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Demeter-Boom: Was steckt hinter dem esoterisch angehauchten Label?

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Lebensmittel mit Demeter-Label sind gefragt wie nie. Trotz Inflation greift die Kundschaft zu. Dabei haben viele das Tierwohl im Blick und weniger die Rolle des umstrittenen Gründers Rudolf Steiner.

Pascal Michel

Nichts weniger als Lebensmittel aus der «nachhaltigsten Landwirtschaft überhaupt» verspricht das Label Demeter.

Dazu befolgen Bauern, die biodynamisch arbeiten, strengere Regeln als beim Bio-Standard. Im Zentrum steht der Gedanke, dass ein Hof einen geschlossenen Kreislauf bildet: Der Bauer hält nur so viele Tiere, wie er mit hofeigenem Futter versorgen kann. Die Zahl der Tiere wiederum gibt die Menge an Dünger vor, die zur Verfügung steht.

Zudem wird auf chemische Pestizide verzichtet. Das sorge dafür, dass es in biodynamisch bewirtschafteten Böden 60 Prozent mehr Bodenlebewesen gebe als in konventionellen Äckern, betont der Verband. Demeter-Böden produzierten auch 60 Prozent weniger schädliche Klimagase. Bei diesen Zahlen stützt sich der Verband auf eine Langzeitstudie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl).

Lange war es eine exklusive Kundschaft, die Demeter-Produkte ab Hof oder im Reformhaus kaufte. Das hat sich geändert: Seit die Grossverteiler das Label vor rund acht Jahren ins Sortiment aufgenommen haben, greifen neue Kundengruppen zu. Bei Coop heisst es auf Anfrage, der Umsatz habe sich seit 2019 mehr als verfünffacht. Im Ladenregal stehen derzeit 300 Produkte, vom Olivenöl über Käse bis zu Babynahrung.

«Die Nachfrage ist in gewissen Bereichen relativ hoch, sodass das Angebot an seine Grenzen stösst», sagt ein Coop-Sprecher. Besonders bei Importprodukten sei die Beschaffung teilweise anspruchsvoll. Denn für seine Naturaplan-Linie zertifiziert Coop Demeter-Waren gleichzeitig mit der Bio-Knospe. Das heisst, Importe wie Demeter-Basmati-Reis müssen auch diese Anforderungen erfüllen. Coop verlangt den Zusatz, weil je nach Land unterschiedliche Demeter-Standards gelten. Schweizer Demeter-Bauern können ihre Produkte automatisch auch mit der Knospe versehen.

Im Vergleich zu Coop führt Konkurrentin Migros mit rund 200 Demeter-Produkten nicht ganz so viele biodynamische Lebensmittel. Man arbeite aber «am regionalen Ausbau einzelner Warengruppen», heisst es auf Anfrage. Auch die Migros verzeichnet ein «überdurchschnittliches Wachstum» bei der Nachfrage.

Tierwohl ist wichtiger als der Preis

Die zunehmende Beliebtheit von Demeter-Produkten ist bemerkenswert, weil die biodynamischen Lebensmittel ihren Preis haben. Ein Beispiel: Im Grossverteiler kosten 100 Gramm klassische Butter 1,54 Franken. Dasselbe in Bio-Qualität schlägt mit 2,20 zu Buche. Und wer Demeter-Butter haben möchte, zahlt dafür 2,85 Franken.

Während der Bio-Markt wegen der Teuerung stark unter Druck steht, ist die Demeter-Kundschaft offenbar weniger preissensibel. «Unsere Umfragen zeigen, dass das Tierwohl das wichtigste Kaufargument ist», sagt Verena Wahl, Co-Geschäftsleiterin des Labels in der Schweiz. Für die Kundinnen und Kunden zählt die Qualität also mehr als der Preis.

Das zeigt sich auch in den schweizweiten Absatzzahlen. «Wir konnten im vergangenen Jahr zwölf Prozent mehr Demeter-Produkte verkaufen. Der Haupttreiber waren die Grossverteiler, wobei der Fachhandel eine starke Basis bleibt», sagt Wahl. Dabei ist zu beachten, dass Demeter noch immer ein Nischengeschäft ist. Es ist deshalb im Vergleich zur etablierten Bio-Qualität hier noch einfacher, zu wachsen.

Eines der beliebtesten Produkte aus der biodynamischen Landwirtschaft sind Demeter-Eier. Ein Stück kostet im Coop mit 1,13 Franken zwar etwas mehr als das Bio-Ei für 88 Rappen. Dafür muss mit jeder Legehenne auch ein männliches Küken aufwachsen, die Tiere erhalten Bio-Futter und leben ausschliesslich in Freilandhaltung.

Bauern schwören auf Mist in Kuhhörnern

Der höhere Preis für biodynamische Produkte kommt dadurch zustande, dass die Demeter-Bauern neben den strengen Tierwohlstandards auf zeitintensive Handarbeit setzen. Hinzu kommen Praktiken, die esoterisch anmuten. Ein Kernstück der Philosophie ist der Einsatz sogenannter Präparate. Das bekannteste ist der Hornmist: Im Herbst wird frischer Kuhfladen in Kuhhörner gefüllt und im Boden vergraben. Die Hörner werden im Frühjahr wieder rausgeholt, der Mist verdünnt und auf das Feld ausgebracht. Das soll den Boden beleben.

Im Langzeitversuch des Fibl konnte die Wissenschaft bisher nur in einzelnen Jahren eine Wirkung feststellen. Sind es weniger die vergrabenen Kuhhörner, welche die Bodenqualität verbessern, sondern der Mensch, der sich durch das Ritual intensiver mit dem Boden beschäftigt? Hier bleiben Fragen offen. Die Demeter-Bauern sind allerdings vom Einsatz der Präparate überzeugt. Verena Wahl verweist auf eine aktuelle Studie der Universität Kassel. Diese stellte fest, dass beispielsweise Hornmist «eine signifikant positiv ausgleichende Wirkung auf die Bodenatmung» hatte.

Schweizer Verband geht auf Distanz zum Gründer

Der Demeter-Boom wirft ein Licht auf den oft wenig bekannten ideologischen Überbau der biodynamischen Landwirtschaft. Ihr Vordenker war der Anthroposoph Rudolf Steiner (1861-1925), der vor 100 Jahren in verschiedenen Vorträgen erstmals seine Prinzipien zur Landwirtschaft darlegte. Auch wenn Steiners Ideen seither weiterentwickelt wurden, steht die Bewegung nach wie vor im Schatten der umstrittenen Gründerfigur.

Rudolf Steiner sorgt seit Jahren für hitzige Debatten, weil er sich als Vordenker der Anthroposophie rassistisch äusserte. Er war ein Anhänger der rassentheoretischen Strömungen seiner Zeit und übernahm beispielsweise die esoterisch-rassistische Vorstellung der «Wurzelrassen». Steiner entwarf in seinen Schriften eine Hierarchie der Menschenrassen, denen er unterschiedliche Entwicklungsgrade zuschrieb. In Steiners kruder Rassenlehre war der weisse Europäer zu Spiritualität und Intellekt fähig, den schwarzen Menschen dagegen bezeichnete er als «kindlich» und «triebhaft».

Von solchen Vorstellungen distanziert sich der Schweizer Demeter-Verband. «Die Schriften von Rudolf Steiner, auf dessen Theorien die biodynamische Landwirtschaft beruht, enthalten Aussagen, die aus heutiger Sicht diskriminierend und inakzeptabel sind», sagt Verena Wahl. Demeter Schweiz bedauere diese Aussagen zutiefst.

Gleichzeitig betont Wahl, man müsse Steiners Aussagen vor dem Hintergrund seines Gesamtwerks sehen. «Dieses kann keineswegs als rassistisch bezeichnet werden.» Wahl verweist auf eine Untersuchungskommission, die sich – im Auftrag der Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden – mit den rassistischen Wurzeln der Anthroposophie beschäftigt hat. «Darin sind die Experten zum Schluss gekommen, dass Rassismus kein wesentlicher Bestandteil der Anthroposophie war.»

Das dunkle Vermächtnis Steiners dürfte die Verkäufe von Demeter-Produkten nicht schmälern. Im Vordergrund steht für die heutige Kundschaft das Tierwohl und die Ökologie – weniger die Geschichte.

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