Dekogruppe am Lichtfestival Murten: Sie leuchten dunkle Ecken aus

Das Murten Lichtfestival ist bekannt für grosse Installationen, die Häuser und Gassen in bunten Farben erglänzen lassen. Dazwischen leuchten unzählige kleine Objekte. Für einen Teil zeichnet die Dekogruppe des Festivals verantwortlich.

Lucio Crivellotto hat beide Hände voll, als er zur Sitzung erscheint: In der einen Hand trägt er ein etwa hüfthohes Vogelhäuschen, in der anderen eines, das rund halb so hoch ist. Die zwei Objekte mit quadratischem Grundriss bestehen aus einem Holzrahmen und sind mit weissen Acrylfäden umwickelt. Lucio Crivellotto stellt das grössere Häuschen auf einen kleinen amberfarbenen Scheinwerfer und steckt in das kleinere eine perlmuttweisse Lichterkette. Die Gruppe ist entzückt, wie die beiden Laternen aus ihrem Inneren heraus erstrahlen.

Pilze und Bilderrahmen

Die elf Männer und Frauen gehören zur Dekogruppe des Murtner Lichtfestivals. Sie besteht aus Freiwilligen, einer Handvoll Mitarbeitende von Murten Tourismus und einem professionellen Dekorateur. «Wir sorgen dafür, dass am Lichtfestival auch die dunklen Ecken im Stedtli ausgeleuchtet werden», umschreibt Zayane Cherbuin den Auftrag der Gruppe. Die Projektmanagerin von Murten Tourismus leitet das etwa 15-köpfige Gremium und hält die Fäden der verschiedenen Vorhaben zusammen.

Für die kommende Ausgabe des Lichtfestivals hat sich die Dekogruppe vier Projekte vorgenommen: Neben den Vogelhäuschen, die in der Deutschen Kirchgasse leuchten werden, sind es überdimensionierte Pilze aus Gebrauchtmaterialien für die Gärten hinter der Ringmauer, mit fluoreszierenden Farben bemalte Bilderrahmen zur Verschönerung der Chalets und eine Reihe von Scheinwerfern, die ihre fantasievollen Muster in die Rathausgasse zaubern werden. Gesamthaft handelt es sich um mehrere Dutzend Objekte, welche die Arteplages mit ihren Lichtinstallationen ergänzen und eine Verbindung zwischen ihnen schaffen sollen.

Verzicht auf Vögel

Die heutige Sitzung der Dekogruppe ist die letzte vor dem Start des Lichtfestivals. Sie erinnert deshalb eher an ein Testlabor als an eine Besprechung. Zayane Cherbuin packt eine Lichterkette aus Plastikvögeln aus, die an grossgewachsene Rotkehlchen erinnern. Sie verbindet die Vogelgirlande mit der Steckdose, und die Tiere blitzen auf. «Uh nein, viel zu hell», schallt es der Leiterin aus der Gruppe entgegen. Die grellen Vögel und ihr kaltes Licht passen überhaupt nicht zu den warm und dezent leuchtenden Häuschen.

Die Gruppe verabschiedet sich von der Idee, die Vögel als Staffage neben den Häuschen zu platzieren. Sie will die Assoziation der Betrachtenden für einmal akustisch und nicht rein optisch wecken: Aus Lautsprechern ertönendes Vogelgezwitscher soll verdeutlichen, dass es sich bei den Laternen um Vogelhäuschen handelt.

Dritte Grösse muss her

Zayane Cherbuin nickt zufrieden. Sie und zwei Kolleginnen schlüpfen in ihre Mäntel, ergreifen die Vogelhäuschen und die Lichterkette – ab geht’s in die Deutsche Kirchgasse. Das Trio stellt die beiden Laternen auf den Waschhausbrunnen und prüft, wie gut die Lichterkette die Häuschen zum Leuchten bringen. Zayane Cherbuin nickt wieder. Doch wenn sie und ihre Kolleginnen sich vorstellen, dass am Schluss mehrere Vogelhäuschen eine kleine Siedlung auf dem Brunnen bilden werden, fehlt etwas: die Variabilität. Zayane Cherbuin meint:

Wir brauchen noch Häuschen in einer Zwischengrösse, dann wirkt das Ganze besser.

Diesmal nicken ihre Kolleginnen.

Gut, dass sich in dem Moment Lucio Crivellotto zu den drei Frauen gesellt. Er ist Standortleiter der Deutschfreiburger Stiftung Applico in Murten. Die Einrichtung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen stellt sowohl die Vogelhäuschen als auch die leuchtenden Pilze für das Lichtfestival her. Da noch nicht alle 30 bestellten Laternen produziert sind, nimmt er das Anliegen der Dekogruppe mit in die Werkstatt. Noch bleibt etwas Zeit, bis die Vogelhäuschen die Januarnächte in der Deutschen Kirchgasse mit erhellen sollen.