Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Der Sensebezirk ist würdig vertreten»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: fahrettin calislar

Jean-Pierre Anderegg hat sich mit vielen Bauernhäusern beschäftigt. Der Historiker schrieb ein Grundlagenwerk über die Gebäude im ländlichen Kanton Freiburg. Seine Erkenntnisse flossen im Freilichtmuseum Ballenberg (FLM) in die Planung des Aufbaus ein. Doch im Prinzip sei der Idealfall noch nicht erreicht, sagt er im Interview.

Jean-Pierre Anderegg, 1978 wurde der Ballenberg eröffnet. War die Idee zu diesem Freiburger Ensemble in diesen Anfängen des FLM schon vorhanden?

Die Vorstellung gab es damals schon. Die Gesamtplanung wurde 1971 abgeschlossen. Ich arbeitete dort mit. Uns schwebte ein Idealkonzept vor. Wir wollten auf dem Gelände möglichst alle Hauslandschaften vereint haben, und typologisch unterschiedliche Häuser aus den wichtigsten Gebieten möglichst repräsentativ darstellen können. Es ist klar, dass wir dieses Idealprogramm so nicht einhalten können. Wir führten eine Wunschliste mit über 200 Häusern. Heute stehen 100 Gebäude auf dem Ballenberg, und die Landreserven auf dem Gelände sind arg geschrumpft.

Wie repräsentativ ist denn die Mischung der Häuser heute?

Sie ist entsprechend den vorhandenen Angeboten etwas einseitig geworden. So ist der Standortkanton Bern stark vertreten, fast zu stark. Auch die benachbarte Innerschweiz ist sehr präsent, entsprechend dem Interesse, das man zu Beginn dem Ballenberg dort entgegengebracht hat. Zu kurz gekommen sind vor allem die Randgebiete: Jura und Graubünden. Aus dem Wallis haben wir nur aus dem deutschsprachigen Oberwallis Bauten. Manchmal scheint also auch die Sprachgrenze ein Hindernis zu sein. Aus der Westschweiz haben wir bisher relativ wenig erhalten, das müssten wir noch ergänzen. Gut und fast komplett vertreten ist der Tessin.

Wie ordnen Sie den Freiburger Auftritt im FLM ein?

Der Kanton Freiburg, vor allem der Sensebezirk, ist würdig vertreten. Der entscheidende Punkt war, dass wir das Haus von Tentlingen schon früh aufstellen konnten. Es ist immer einfacher, mit einem Wohnhaus zu beginnen als zum Beispiel mit einem Stall. Dann können die Nebenbauten folgen. Das Haus von Tentlingen ist ein typischer Hof aus einem einheitlichen Gebiet des Kantons, wir können ja nicht von jedem der sieben Bezirke des Kantons ein Gebäude aufnehmen. Eine Auswahl ist nötig. Es ist ein mittelgrosses Haus. Und wir wussten aufgrund von Katasterplänen, dass wir irgendwann einen Speicher aufstellen mussten, denn es stand früher tatsächlich einer dort. Der Originalspeicher war aber schon lange abgebaut worden, wie übrigens das Ofenhaus auch. Erst später wurde die Gruppe vollständig. Natürlich wäre es schön, wenn man ein zweites Bauernhaus oder einen Hof aus dem französischsprechenden Teil des Kantons hätte. Da müssen wir warten, bis uns etwas Passendes angeboten wird.

Ein Museum will anhand von Beispielen etwas erklären. Was lernen wir vom Sensler Ensemble?

Die Häuser hier wurden von Handwerkern aus dem Dorf erstellt, entsprechend den Plänen, die in dieser Region von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Geografisch ist der Sensebezirk eine Einheit, relativ klein, und sie wussten, ein Senslerhaus sieht so und so aus. Natürlich wird dann noch differenziert. Im Oberland gibt es noch einige wenige Gebäude mit alpin wirkenden, flachen Dächern. Im Mittel- und Unterland gibt es die hohen Dächer, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Das sind die Merkmale, wie in diesem Gebiet gebaut wurde, und dann sollte man etwas Typisches dazu bringen. Das sieht dann vollkommen anders aus als ein Haus aus dem Hochjura. Das will man in einem Museum künstlich nebeneinanderstellen können. Man will zeigen, wie hat der Mensch in den verschiedenen Landschaften und Zeiten verschiedene Lösungen gefunden, um Mensch und Vieh unter einem Dach zusammenzubringen. Und die Aufgabe des Museums ist es, das zu zeigen.

Das kann man doch auch in Büchern nachlesen…

Das ist nicht dasselbe, wie wenn man vor dem Objekt steht, reingehen, es anschauen und berühren kann. Wir wollen wissen, woher wir kommen. Heute spielt statistisch die Landwirtschaft in der Bevölkerung keine grosse Rolle mehr. Die Landwirtschaft hat aber während Jahrhunderten unser Land und unsere Landschaft geprägt. Damit wir unsere Landschaft verstehen und schützen können, müssen wir mehr darüber wissen. Bauten, die man berühren kann, helfen uns, dieses Wissen zu übermitteln. Wir erkennen wirtschaftliche Unterschiede: Es gibt Häuser von reichen Grossbauern und nur ein paar Schritte nebenan ein Tagelöhnerhaus, vielleicht aus dem gleichen Kanton, bescheiden, winzig. Ein Teil der Bevölkerung hat so gelebt, auch von unseren Vorfahren.

Meistgelesen

Mehr zum Thema