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Der Exot aus dem Niemandsland

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«Was, das gibt es in der Schweiz?», ist die Reaktion, die Jonah Schaller regelmässig zu hören bekommt, wenn er erzählt, dass er Baseball spielt. In den USA lockt Baseball Abermillion in die Stadien und vor die Bildschirme, in der Schweiz wird das Spiel mit Pitcher (Werfer), Batter (Schlagmann) und Catcher (Fänger) höchstens am Rande wahrgenommen. Die wenigsten wissen, dass es seit 1982 eine nationale Meisterschaft mit drei Ligen und rund 40 Mannschaften gibt. Die Szene ist überschaubar, derzeit sind bei der Swiss Baseball and Softball Federation (SBSF) knapp 1000 aktive Spielerinnen und Spieler lizenziert. In den NLA-Teams sind zwar häufig zwei, drei Amerikaner engagiert, die für Kost und Logis Schlüsselpositionen wie die des Coachs oder des Pitchers bekleiden. Für alle anderen Spieler bleibt Baseball in der Schweiz allerdings ein Hobby.

300 Bewerbungen

Wer von einer Profikarriere als Baseballer träumt, dem bleibt also nur der Schritt ins Ausland. So wie Jonah Schaller. Der Düdinger fliegt Anfang August nach Kalifornien, wo er künftig für das Uni-Team des Ventura College Baseball spielen wird. «Die Chance, es in den USA tatsächlich zum Profi zu schaffen, ist sehr, sehr, sehr klein», ist sich der 20-Jährige bewusst. «Ich wäre der erste Schweizer überhaupt, der in einer amerikanischen Profiliga gedraftet werden würde.»

Im Mutterland des Baseballs eine Profikarriere anzustreben, wenn man aus einem sportlichen Entwicklungsland wie der Schweiz kommt, das hat fast schon etwas Verwegenes an sich. Doch im Gespräch mit Jonah Schaller wird bald klar, dass es sich nicht bloss um Träumereien eines jungen Mannes handelt. Wenn er von seinen Plänen erzählt, dann tut er dies so, wie er Baseball spielt: fokussiert, leidenschaftlich, schwungvoll.

Um in den USA auf seine Fähigkeiten aufmerksam zu machen, hat er Videos von sich aufgenommen und diese an die Baseballcoachs von über 300 Schulen geschickt. «Ich habe viele Angebote erhalten, was mich sehr gefreut hat. Für Ventura habe ich mich entschieden, weil mir der Trainer einen sehr sympathischen Eindruck macht und das College ein gutes Schulprogramm hat», erzählt Schaller, der an der Westküste Politikwissenschaften studieren wird.

Training in Eigenregie

Sein Enthusiasmus für Baseball kommt nicht von ungefähr. Der Sohn eines Amerikaners und einer Schweizerin ist in Michigan geboren und in Ohio aufgewachsen. «Mein Vater ist ein totaler Baseball-Fan und hat ständig Spiele im TV geschaut. Seine Begeisterung hat mich angesteckt, so dass ich als Vierjähriger selbst angefangen habe, Baseball zu spielen.»

Klein-Jonah war sechs, als er mit der Familie in die Schweiz zog. «Es war ein Kulturschock. Keiner in Düdingen hat Baseball gespielt, und einen Club gab es auch nirgends.» Mit neun fand Schaller schliesslich bei den Bern Cardinals einen Verein, für ihn spielt er auch heute noch. Zweimal pro Woche trainiert das Berner NLA-Team, am Wochenende kommen zwei Matchs an einem Tag dazu. Zu wenig für die Ambitionen von Jonah Schaller. In Eigenregie absolviert er pro Woche fünf weitere Krafttrainings, feilt mit drei Sprinttrainings an seiner Kondition und absolviert noch drei weitere sportspezifische Wurftrainings. «Ich bin jeweils um 4  Uhr aufgestanden, damit ich vor der Schule meine Trainings machen konnte», erzählt Schaller, der im Sommer das Kollegium Gambach abgeschlossen hat. «Ich absolviere ein spezielles Programm, das ich vor zwei Jahren bei einem Trainingscamp in Louisiana kennengelernt habe. Das Programm ermöglicht es mir, noch härter zu werfen, was auf meiner Hauptposition als Pitcher entscheidend ist.»

Dank seinem eisernen Trainingswillen schafft es Schaller momentan, den Baseball mit 85  Meilen pro Stunde (mph) durch die Luft zu schleudern. Das entspricht 136  km/h – schneller als ein Auto auf der Autobahn. Die Profis in der MLB (Major League Baseball) bringen es auf 92  mph, der Rekord liegt bei 105  mph (169  km/h). «Mein Ziel ist es, mich in den nächsten zwei Jahren auf 90  mph zu verbessern. 90 gilt als magische Zahl, wenn man die erreicht, gehört man in die obere Abteilung.»

Zweikampf zwischen Werfer und Schläger

Angesichts der unglaublichen Geschwindigkeiten, mit denen die Pitcher die 145  Gramm schweren und 7,5  cm grossen Bälle werfen, erstaunt es nicht, dass in einem Spiel selbst die besten Batter den Ball nur etwa drei- von zehnmal treffen. Trifft der Schlagmann nicht, passiert auch auf dem Feld nichts. Der Spieler kann nicht auf die First Base rennen und schon gar keinen Homerun notieren. Es gibt auch für die Spieler im Outfield nichts zu tun: keinen Ball, den sie fangen können, um den Gegenspieler vom Feld zu schicken. Die meiste Zeit verrinnt ohne viel Action, wobei ein Baseballspiel über drei Stunden dauert. Das ist einer der Gründe, weshalb sich der von strategischem Denken geprägte Sport in der Schweiz noch nicht durchgesetzt hat. Die Komplexität der Regeln und der Strategie sind weitere Faktoren. «Dazu kommt, dass die Jugendlichen bei uns selten bis gar nicht in Kontakt mit der Sportart kommen», erklärt Schaller.

Für den 20-Jährigen besteht die Faszination von Baseball im Zweikampf Werfer gegen Schläger. «Baseball ist zwar ein Mannschaftssport, als Pitcher bin ich jedoch eine Art Einzelkämpfer. Erst wenn ich den Ball werfe, geht es los. Der ganze Druck liegt auf meinen Schultern, ich muss meinen Wurf so hart und präzise ausführen, dass der Batter den Ball nicht treffen und der Gegner keine Runs erzielen kann.»

Auch wenn die Hauptaufgabe von Schaller das Werfen ist, kommt er je nach Spielsituation auch als Schlagmann zum Einsatz. «Als Batter muss man damit umgehen können, dass man sehr oft den Ball nicht trifft. Das zu akzeptieren und ruhig zu bleiben, ist nicht immer einfach.»

Die eigenen Grenzen

Seine bereits heute gut ausgebildeten Fähigkeiten will der Schweizer Nationalspieler nun in den USA weiter verbessern. «In der Schweiz mache ich sehr viel allein, in Ventura werde ich in einem Team mit 30 Spielern und 5 Coachs trainieren. Das Niveau wird deutlich höher sein, und ich hoffe, dass ich davon profitieren kann.»

Vorerst plant Schaller, zwei Jahre in Kalifornien zu bleiben und zumindest den Bachelor in Politikwissenschaften abzuschliessen. «Hoffentlich bin ich dann im Baseball so gut, dass ich an eine grössere Uni gehen und dort weiterstudieren und weiterspielen kann.» Und vielleicht gelingt es ihm dann auch, sich für einen Profivertrag aufzudrängen. «In Amerika gibt es vier professionelle Ligen. Ich habe nicht den Anspruch, in der höchsten Liga, der MLB, zu spielen.» Er könne auch mit einem Engagement in der vierthöchsten Klasse sehr gut leben. «Und falls sich der Traum von der Profikarriere nicht erfüllt, ist das auch kein Weltuntergang. Ich will vor allem herausfinden, welches Level ich erreichen kann. Wenn ich mein ganzes Potenzial ausgeschöpft habe und weiss, dass es nicht mehr höher geht, dann konzentriere ich mich auf meinen Plan B.» Plan B? «Ich möchte später Diplomat werden.»

Jonah Schaller liebt ganz offensichtlich die grossen Herausforderungen im Leben …

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