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Der erste SP-Oberamtmann des Saanebezirks verlässt die Politbühne

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Mit stoischer Ruhe, grossem Fleiss und einer Prise Schalk hat Carl-Alex Ridoré das Oberamt des Saanebezirks geführt. Nun tritt der erste Sozialdemokrat in diesem Amt per Ende Dezember nach 13 Jahren ab. Eine Bilanz.

In seiner Amtszeit als Oberamtmann des grössten Bezirks des Kantons hat Carl-Alex Ridoré Höhen und Tiefen erlebt. Heute sagt er aber, dass sich seine Erwartungen an den Job, die er bei Amtsantritt hegte, erfüllt hätten. «Ich habe mir die Arbeit so vorgestellt.» Bis Corona kam, aber dazu später mehr. Als Oberamtmann war Ridoré Polizei-, Gerichts-, Verwaltungsbehörde und politische Instanz in einem. «All dies nicht innerhalb einer beruflichen Karriere sein zu dürfen, nicht innerhalb eines Jahres, einer Woche, sondern an einem einzigen Tag, das ist genial», sagt Ridoré strahlend. 

Einsam und gemeinsam 

Grosse Gemeindeverbände zu präsidieren, wurde für Ridoré aber zur eigentlichen Leidenschaft. «Ich habe nicht geahnt, wie viel Spass es mir machen würde, Strategien für grosse Verbände zu entwickeln, wie beispielsweise für das Gesundheitsnetz Saane oder den OS-Verband.» Bei dieser Arbeit müsse man zuerst verstehen, was vor einem Projekt war, dann die aktuelle Situation gut analysieren, um schliesslich eine Vorstellung davon zu haben, wie man in 10 bis 15 Jahren korrekterweise ans neue Ziel komme.

Als Oberamtmann muss man immer zwei, drei Schritte voraus sein, eine Vision haben.

Das sei manchmal ein einsamer Prozess, in dem der Oberamtmann, der keiner Kollegialbehörde angehört, als Einzelkämpfer dastehe. «Aber dann muss man lernen, mit dem Rhythmus der Menschen zu gehen, ihnen den Weg zum Ziel mit all seinen Hindernissen erklären. Da beginnt die Zusammenarbeit, die sehr bereichernd ist.»

Erfolge

Zu seinen Erfolgsgeschichten in diesem Bereich zählt Ridoré die Neuorganisation des medizinisch-sozialen Bereichs. «Als ich das Oberamt übernahm, war zwar schon einiges da, aber vieles war nicht mehr zeitgemäss.» Er habe damals vier Ansprechpartner gehabt: den Heimdirektor, den Direktor der Ambulanzen, die Spitex-Direktorin und die Finanzkommission für die medizinisch-sozialen Einrichtungen (Codems). Heute gebe es einen einzigen Generaldirektor, und die sektorielle Denkweise habe einer globalen Sicht Platz gemacht.

Auch die Wiederbelebung des Gemeindeverbands des Saanebezirks gehört zu den Erfolgen Ridorés. Allerdings will es die Ironie der Geschichte, dass er die Früchte dieser Arbeit nicht mehr ernten kann. «Als ich 2008 Oberamtmann wurde, gab es keinen Gemeindeverband mehr. Und nun, da ich ihn wieder aufgebaut habe, verpasse ich nur knapp seine Konstituierung im kommenden Jahr», gibt sich Ridoré geschlagen.

Kritik

Dass politische Gegner seine Omnipräsenz in Gemeindeverbänden hin und wieder kritisierten, lässt Ridoré kalt. «Ausser im Gesundheitsnetz, das ich von Amtes wegen präsidiert habe, wurde ich von den Verbänden jeweils darum gebeten, das Präsidium zu übernehmen.» Das sei auch nachvollziehbar. Denn als Oberamtmann habe er über alle nötigen Informationen aus den Direktionen des Staatsrats verfügt. Gleichzeitig habe er in der Regionalpolitik keine wirkliche Entscheidungskompetenz gehabt, da er über kein eigenes Budget verfügt habe. «Anstatt einen Gemeinderat als Präsidenten zu wählen, war ich für die Gemeinden eine gute neutrale Lösung.» Bei den heutigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt und die keine Gemeindegrenzen kennen, falle dem Oberamtmann in der interkommunalen Zusammenarbeit zudem eine immer grössere Rolle zu, denkt Ridoré. 

Lob

Umso mehr hat es Ridoré gefreut, als ihm Mitte-Politiker Christophe Maillard, Syndic von Marly, an der letzten konstituierenden Sitzung Grossfreiburgs für sein grosses Engagement dankte. «Ja, das hat mich berührt, weil er dazu nicht verpflichtet war, weil es mir ehrlich erschien und weil ein grosses Abenteuer zu Ende ging, bei dem die Mitglieder der konstituierenden Versammlung viel von sich gegeben haben, ohne parteipolitische Hintergedanken.» 

Zwar sei das Fusionsprojekt vom Volk am Ende abgelehnt worden, dennoch sei der Prozess gemessen an seiner langjährigen Vorgeschichte mit Rekursen bis vors Kantonsgericht und einer gescheiterten Teilfusion zwischen Granges-Paccot, Givisiez, Corminboeuf und Chésopelloz in gewisser Weise ein Erfolg gewesen. «Zum ersten Mal wurde der Bevölkerung im Kantonszentrum in relativ kurzer Zeit – wenn man die Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie berücksichtigt – ein konkretes Projekt für eine Grossfusion vorgelegt.» Warum die Fusion am Ende dennoch gescheitert ist, darüber kann Ridoré nur spekulieren. Er stelle aber fest, dass bis zum Beginn der Corona-Pandemie viel Wohlwollen gegenüber dem Projekt geherrscht habe. Danach sei ein Nein-Komitee gegründet worden, und die Stimmung sei gekippt.

Die lange Zeit bis zur Konsultativabstimmung hat wohl gegen die Fusion gearbeitet.

Der Tiefpunkt

Ein Tiefpunkt in seiner Zeit als Oberamtmann war für Carl-Alex Ridoré 2017 der Konflikt mit der damaligen grünen Staatsrätin Marie Garnier. Sie hatte ihm nach mehreren Personalabgängen im Oberamt und der Kritik von bürgerlicher Seite, das Oberamt arbeite ineffizient und betreibe Paragrafenreiterei, mit einer Administrativuntersuchung gedroht. «Das war eine schwere Zeit. Ich wollte in der Öffentlichkeit nicht darüber reden, weil ich keine Amtsgeheimnisse verletzen wollte, aber ich war immer reinen Gewissens», sagt Ridoré.

Eine verrückte Wende nahm die Arbeit Ridorés dann im Jahr 2020 mit Corona:

Die erste Welle war etwas Unglaubliches, das Unglaublichste, was ich je erlebt habe.

Das Erste, was der Bundesrat 2020 vor dem Lockdown erlassen habe, sei ein Verbot für Anlässe über 1000 Personen gewesen. «Das traf den Kern dessen, was wir im Oberamt machen: Bewilligungen für Veranstaltungen erteilen.»

Das Unglaubliche

Damit habe das Oberamt ab der ersten Stunde an vorderster Front gestanden. «Das Telefon klingelte heiss, weil die Leute nicht wussten, was das für sie bedeutet.» Also habe er nicht abwarten können, bis der Kanton die Einzelheiten für diese Massnahme auf den Tisch lege. «Wir mussten handeln und haben umgehend die nötigen Bestimmungen erlassen, welche die anderen Oberämter und schliesslich auch der Staatsrat übernommen haben.»

Dass ihm so etwas je passieren würde, hätte Ridoré nicht im Traum gedacht. «Mein Vizeoberamtmann und meine Vizeoberamtfrau machen sich noch heute lustig über mich», erzählt er lachend. Als diese nämlich kurz vor der Pandemie ihre Stelle angetreten hätten, habe er ihnen erklärt, wie der telefonische Permanence-Dienst funktioniert. «Sie wollten wissen, mit welchen Anrufen zu rechnen sei.» Also habe er ihnen erklärt, dass das Oberamt beispielsweise bei einem Brand alarmiert werde.

Und dann zeigte ich auf eine Reihe Ordner mit Anleitungen, wie im Fall einer Pandemie vorzugehen ist, und sagte: Die können Sie vergessen, das tritt eh nie ein.

Demut 

Auf die Frage, ob ihn die Arbeit als Oberamtmann verändert habe, sagt Ridoré: «Ich war schon immer eine Person, die in sich ruht. Aber das hat sich in all den Jahren noch verstärkt.» Es sei eine Chance, an einer Schlüsselstelle arbeiten zu dürfen. «Man stellt aber auch fest, dass noch ganz andere Dinge Einfluss auf unser Leben haben als die Entscheidungen, die wir selbst treffen. Das relativiert vieles und lässt einen demütig werden.»

Ende und Neuanfang

Carl-Alex Ridoré geht, wie man schön sagt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Ich habe mich zu einem Zeitpunkt entschieden aufzuhören, als ich noch Spass an der Arbeit hatte. Darum bin ich jetzt auch ein bisschen traurig, dass diese nun zu Ende geht.

Andererseits sei er froh, dass der Kanton mit Lise-Marie Graden nicht nur zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Oberamtfrau habe, sondern, dass das Amt nach der Stabsübergabe in SP-Hand bleibe. «Auch das ist ein Novum, und es gibt mir die Zuversicht, dass meine Arbeit nicht einfach rückgängig gemacht wird, sondern irgendwie weitergeht.»

Langweilig werde es ihm in jedem Fall nicht werden, sagt Ridoré. Er gebe so viele Dinge, die er noch gerne tun möchte, dass er sich bewusst entschieden habe, sich für die Suche nach einer neuen Stelle Zeit zu lassen. Ob dies dereinst eine Tätigkeit im humanitären Bereich, beispielsweise beim IKRK, oder, wer weiss, vielleicht im Bereich der Musik ist, lässt Bassbariton Ridoré offen. «Alles ist möglich.»

Zur Person

Jurist und Bassbariton

Der 49-jährige Carl-Alex Ridoré ist Anwalt und Mediator. Nach dem Studium des europäischen Rechts an der Universität Freiburg hat er am Institut für Europa- und Völkerrecht gearbeitet, danach beim Bundesamt für Justiz und bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. Der Sozialdemokrat wurde 2001 in den Generalrat von Villars-sur-Glâne gewählt, 2006 in den Grossen Rat. 2007 war er Präsident des Generalrats von Villars-sur-Glâne und übernahm das Präsidium der SP Saane-Land. Im selben Jahr verpasste er nur knapp den Einzug in den Nationalrat. Der Sänger, Klavierspieler und frühere Basketballspieler wurde im Juni 2008 zum Oberamtmann des Saanebezirks gewählt und schaffte danach zweimal die Wiederwahl. Er war der erste SP-Vertreter in dieser Funktion. Am 26. September 2021 stellte er sich zur Wahl für die Nachfolge von Christian Levrat im Ständerat. Er scheiterte an Mitte-Politikerin Isabelle Chassot. Im Rahmen dieser Kandidatur gab Ridoré bekannt, dass er auch bei einer Niederlage nicht mehr als Oberamtmann antreten werde. rsa

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