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Der Mai 1968 in den Freiburger Stuben

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Ein Blick in das Archiv der «Freiburger Nachrichten» vom Mai 1968 belegt, wie bewegt jenes epochale Jahr war. Thema Nummer eins auf den Titelseiten waren in jenem Monat in den FN die internatio­nalen Studentenunruhen.

Am 1. Mai wurde auf der Titelseite über die wöchentliche Pressekonferenz der Regierung berichtet. «Eigentlich hatte man einen vehementen Eklat in der Diskussion erwartet, im Zusammenhang mit den sogenannten ‹Studentenunruhen›, die ja keine waren», heisst es. «Dem Tam-Tam nach zu schliessen, den gewisse auswärtige Blätter hierüber unter Anfeuerung der Studenten zur Beharrung in ihrem Oppositionszustand ausgelöst haben, hätte man meinen müssen, dass nun ein Gefecht mit der Regierung ausgetragen würde. Nichts von alledem. Der Zwischenfall mit der Studentenschaft lohnt sich, da alles gut ausgegangen ist, für gewisse Korrespondenten nicht mehr. Man muss jetzt andere Eisen schmieden. Die Studenten waren nur Mittel zum Zweck.» Gleichentags berichteten die FN auch von Studentenprotesten in Zürich: «Schon vor einigen Tagen hatte die Fortschrittliche Studentenschaft der Universität Zürich die Studenten dazu aufgefordert, am Abend des Dies academicus mit ihr über die Probleme der Universität zu berichten statt am offiziellen Fackelzug auf den Lindenhof teilzunehmen.» Im Studentenheim der ETH hätten dann während mehrerer Stunden «Vertreter verschiedenster studentischer Gruppierungen» über die «vielfachen Probleme der Hochschule und der Studenten» diskutiert. In der darauffolgenden Berichterstattung über die «Maifeier in Basel» ist die Rede von einem «Zug Jugendlicher, in dem zahlreiche Vietcong-Fahnen und Transparente mitgetragen wurden». Ein «Augenschein in Vietnam» war als Schlagzeile auf der Titelseite des 6. Mai zu lesen. Auf der gleichen Seite kündet ein Bildtext von einer «Kundgebung von jurassischen Separatisten in Bern». Ein anderer Titel dieses Tages war: «Sorbonne geschlossen». Darunter ist zu lesen: «Vorher war es zu schweren Zusammenstössen zwischen den Studenten und der Polizei gekommen, weil wegen ‹systematischer Agitation› die geisteswissenschaftliche Fakultät in Nanterre geschlossen wurde». Am 8. Mai ist auf der Titelseite von «Schweren Studentenunruhen in Paris», aber auch vom «Radau österreichischer Mini-Dutschkes» und deren «KP-Taktik» die Rede. Und auch am 11. Mai ist das Thema wieder Anlass für eine Titelgeschichte. Dieses Mal geht es unter dem Titel «Hochschulreform und Studentenkrawalle» um eine entsprechende Debatte im Deutschen Bundestag.

«Auch in der Schweiz?»

Am 15. Mai titelten die FN auf der Titelseite «Generalstreik in Frankreich». «Millionen von Arbeitern und Angestellten folgten dem Streikaufruf der vier grössten Gewerkschaften, die sich dem Protest der Studenten gegen die Hochschulpolitik der Regierung angeschlossen hatten», heisst es im zugehörigen Artikel. Aber auch in der Schweiz gärte es weiter. «Separatistische Studentenbewegung tagte in Pruntrut», lautet der Titel eines kleineren Artikels vom gleichen Tag. Ein Kommentar vom 16. Mai fragte sich daraufhin: «Studentenunruhen auch in der Schweiz?» Es wäre «wohl kaum richtig, nach Art des Vogels Strauss den Kopf in den Sand zu stecken», schreibt der Autor. «Viel besser und klüger wäre es wohl, die Augen offen zu behalten, um zu erkennen, welche Probleme auf dem Sektor des Erziehungs- und Bildungswesens in der Schweiz Anlass sein könnten zum Protest der studierenden Generation von heute.» In der Sonderseite «Der Arbeiterfreund» fragt Anton Remy am 22. Mai schliesslich: «Warum rebellieren die Studenten?» Und er bemerkt: «Allerdings würde man von Studenten gern erwarten, dass sich ihr Protest in Formen kundgibt, die ihrem Milieu besser angepasst sind.» Schliesslich kommt Remy zum Schluss: «Wenn wir in der Schweiz bisher vor solchen Studentenunruhen verschont geblieben sind, so wird das nicht zuletzt auch damit zusammenhängen, dass bei uns die Nachfrage nach Akademikern nach wie vor sehr gross ist.»

Vietnam und Prager Frühling

Auch der Kalte und Heisse Krieg zwischen Ost und West standen in jenem schicksalhaften Frühling im Fokus der Aufmerksamkeit. Der Vietnamkrieg war sowieso ein Dauerthema. Aber am 1. Mai wurde auch eine «Zwischenbilanz nach dem ‹Prager Frühling›» gezogen. «Das tschechoslowakische politische Tauwetter ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt», schrieb Franz Glaser. «Dennoch zeichnen sich immer mehr die Grenzlinien ab, über die es nicht hinaus darf. So geben die politischen Beobachter in Prag ihrer Meinung Ausdruck, dass die Etablierung einer politischen Freiheit im Sinne westlicher demokratischer Regierungs- und Institutionsformen in keiner Weise auch nur annähernd erreicht werden kann.»

«Zigeuner» und «Mädchen»

Eine Lektüre von 50 Jahre alten Zeitungen ist ein ebenso aufschlussreiches wie amüsantes bis befremdendes Stück Zeitgeschichte. So waren die Massstäbe für politische Korrektheit damals noch ganz andere – auch in der deutschsprachigen Tageszeitung der Saanestadt und selbst dann, als es um Martin Luther King ging, eine Ikone des Jahres 1968 und der Bürgerrechtsbewegung. Ein Titel am 2. Mai, «Spaltung unter den Negerorganisationen», könnte heutzutage wohl in keinem Blatt der Welt mehr so geschrieben werden. «Die Bürgerrechtsorganisationen der Vereinigten Staaten sind mit dem Tode Dr. Martin Luther Kings führerlos geworden», heisst es darin. Weiter ist die Rede vom «Los der Neger im sogenannten ‹schwarzen Gürtel›» der USA. Gleichzeitig wurde ein Fortsetzungsroman mit dem Titel «Zigeuner, Janitscharen und Georg Kozjak» pub­liziert. Und obwohl auch die Frauenbewegung ein wichtiges Anliegen der «68er» war, war die Gleichberechtigung der Geschlechter in den FN damals noch kaum ein Thema – jedenfalls, wenn es um die Stelleninserate ging. Da wurde eine «freundliche, sprachenkundige Serviertochter», eine «junge, fleissige Tochter in Geschäftshaushalt», ein «Mädchen für Küche und Haushalt» sowie eine «Direktions-Sekretärin» gesucht.

Der Jazz als Mauerblümchen

Die Musik der Nachkriegszeit hielt offenbar nur sehr zögerlich Einzug in Freiburg. Von der Rockmusik eines Jimi Hendrix und einer Janis Joplin ist damals in den FN noch überhaupt nicht die Rede. Das höchste der Gefühle war der Jazz. Und selbst der hatte es schwer. «Man kann wohl sagen, dass der Stadt Freiburg die Welt des Jazz bisher keine grosse Ehre angetan hat», heisst es Anfang Mai in einem Artikel über das Theater am Stalden. «Ausser einigen dürftig besuchten Anlässen in der Aula neben dem jährlichen Gastspiel von Chris Barber, das man eigentlich kaum zur echter Jazzmusik zählen darf, gab es hier recht wenig zu hören.» Als «beliebt und geschätzt» wird demgegenüber die «Schweizer Volksmusik» bezeichnet.

1968

50 Jahre danach

Ein halbes Jahrhundert ist seit dem Schicksalsjahr 1968 vergangen. Die FN zeigen in einer Serie auf, wie Freiburg dieses Jahr erlebte, was es für Auswirkungen hatte und was heute von den «68ern» übrig geblieben ist.

jcg

 

Inserate anno 1968

Eine Wohnung gab es für 270 Franken zu mieten

Es fällt auf, dass die FN 1968 viel weniger Bilder hatte als heute, dafür viel mehr Inserate. Ein Blick auf diese lässt einen aus heutiger Sicht schmunzeln und an die gute alte Zeit denken. Da werden etwa die «Bierwochen» im «Le Brésilien» angepriesen, und «Talon Minute» bot per Bon zum Ausschneiden «ein Paar Absätze gratis». Kleinanzeigen von Kleinunternehmen der Region beweisen zudem, dass die Telefonnummern damals noch fünf- bis sechsstellig waren. Eine Dreieinhalbzimmerwohnung im Daillettesquartier kostete 270 Franken monatlich. Zum Vergleich: Ein FN-Jahresabonnement kostete damals 40 Franken. Ein anderes Inserat mahnt: «Keine Überstürzung bei der Wahl Ihrer Aussteuer. Besser stückweise kaufen.»

jcg

 

Sport

Die Velo-Helden: «Merckx, Motta und Maurer»

Im Sport waren im Mai 1968 «die Selektionsgrundsätze für Mexiko» – sprich: für die Olympischen Spiele 1968 in Mexico City – ein Thema, aber auch die Springkonkurrenz des Kavallerie-Reitvereins der Sense oder das «spannungsgeladene Derby» zwischen dem FC Murten I und dem FC Gurmels I, das die Murtner mit 3:2 für sich entscheiden konnten. Am 10. Mai gastierten mit «Merckx, Motta und Maurer» die «drei M» unter den Velo-Stars im Rahmen der Tour de Romandie in Freiburg. Aber auch der 41. Kantonale Jugendriegetag in Tafers wurde beschrieben, ebenso ein «dramatisch errungener Sieg des TV Flamatt-Neuenegg» im «Kleinfeldhandball» und die Judo-Europameisterschaft in Lausanne. In einem weiteren Titel wurde indes lapidar festgestellt: «Lehrlinge sind sportlich unterentwickelt.»

jcg

 

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