Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Der Regisseur ist der fünfte Musiker»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: URS HAENNI

«Ich werde einen Film sicher nicht nur auf seine Musik hin beurteilen», sagt Young-Gods-Frontmann Franz Treichler über seine Arbeit als eines von fünf Jury-Mitgliedern am diesjährigen Freiburger Filmfestival (Fiff). «Für mich steht eher im Vordergrund, wie ich einen Film emotionell empfinde.»

Treichler ist sogar der Meinung, dass Filmmusik auf ihn eine kontraproduktive Wirkung haben könnte: «Wenn ich mich zu fest auf die Musik, konzentriere, wenn sie mich zu weit vom Film wegbringt, dann ist es keine gute Musik.»

Als Beispiel für eine gute Filmmusik erwähnt Treichler den Streifen «Blade Runner». Aber auch dazu sagt der Musiker: «Die Musik hat mich erst nach dem Film so richtig gepackt.» Weiter beeindruckt hat den Sänger die Musik bei Filmen wie «Dead Man», «Ghost Dog» oder «2001: Odyssee im Weltraum». Er sagt auch: «Ich bin ein Fan von Ennio Morricone.»

Von Dada zum Road-Movie

Franz Treichler hat selbst Erfahrung als Komponist von Filmmusik gesammelt. Die Young Gods erhielten beispielsweise vom Cinéma Nouveau in Lausanne 2009 den Auftrag, Musik zu einem Stummfilm zu schreiben. Die Freiburger Post-Industrial-Band wählte dazu mehrere kleinere Sequenzen aus der Zeit des Dadaismus, oder was davon beeinflusst wurde.

Bei «L’enfance d’Icare» des in der Schweiz wohnhaften Regisseurs Alexandre Iordacescu schrieben die Youngs Gods erstmals die Musik zu einem Langfilm. Gemäss Treichler war dies ein schwieriges Unterfangen. Jeder der Young-Gods-Musiker hatte eine andere Vorstellung, wie der Film zu vertonen sei. Und der Regisseur hatte zuvor auch bereits Beispiele gebracht, welche Musik er sich vorstellte.

Atmosphäre einbringen

Bei einem Kurzfilm, einem Road-Movie durch das Wallis, wollte Regisseur Rivaldo Marasco eher etwas aus dem akustischen Album des Young Gods, und für einen Trickfilm wollte die portugiesische Regisseurin Regina Pessoa etwas aus einer bestimmten Young-Gods-Periode. Franz Treichler bringt es auf den Punkt: «Der Regisseur ist unser fünfter Musiker.»

Treichler sieht im Komponieren von Filmmusik viel Verantwortung: «Man geht mit der Geschichte mit und kann viel Atmosphäre in den Film bringen.» Es sei eine richtige Teamarbeit. Treichler erachtet es als leichter, Musik mit Tanzprojekten zu kombinieren.

Doch nicht nur die Cinéasten brauchen Musik für ihre Filme, manchmal benutzen Musiker auch Filme für ihre Auftritte. Die Young Gods können da ebenfalls aus eigener Erfahrung sprechen. Als Beitrag ans Musikfest der Stadt Genf vertonten die Young Gods 2005 live Ausschnitte aus dem Film «Woodstock». Dabei stiegen sie etwa in ein Santana-Stück ein oder spielten zu Bildern von Jimi Hendrix statt der amerikanischen die Schweizer Hymne.

Musik zu Filmen zu schreiben ist für Musiker aber nur selten lukrativ, meint Franz Treichler. «Die Kosten für die Musik stehen meistens am Ende eines Filmbudgets.»

Ruhiger geworden

Die Young Gods fanden erst in den letzten Jahren zur Filmmusik. Dies hatte, so Treichler, vor allem praktische Gründe. Arbeitet man an einem Film mit, so muss man die ganze Drehzeit zur Verfügung stehen, so Treichler. «Früher waren die Young Gods fast ständig auf Tournee», erklärt der Sänger. «In letzter Zeit hatten wir aber weniger Konzerte. Wir sind alle auch langsam älter geworden und haben Familien.»

Franz Treichler hat sich mit den Young Gods in den letzten Jahren immer mehr dem Film angenähert.Bild Alain Wicht

Zur Person

Die Seele der Young Gods

Franz Treichler war als einziger der aktuellen Young-Gods-Musiker bereits bei der Gründung der Band 1985 in Freiburg dabei. Die Musik der Band wird allgemein dem Post-Industrial-Genre zugeordnet. Als Komponist zählt er zu den einflussreichsten Schweizer Musikern, der auch von David Bowie oder U2 wahrgenommen wurde. Vor seinem Engagement als Mitglied der diesjährigen Fiff-Jury sass Treichler auch schon in der Jury des Filmfestivals Locarno. Derzeit zieht die Band ein Sabbat-Jahr ein. Treichler arbeitet im Moment an einem Projekt mit zeitgenössischem Tanz sowie an einer Präsentation mit einem Anthropologen. Für 2013 plant er ein Dokumentarfilm-Projekt über den Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA. uh

Meistgelesen

Mehr zum Thema