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Der Ritter von Waldheim und seine Eindrücke von Ffryborg

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Gastkolumne

Der Ritter von Waldheim und seine Eindrücke von Ffryborg

Autor: Claudine Brohy

Die stad Ffryborg ist eyne lustige stad, vnd ist halp duczsch vnd halp welsch.» Dies schrieb der reisende Ritter von Waldheim 1474 in sein Tagebuch. Wie er zu seinen Daten kam, ist unbekannt. Aufnahmen gibt es ja keine, und damals waren Forschungsmethoden sehr rudimentär. Man kann auch nicht annehmen, dass er extensive Befragungen durchführte. Es muss also ein genereller Gesamteindruck gewesen sein, gebildet auf Grund von Erfahrungen in Gasthöfen und Kontakten mit Bekannten und auf der Strasse. Den vielen ausländischen Besuchern fielen früher in Freiburg vor allem zwei Besonderheiten auf: die spezifische Sprachensituation und die besondere geologische Lage, die tiefen Sandsteinschluchten mit den Häusern in den Mäandern der Saane.

Aber auch dieses Merkmal hat ein sprachpolitisches Bild geschaffen: den viel zitierten Röstigraben. Dieser wiederum hat eine ergänzende Gegenmetapher konstruiert: Freiburg als Brückenstadt, im wahren und im übertragenen Sinn. Wenn man aber heute genauer hinsieht, so merkt man, dass es nebst den zweisprachigen Ortstafeln am Eingang der Stadt, den 22 Strassen und Plätzen, die zweisprachig französisch-deutsch beschriftet sind, und den zukünftigen Bahnhofschildern, welche Zugreisende bald zweisprachig empfangen werden, auch sehr viel Englisch verwendet wird. Etwa für die Werbung, für Telefonieanbieter, Kulturevents, Mode und auch für offizielle Informationen wie bei der Abstimmung über «Managed Care».

Zu Ritter von Waldheims Zeiten gab es sicher wenig Werbung, und dann wäre vielleicht viel auf Latein geschrieben worden, das war ja damals die internationale Sprache. Und wenn der Ritter von Waldheim seine Reise mit Hilfe des Internets vorbereitet hätte, dann hätte er gemerkt, dass das Tourismusportal www.fribourg-tourisme.ch jetzt auch auf Deutsch viel professioneller gestaltet ist, was ihn als Deutschsprachigen sicher gefreut hätte. Ein kurzer Blick auf die Internetseite der Stadt www.ville-fribourg.ch hätte ihn vielleicht noch etwas enttäuscht – der deutsche Name hätte auf diesem grossen Netz doch Platz finden können. Und der Asterisk, dass Publikationen und amtliche Mitteilungen nur auf Französisch erhältlich sind, wäre wohl nicht nötig gewesen. Vergeblich hätte er in der Rubrik «Themen A–Z» nach den Einträgen «Zivilstand» und «Zusatzleistungen» etwas zu «Zweisprachigkeit» gesucht, er, der doch die Zweisprachigkeit als wesentliches Merkmal dieser Stadt empfand. Und wäre der Ritter ohne sein Pferd, aber mit dem Bus und dem Zug gereist, hätte er gemerkt, dass man in den öffentlichen Verkehrsmitteln ausser dem «Duczschen» und Welschen noch ganz viele Dialekte und Sprachen hört. Das Schrift- und Lautbild der Stadt hat sich eben doch geändert.

Claudine Brohy ist Linguistin und wohnt in Freiburg. Sie ist zweisprachig aufgewachsen und hat in Freiburg und in Kanada studiert. Sie interessiert sich für die verschiedenen Aspekte der Zweisprachigkeit und ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet.

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