Autor: Lukas Schwab
Das Schulhaus Lurtigen fällt auf: Der kirchenähnliche Glockenturm des schmucken Gebäudes ist von weitem zu sehen und prägt das Dorfbild. Und das schon seit 200 Jahren: Im Jahr 1812 zogen die ersten Schulkinder ein. In die Schule gingen die Lurtiger aber schon lange davor: Wie in der Festschrift zum Schulhaus-Jubiläum zu lesen ist, besass Lurtigen seit 1684 zusammen mit Altavilla und Burg bei Murten eine deutsche Schule.
Der Bau eines eigenen Schulhauses hatte laut damaliger Presse verschiedene Gründe: «wegen des sehr alten, schwächlichen Schulmeisters auf der Burg und wegen der allzu grossen Menge Schulkinder», wird in der Festschrift aus den «Vaterländischen Nachrichten» zitiert. Weiter hiess es, die Schule werde zur Erweiterung der Kenntnisse der Lurtiger beitragen, welche diese immer zu vervollkommnen suchten.
Auch der Schulbetrieb in Lurtigen sah vor 200 Jahren noch etwas anders aus als heute. Der erste Lehrer, der aus 23 Bewerbern ausgewählt wurde, musste sich verpflichten, auch am Abend Schule zu halten. Dies, damit Jünglinge und Männer auch noch etwas lernen konnten, ohne ihre Tagesarbeit zu versäumen. Die «Abendschule» in Lurtigen wurde so fleissig besucht, dass man in anderen Dörfern spottete, die Lurtiger würden alle zu Narren.
Eine weitere Anekdote liefert der Festführer aus dem Jahr 1905: Damals sollten sich drei neue Lehrer vorstellen, aufgetaucht ist aber keiner. Der Grund könnte in der Besoldung liegen: Damals verdiente ein Lehrer rund 1900 Franken – im Jahr.
Spezieller Glockenturm
Das besondere Merkmal des Schulhauses ist sein Glockenturm. Darin ist ein Uhrwerk untergebracht, das wohl zu den ältesten seiner Art zählt. Es schlägt jede Viertelstunde und wird durch drei schwere Zuggewichte angetrieben, die alle drei Wochen von Hand hochgekurbelt werden müssen. Die Glöckner, die die Glocke von Hand erklingen lassen, kommen nur noch zum Jahreswechsel und bei Beerdigungen zum Zug.
Zum Schulschluss feiert die Gemeinde am Freitag ab 17.30 Uhr das 200-Jahr-Jubiläum des Schulhauses mit einem Fest. Es gibt Darbietungen der Schülerinnen und Schüler, lokale Köstlichkeiten wie Holzofenbrot, Mutschli und Nidlehörnli und musikalische Unterhaltung. Zudem kann das Schulhaus den ganzen Abend besichtigt werden.
Das Schulhaus Lurtigen wird 200 Jahre alt.Bild Aldo Ellena
