Autor: Fahrettin Calislar
Freiburg Mit seinen 35 Jahren ist Charly Pache schon ein Senior unter seinen Parteikollegen. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker ist der Ständeratskandidat der Freiburger Piratenpartei. Am 11. März wird der Nachfolger von SP-Vertreter Alain Berset gewählt. Pache hat gestern vor den Medien seine Kampagne vorgestellt – notabene an der ersten Pressekonferenz seiner noch sehr jungen Partei.
Pache sieht seine Kandidatur als Zeichen gegen das bestehende politische System, das er und seine Mitstreiter als geschlossene Gesellschaft, als Hort unmoralischer Spielereien und egoistischer Interessensvertretung sehen. «Die heutige classe politique ist eine Kaste, die sich nicht mehr mit der Bevölkerung austauscht», sagt er.
Viel links und etwas rechts
Die Freiburger Piratenpartei, die letztes Jahr erstmals in Erscheinung getreten ist und die Pache seit zwei Wochen präsidiert, will den Bürger und dessen Freiheit wieder in die Politik bringen. «Es ist Zeit, den Menschen Hoffnung und Freude an der Politik zu vermitteln», sagt Pache. Er sei der Richtige, um diese Aufgabe zu übernehmen.
Politisch ordnet sich Pache als «libertärer Linker» ein; er vertritt eine heute ungewohnte Mischung aus SVP-naher Staatskritik und Einsatz für soziale Gerechtigkeit sowie Schutz der Schwachen in der Gesellschaft. Wie die meisten Mitglieder der weltweiten Bewegung der «Piraten» ist Pache ein «Netzbewohner» , bewegt sich also behände in den verschiedenen Bereichen des Internets. Der Umgang des Staates mit der digitalen Gesellschaft ist das Kernthema seiner Partei; der Nutzer soll zugleich Freiheiten geniessen wie auch vor Gefahren geschützt sein.
War mal grünliberal
Pache ist erst im Dezember 2010 in die Politik eingestiegen, damals noch bei den Grünliberalen, bei denen er rasch aufstieg und verschiedene Aufgaben übernahm. Gleichzeitig war er am Aufbau der Piratenpartei beteiligt. «Ich dachte, ich könnte das unter einem Dach behalten», erinnert er sich. Doch irgendwann hätten ihn seine grünliberalen Parteikollegen vor die Wahl gestellt: «Wir oder sie.» Da habe er die Piraten gewählt. «Sie sind jünger und unbelastet. Die Grünliberalen stehen mir zu weit rechts», erklärt Pache die Gründe seiner Wahl.
Pache rechnet sich gegen die beiden «grossen» Kandidaten gute Chancen aus. 15 Prozent der Stimmen sind sein Ziel. Damit hofft er auch auf einen zweiten Wahlgang am 1. April. Er könne aber überhaupt keine Prognosen über den Wahlausgang machen, sagt er; da fehle ihm die politische Erfahrung. Aber es stünde Freiburg gut an, sagt Pache, wenn der erste Politpirat im Schweizer Parlament aus seinem Heimatkanton käme.
Biografie
Charly Pache, Ständeratskandidat
Charly Pache, 1976 in Baden AG geboren, ist im Greyerzbezirk aufgewachsen. Gewohnt hat er an den verschiedensten Orten im In- und Ausland, acht Jahre seines Lebens verbrachte er im Kanton Freiburg. Der fast bilingue Informatiker hat seine Berufsmatur in der Deutschschweiz gemacht. fca