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«Der Tod ist nicht der grosse Feind»

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Seit 10 Jahren ist der Verein Palliative Freiburg ­aktiv. Die FN haben zu diesem Anlass Co-Präsidentin Chantal Müller zum Gespräch ­getroffen.

 

Chantal Müller, Sie sind 34 Jahre alt. Wieso interessieren Sie sich fürs Sterben?

Es gibt nur eine Sache, die sicher ist: dass wir eines Tages sterben werden. Schon in meiner Jugend habe ich mich mit dem Thema beschäftigt. Als Ärztin sehe ich den Tod nicht als den grossen Feind in der Medizin – der Tod gehört zum Leben. Natürlich muss man alles dafür tun, damit ein Mensch nicht stirbt. Aber man sollte sich stets fragen, was für den einzelnen Patienten sinnvoll ist. Ich finde es extrem bereichernd, in der Palliativ­medizin zu arbeiten, so widersprüchlich das auch klingt. In der ganzen Trauer gibt es so viel Zuneigung, Liebe und Dankbarkeit. Das ist unglaublich berührend.

Was hat der Verein in den letzten zehn Jahren erreicht?

Vor 2010 war Freiburg der einzige Kanton ohne Verein. Seither haben wir es geschafft, alle Akteure, die mit Palliative Care zu tun haben, zusammenzubringen. Dazu gehören unter anderem die Ärzte, Apotheker, Heime und Spitäler, aber auch Rentner und die Kirche. Zudem waren wir bei der Erarbeitung des kantonalen Plans für Palliative Care beteiligt.

Gibt es bei den älteren Ärzten noch Vorbehalte gegen Palliative Care?

Jüngere Ärzte sind gegenüber der Palliativversorgung sicher sehr aufgeschlossen, ich kenne aber auch viele ältere Ärzte, die wunderbare Arbeit machen.

Warum wurde die Palliativ-Station für deutschsprachige Freiburger in Merlach erst 2016 eröffnet?

Im französischsprachigen Teil gab es viel mehr Druck der Ärzte und des Pflegepersonals – die Gesundheitspolitik ist dann gefolgt. Und dieser Druck kam in Deutschfreiburg erst später. Die grosse Entwicklung in den letzten Jahren fand aber vor allem im Bereich der mobilen Palliativversorgung und bei den Heimen statt und nicht in den Stationen.

Welche Projekte sind in Zukunft geplant?

Nächstes Jahr lancieren wir Kurse für Personen, die nicht direkt einen Gesundheitsberuf ausüben, aber mit Menschen, die sterben werden, in Kontakt kommen. Ein Beispiel sind Köchinnen und Köche, die im Altersheim arbeiten. Damit wollen wir Barrieren abbauen und die Sensibilität erhöhen. Denn wenn man weiss, dass eine Person stirbt, ist es oftmals sehr schwierig, dieser zu begegnen.

Wo muss die Politik noch handeln?

Je länger jemand in einem Spitalbett liegt, desto teurer wird das für das Spital. Bei der Palliative Care funktioniert dieses Modell nicht. Denn dort ist es zentral, dass man sich Zeit für den Patienten nimmt. Ich würde mir wünschen, dass wieder vermehrt der Mensch im Zentrum steht, auch in anderen Abteilungen. Nationale Massnahmen sind notwendig, damit wir mehr Geld erhalten.

 

Auch die Zeit während des Lockdown war eine Herausforderung. Wie haben Sie diese erlebt?

Ich habe wieder einmal realisiert, wie wichtig der menschliche Kontakt ist. Für Bewohner in Altersheimen beispielsweise war es brutal, als der Kontakt zu den Angehörigen nicht möglich war. Sterbenden sollte man die Hand halten können. ­ Wenn das nicht geht, fehlt ein ­elementarer Teil vom Menschsein.

War es denn falsch, die Altersheime abzuriegeln?

Hier hätte die gleiche Situation wie in Bergamo eintreten können. Durch die Massnahmen konnte die Übertragungsrate auch innerhalb der Heime gesenkt werden und die Spitäler wurden nicht überlastet. Jetzt haben wir mehr Erfahrung und genug Schutzmaterial, und man kann das anders angehen. Aber im März war das aus meiner Sichtweise richtig.

 

Die Menschen im Altersheim konnten aber nicht entscheiden, ob sie das Risiko einer Infektion in Kauf nehmen.

Wenn man meine Grossmutter gefragt hätte, hätte sie gesagt: «Komm vorbei.» Aber es gibt ja nicht nur meine Grossmutter im Altersheim. Das Ziel war, die Ansteckungskette zu durchbrechen. Und ich denke, die Menschen in den Altersheimen haben dafür einen der höchsten Preise bezahlt.

Information

Der Verein feiert sein 10-Jahr-Jubiläum

Rund 50 Mitglieder gründeten 2010 den Verein Palliative Freiburg. Der Zweck des Vereins ist die Verbreitung des Begriffes Palliative Care und die Vernetzung aller ­Organi­sationen und Personen, die mit der Palliativpflege zu tun haben. Heute Abend ­ feiert er sein zehnjähriges Bestehen.

as

 

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