Steinplastiken versammeln, die zuvor in verschiedenen Depots untergebracht waren. Auch sonst brachte die Integration des Schlachthofs dem Museum einen grossen Entwicklungsschub: Das Bauvolumen wurde fast verdoppelt, der Personalbestand aufgestockt und die Restaurierungsabteilung ausgebaut.
Tatsächlich hat sich das Museum unter Ihrer Leitung stark entwickelt. Was war, abgesehen von der Vergrösserung im Schlachthof-Gebäude, besonders wichtig?
Die Konzentration auf die moderne, zeitgenössische Malerei als Schwerpunkt, was vor der Erweiterung aus Platzgründen nicht möglich gewesen war. Dabei hat auch Jean Tinguely eine wichtige Rolle gespielt: Er öffnete im traditionell auf das Mittelalter ausgerichteten Freiburg den Horizont. Die erste Ausstellung mit Tinguelys Brunnenzeichnungen und die Einweihung des Jo-Siffert-Brunnens machten das Museum ab den Achtzigerjahren auch für andere Künstler interessant.
Immer wieder haben Sie international renommierte Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts nach Freiburg gebracht.
Um das tun zu können, haben wir uns auf deren grafisches Werk konzentriert. So konnten wir im Laufe der Jahre grosse Künstler wie Pablo Picasso, Henri Matisse, Marc Chagall, Edouard Manet oder Georges Braque ausstellen.

Nicht nur das Museum hat sich im Laufe der Jahre verändert, sondern auch Ihre Arbeit als Direktorin. Inwiefern am meisten?
Der Arbeitsaufwand insgesamt hat zugenommen, besonders in den letzten zehn Jahren. Ich hatte zuletzt mehr administrative Aufgaben als früher, beschäftigte mich etwa mit Finanz- und Personalfragen. Und natürlich hat sich für die Organisation und Durchführung von Sonderausstellungen vieles verändert: Viele unserer früheren Ausstellungen wären heute aus finanziellen und konservatorischen Gründen nicht mehr denkbar.

Hat sich auch das Publikum verändert?
Ja, wir stellen fest, dass mehr Besucher aus der Deutschschweiz, besonders aus dem Mittelland kommen. Die Ausstellung «Gott weiblich» vor einem Jahr ist diesbezüglich ein extremes Beispiel: Etwa 80 Prozent der Besucherinnen und Besucher waren deutscher Sprache; sie kamen aus der Deutschschweiz, aber auch aus Deutschland. Eine Zunahme ist ebenfalls bei den Senioren zu verzeichnen, die heute offensichtlich mehr Zeit und Geld haben, um zu reisen und in verschiedenen Städten Museen zu besuchen.

Welche Momente bleiben Ihnen aus Ihrer Zeit als Leiterin des Museums besonders in Erinnerung?
Dazu gehört sicher die grosse Tinguely-Retrospektive, die wir 1991 von Moskau übernommen haben: In zweieinhalb Monaten zog sie über 100 000 Besucherinnen und Besucher an, ein einsamer Rekord. Eine solche Ausstellung ist im Leben eines jeden Museumsleiters ein einmaliger Höhepunkt. Abgesehen davon erinnere ich mich gerne an die vielen Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern. Mit ihnen zu arbeiten, war nicht immer einfach, aber sehr bereichernd. Diese Kontakte werde ich vermissen, obwohl sicher viele Freundschaften und Bekanntschaften bleiben werden.

Auch diesbezüglich hat Jean Tinguely eine wichtige Rolle gespielt …
Jean Tinguely ist im Museum ein und aus gegangen und hatte immer für jeden ein nettes Wort. Er pflegte fünf Minuten vor seiner Ankunft anzurufen – er besass schon früh ein Mobiltelefon – und dann hatte man alles stehen und liegen zu lassen. Er war ein sehr grosszügiger Mensch, der mit allen gut auskam. Ich erinnere mich noch an die Finissage der Ausstellung: Da organisierte er eine Tombola und richtete es so ein, dass am Ende jeder etwas erhalten hat.

A propos Jean Tinguely: Einen weiteren wichtigen Schritt machte das Museum vor elf Jahren mit der Eröffnung des Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle im ehemaligen Tramdepot.
Ein sehr befriedigendes Projekt! Es galt, die Schenkung von Tinguelys Witwe Niki de Saint Phalle angemessen unterzubringen, und das ehemalige Tramdepot bot sich dafür an. Es war alles andere als selbstverständlich, den Espace aufzubauen und parallel zum Museum zu führen. Aber es ist gelungen, hier ein Fenster zur zeitgenössischen Kunst zu öffnen, immer mit irgendeinem Bezug zu Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle.

2007 gerieten Sie und das Museum in die nationalen Schlagzeilen, als plötzlich ein Handlauf die Richard-Serra-Skulptur bei der Grandfey-Brücke verunstaltete. Wie beurteilen Sie diese Episode im Rückblick?
Mehr als einmal habe ich darüber gelacht, dass so etwas überhaupt passieren konnte. Aber damals hatte ich zuerst einen Riesenschreck; ich dachte, man nimmt mich hoch! Dann wusste man ja erst lange nicht, wer die Handläufe überhaupt angebracht hatte, ehe sich herausstellte, dass es sich um einen Auftrag der SBB handelte. Dieser war aus Sicherheitsüberlegungen erteilt worden und ohne, dass man sich bewusst war, dass es sich bei der Stahlkonstruktion um ein Kunstwerk handelte. Der administrative Aufwand, der durch die ganze Geschichte entstand, war unglaublich: Involviert waren nicht nur das Amt für Kultur, das Museum und die SBB, sondern auch die Gemeinden Granges-Paccot und Düdingen und die Beratungsstelle für Unfallverhütung, welche die Frage der Sicherheit abklären musste.
Zurück in die Gegenwart: Welche Projekte beschäftigen das Museum aktuell?
Natürlich die Vorbereitung der nächsten Sonderausstellungen, allen voran einer Präsentation jener zeitgenössischen Freiburger Künstler, deren Werke der Kanton in den letzten 25 Jahren über seinen Ankaufsfonds angeschafft hat. Das Freiburger Kunstschaffen ist dem Museum schon

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