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«Den Mumm haben, sich zu verständigen»

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Autor: Carolin Foehr

Den Kaffee in der Cafeteria der GIBS (gewerbliche und industrielle Berufsfachschule Freiburg) bestellen Philippe Volery und Oscar Eberli auf Französisch, das Gespräch mit den Freiburger Nachrichten führen sie dann aber doch auf Deutsch. Die beiden Berufsfachlehrer unterrichten zweisprachig – ohne Zwang, aber mit viel Einsatz und Erfolg.

Sie beide unterrichten sowohl deutsch- als auch französischsprachige Klassen. Wie schaffen Sie das?

Philippe Volery: Ich bin zweisprachig aufgewachsen, deshalb ist es für mich kein Problem. Manchmal schauen mich die Schüler komisch an, und da merke ich: Jetzt sprichst du in der falschen Sprache (lacht).

Oscar Eberli: Das geht mir genauso. Ich würde mich zwar nicht als zweisprachig betrachten, aber auch mir passiert es, dass ich französisch spreche und es nicht merke. Die schriftlichen Formalitäten überlasse ich aber lieber meiner Frau, die aus der Romandie stammt.

Volery: Natürlich ist das Übersetzen auch für uns ein Mehraufwand. Aber wir sind es als Köche gewohnt, abends länger zu arbeiten.

Sie sprechen aber auch jeweils in der anderen Sprache zu den Schülern?

Eberli: Das ist richtig. Wir bauen den Sprachunterricht seit zwei Jahren in den Berufsunterricht ein. Die Idee dazu kam vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT). Es sei schade, hiess es damals, dass die erlernte Fremdsprache nicht genutzt werde. Besonders in Berufen, die mit Kommunikation zu tun haben, also Coiffeurs, Metzger, Verkäufer und auch Köche, wird der Fremdsprachenunterricht in der Berufsausbildung empfohlen.

Volery: Das Ziel ist ja nicht, dass sie grammatikalisch perfekt sprechen. Es geht darum, den Mumm zu haben, sich mit jemandem in einer anderen Sprache zu verständigen. In der Tourismusbranche, in der sich der Koch befindet, ist das ein Muss – und erst recht im Kanton Freiburg.

Wie gehen die Schüler aus Freiburg denn mit der anderen Sprache um?

Volery: Die meisten sehen das locker. Je nachdem, wo sie ihre Lehre machen, bringen sie bereits einen gewissen Wortschatz mit. Natürlich gibt es immer Zwei oder Drei, die einfach nicht wollen. Vielleicht haben sie schlechte Erfahrungen gemacht. Aber es wird immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit, die andere Sprache zu sprechen, sie zu verstehen und mit ihr zu leben.

Eberli: Das kann ich bestätigen. Es braucht einfach Zeit, auch für die Lehrer. Sie müssen sich ebenso an die neuen Vorgaben anpassen. Für einen Fachlehrer in Luzern oder St. Gallen ist es nicht einfach, plötzlich die französische oder englische Sprache mit einzubeziehen. Darum gibt es jetzt auch spezielle Lehrmittel. Wir in Freiburg nehmen aber lieber Situationen aus dem Alltag der Schüler.

Wie sieht das genau aus?

Volery: Im Moment bearbeiten wir das Thema Fleisch. Eine Aufgabe kann zum Beispiel sein, ein eigenes Gericht zu kreieren und es dann in der anderen Sprache vorzustellen: Welche Zutaten es braucht, woher sie stammen, wie das Gericht zubereitet ist, und so weiter. So geht es ja auch in den Restaurants zu. Wenn der Gast fragt, wie sie das Fleisch gegart haben, müssen die Köche antworten können.

Eberli: Dabei ist es egal, ob der Schüler nun «le viande» oder «la viande» sagt – solange er sich verständigen kann.

Berücksichtigen Sie in Ihrem Unterricht auch die unterschiedlichen Esskulturen?

Eberli: Nein, dafür bleibt uns keine Zeit. Wir haben die Schüler ja nur einen Tag pro Woche bei uns. In der Lehre erhalten sie die Grundausbildung für den Kochberuf – alles Weitere lernen sie später.

Volery: Die Lehrlinge kommen auch aus verschiedenen Bereichen, sei es vom Landgasthof, dem Restaurant oder aus einer Gemeinschaftsverpflegung. Sie haben nicht alle die gleichen Arbeitsgrundlagen, sie nutzen nicht die gleichen Produkte. Trotzdem müssen wir allen eine gute Basis mit auf den Weg geben.

Gibt es Unterschiede in der Berufsbildung zwischen der Deutsch- und Westschweiz?

Volery: Das kann man schon sagen. Eigentlich ist das Unterrichtsprogramm schweizweit gültig, aber bei der Ausarbeitung haben wir Unterschiede gesehen. Generell räumt man in der Deutschschweiz dem Thema Ernährung viel Platz ein. Im französischen Sprachgebiet steht der Genuss, «le plaisir de table» an erster Stelle. Wir sind an der Schnittstelle – also versuchen wir zu vermitteln.

Haben Sie auch Situationen erlebt, in denen Sie an Grenzen gestossen sind und die Zweisprachigkeit Probleme geschaffen hat?

Eberli: Nein, das ist mir noch nie passiert. Im Gegenteil: Mit einer Klasse war ich vor kurzem an einem Weiterbildungstag in Bulle. Da brauchte ich gar nicht zu übersetzen, sie wollten das selber machen. Ich sehe den Sprachenaustausch nur als eine Bereicherung.

Volery: Vielleicht hat es mich früher eher geärgert, wenn ein Schüler nichts mit der anderen Sprache zu tun haben wollte. Heute sage ich mir einfach: «Wenn er nicht will, dann eben nicht.» Aber solche Fälle werden immer seltener. Langsam wird der zweisprachige Berufsunterricht zum Standard.

Dieses Gespräch beendet die FN-Serie über Zweisprachigkeit im Kanton Freiburg. Alle Artikel finden Sie im Internet: www.freiburger-nachrichten.ch

Sprechen mit ihren Schülern auf Deutsch und auf Französisch: Philippe Volery (l.) und Oscar Eberli.Bild Charles Ellena

Oscar Eberli

Lehrertätigkeit im Wallis begonnen

Oscar Eberli ist in Luzern geboren, hat dort seine Lehre zum Koch gemacht und später im In- und Ausland, unter anderem in Zermatt, Crans-Montana und Chicago, gearbeitet. Ab 1990 unterrichtet er an der Walliser Hotelfachschule «Les Roches». Seit 2003 unterrichtet er an der gewerblichen und industriellen Berufsfachschule Freiburg (GIBS). Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. cf

Philippe Volery

In Matran den Betrieb mit dem Vater geführt

Seit 22 Jahren unterrichtet der dreifache Vater Philippe Volery an der GIBS in Freiburg. Er hat die Lehre als Koch in Freiburg gemacht und danach in mehreren Restaurants gearbeitet, so im Berner Oberland, in St. Moritz und in Gstaad. Nach einem Aufenthalt in Schottland kommt Volery in den elterlichen Gasthof nach Matran zurück. Volery ist begeisterter Jäger. cf

Ausbildung:

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