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Der Trick mit dem Geldkoffer

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Der Trick mit dem Geldkoffer

Zwei Schweizer wegen Millionenbetrugs vor dem Wirtschaftsstrafgericht

Ein Deutschfreiburger und ein Luzerner stehen seit Montag wegen Betrugs vor dem Wirtschaftsstrafgericht Freiburg. Sie sollen in den Jahren 1992 und 1995 an Delikten in der Schweiz und in Österreich beteiligt gewesen sein. Insgesamt geht es um einen Betrag von etwa neun Millionen Franken.

Von CAROLE SCHNEUWLY

Wie kommt man auf die Schnelle an das grosse Geld? Der 48-jährige Deutschfreiburger W. und der 45-jährige Luzerner H. glaubten Anfang der Neunzigerjahre, die Antwort gefunden zu haben: Man nehme einen falschen Bankdirektor, finde finanzkräftige Geschäftsleute mit einer gehörigen Portion Gutgläubigkeit, bestelle selbige zwecks eines lukrativen Devisenwechsel-Geschäftes mit einem Koffer voller Bargeld in ein angesehenes Geldinstitut, entferne sich unter einem Vorwand mit dem Geldkoffer und verschwinde durch den Hintereingang.

Zwei Mal hat sich dieses Szenario im Januar 1992 in der Schalterhalle der Schweizerischen Kreditanstalt (heute Credit Suisse) am Zürcher Paradeplatz abgespielt: Beim ersten Streich wurden vier ungarische Staatsangehörige um 2,2 Millionen Deutsche Mark erleichtert. Der zweite Coup kostete zwei Kanadier vier Millionen Schweizer Franken. Drei Jahre später, im Januar 1995, kam es in einem Hotel im österreichischen Innsbruck zu einer ähn-lichen Begebenheit. Im entwende-ten Koffer befanden sich diesmal 2,2 Millionen Schweizer Franken sowie 3,9 Millionen österreichische Schilling.

Aus den
Komplizen wurden Gegner

Dass die beiden ehemaligen Komplizen H. und W. längst zu Gegnern geworden sind, wurde bereits am ersten Prozesstag am vergangenen Montag klar. H. hatte schon im Vorfeld des Prozesses zugegeben, an allen drei Fällen beteiligt gewesen zu sein. In Zürich habe er die Rolle des falschen Bankdirektors mit dem findigen Namen Urs Egli gespielt.

Am Montag gab H. zu Protokoll, auch W. habe mit den Vorkommnissen massgeblich zu tun gehabt. Laut Markus Meuwly, dem Anwalt von
W., dienten diese Behauptungen dazu, den wahren Drahtzieher hin-ter den Vorkommnissen zu decken, einen dubiosen Italiener, zu wel-chem H. enge Beziehungen unterhalte.

Weiter verlangte Meuwly am Montag eine neuerliche Untersuchung, weil wichtige Aktenstücke aus früheren Verfahren in Deutschland und Österreich nicht zugänglich seien.

Meuwlys Antrag wurde am Mittwochvormittag von Gerichtspräsident André Waeber abgewiesen und das Verfahren fortgesetzt. Der Angeklagte W. bestätigte im Verlaufe seiner Einvernahme frühere Aussagen, wonach er zwar an den beiden Coups in Zürich als Mittelsmann beteiligt war, nicht aber an jenem in Innsbruck.

Betrogener Betrüger?

Er sei in die Sache hineingeraten, nachdem er von genanntem Italiener um 300 000 Franken betrogen worden sei. Durch das «sichere Geschäft» in der Bank, von dem er geglaubt habe, es handle sich um Geldwäsche, hätte er sein Geld zurückerhalten sollen. Den versprochenen Anteil an der Beute habe er aber entgegen den Behauptungen von H. nie bekommen.

Noch in weiteren Punkten widersprechen sich die Aussagen der beiden Angeklagten. So will W. erst im Rahmen der 1997 in Freiburg geführten Untersuchung von der wahren Identität des Urs Egli erfahren haben. H. hingegen sprach von einem «Vertrauensverhältnis» mit W., das schon lange vorher bestanden habe.

Widersprüche am laufenden Band

Im Verlaufe der Befragung wurde W. sowohl von Gerichtspräsident Waeber als auch von Gabriele Berger, Sub-
stitutin der Staatsanwaltschaft, mit verschiedenen Aussagen und Aktenstücken konfrontiert, die seine Behauptungen in Frage stellten. W. blieb bei seiner Sicht der Dinge und sagte, die Widersprüche könne er sich nicht erklären.

Zum Schluss erwähnte ein als Zeuge geladener Zürcher Polizist eine Agenda des Angeklagten W. aus dem Jahre 1992, in der H. mit Adresse und Telefonnummer vermerkt sei. Die Kopie des Eintrags konnte in den umfangreichen Akten in der Kürze der Zeit nicht gefunden werden. André Waeber versprach aber, der Sache bis zur Fortsetzung der Verhandlung am kommenden Mittwoch nachzugehen.

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