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Der Weg vom Wissen zum Können

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Weisses Gesicht, schwarzer Anzug, knallroter Hintergrund – das ist Urs Hecht am letzten Samstag in der Orientierungsschule (OS) Kerzers. Und es ist nicht rot im Hintergrund, weil die Schule brennt, sondern weil die Aula der Schule Kerzers in knallroter Farbe gehalten ist. Das, was am Samstagmorgen an der offiziellen Feier zur Einweihung des Um- und Neubaus der OS Kerzers brennt, ist das Herz von Gemeinderat Hecht – und es ist nicht das Einzige. Die Herzen lodern quasi im Verein an diesem Morgen in Kerzers in der neuen Orientierungsschule.

Ein Haus des Lernens

An der Einweihungsfeier jedweder Schule kommt zwangsläufig zum Ausdruck, dass diejenigen, die sie planen, bezahlen und schliesslich bauen, keinen Tag mehr in ihr Unterricht nehmen dürfen. Am Samstag waren sie trotzdem glücklich, denn was seit den ersten Planungsschritten im Jahr 2003 entstand, ist kein «Haus der Belehrung» mehr, wie Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot in ihrer Ansprache die Schule früherer Generationen charakterisierte, sondern ein «Haus des Lernens». Und was an der Schuleinweihung wie ein süsses Gift durch die Gänge waberte und jeden Anwesenden irgendwie zufrieden machte, war, dass hier echter Fortschritt stattgefunden hat–in Reinkultur, quasi so, wie er im Schulbuch gelehrt werden könnte. Erich Hirt, Kerzerser Gemeindeschreiber, brachte es am Rande der Veranstaltung denn auch klipp und klar auf den Punkt: «Früher wurde in der Schule Wissen vermittelt, heute lehrt man Können.»

Fest der Arbeitsbienen

Aber es war nicht nur der Geruch des Fortschritts, der am Samstag in den Kerzerser Schulzimmern zu riechen war. Es war auch der Geschmack der Demokratie à la Suisse. An der Einweihung der OS Kerzers gab es kein Genie, das man hätte umhecheln und anhimmeln können, für seinen wie auch immer gearteten genialen Wurf – es war ein Fest der Arbeitsbienen. Zehn Jahre Arbeit, zehn Minuten Redezeit in der roten Aula, und dann zwei Minuten Applaus. So könnte man die Bilanz des Gemeinderates Urs Hecht umschreiben – oder auch diejenige des Architekten Cornelius Morscher. Hecht und Morscher waren nur zwei von vielen, die mitgearbeitet haben und nicht mal reden durften und also auch keinen Applaus bekamen. Aber Hecht und seinen Mitstreiterinnen und -streitern war das offensichtlich egal. Schliesslich ging es erklärterweise um eine «Herzensangelegenheit».

In der Regel dürfen ruhig die Warnlampen angehen, wenn Politiker von Herzensangelegenheiten reden – an der Einweihung der OS Kerzers konnte man sie für einmal getrost abschalten. Schliesslich wurde nicht die Urs-Hecht- oder Isabelle-Chassot-Schule eingeweiht, sondern schlicht die OS Kerzers.

Keine Sponsoren

Hecht und Chassot und die Kerzerser Gemeindepräsidentin Susanne Schwander haben diesem und jenem gedankt in ihren Reden – und aller Wahrscheinlichkeit nach zu Recht. Aber sie haben keinem Sponsoren gedankt, nicht weil sie’s vergessen hätten, sondern weil es keinen gab. Berappt hat die Schule schliesslich jeder, der in Kerzers oder im Kanton Wohnsitz hat und als Preis dafür die jährliche Steuerrechnung bezahlt.

Klar gab es Diskussionen damals an der Gemeindeversammlung im September 2009, als der damalige Vize-Ammann, Pierre-Alain Sydler, den versammelten Stimmbürgerinnen und -bürgern den Um- und Neubau der OS Kerzers verkaufen wollte. 15,3 Millionen Franken würde die Sache kosten, rechnete Sydler vor – und es gab keinen Topf, aus dem das Geld einfach hätte fliessen können.

Aufbruchstimmung

Und weil der Gemeinderat keine halben Sachen machen wollte, präsentierte er dem Volk auch gleich die saftige Quittung: eine Steuererhöhung um satte 2,9 Prozentpunkte. Bei der Abstimmung über die Steuererhöhung liess die Gemeinde die Stimmen noch auszählen und erhielt im Gegenzug für die schonungslos realistische Präsentation die Zustimmung einer knappen Zweidrittelmehrheit. Beim Schulhausbau wurden die Stimmen schon gar nicht mehr gezählt, so überzeugend war das Mehr der gehobenen Hände. Schon damals war der Hauch der Aufbruchstimmung zu spüren, der am Samstag bei der Einweihungsfeier noch zu fühlen war.

Dreck, Staub und Lärm

Was offizielle Einweihungsfeiern oft charakterisiert, das ist, dass sie der Realität nachhinken. Die OS in Kerzers ist längst bezogen. Die Lehrer arbeiten, die Schüler lernen: Es ist wie bei einer Geburt – das Kind ist da, die Wehen sind vergessen. Dreck, Staub, Lärm und endlose Diskussionen an unzähligen langen Sitzungen wurden zwar noch erwähnt, aber präsent waren sie nicht mehr.

Gegenwärtig war hingegen die gelungene Verschränkung der Architektur mit den Anforderungen der Pädagogik, wie sich Isabelle Chassot ausdrückte. Und präsent war etwas, das sich – vielleicht etwas altmodisch – als Bürgerstolz umschreiben lässt. Gemeinsam hat man den Um- und Neubau der OS Kerzers beschlossen, ausgeführt und bezahlt – für eine Zukunft, die einem nicht mehr gehören wird.

OS Kerzers: Aus dem Grau hinein ins Blau, Gelb und Rot

F ür das Projekt der OS Kerzers hat das ausführende Architekturbüro Morscher Architekten den renommierten Award «14 best architects» des Jahres 2014 in der Kategorie «Öffentliche Bauten» erhalten. Der Preis wird seit dem Jahr 2007 vergeben und hat zum Ziel, «das Beste und Interessanteste, was die Architekturszene aus dem deutschsprachigen Raum zu bieten hat, herauszufiltern und einer breiten, interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren». Wie Cornelius Morscher erklärte, hat das Projekt OS Kerzers den Preis vor allem erhalten, «weil der Neubau mit dem alten Schulhaus verbunden wurde, statt einen separaten Neubau zu errichten». Das neue Schulhaus ist teils mit gewagten Farbkombinationen ausgestattet. Der Eingang führt direkt in ein Foyer, das vielfältig genutzt werden kann, weil der Raum durch keine Säulen durchbrochen wird. Wie Morscher erklärte, funktioniert das in Grau gehaltene Foyer als Verteilraum. Von da führen Wege zu ganz in Himmelblau gehaltenen Toiletten, gelben Gruppenräumen mit originell angelegten Fenstern und in die knallrote Aula. Die Wände der Klassenzimmer sind in einem abgetönten Weiss gehalten und bestehen aus Rohholzfaserplatten, die gleichzeitig als Pinnwand genutzt werden können. hw

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