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Die Brücken, die wir bauen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es ist der 24. Februar, und es ist ein Freudentag, eigentlich. Es ist der Geburtstag meines Sohnes, und nach den Ferien sehe ich endlich meine Enkelin wieder. Ich freue mich riesig, auf beide. Und ich stehe – viel zu früh – auf dem Perron im Bahnhof Bern und warte voll Ungeduld auf den Zug. Eine friedliche Stimmung, die Sicht über ca. 10 Geleise quer über die Schienen offen, ungewöhnlich, eine Mutter albert mit ihrem Kind, ein junges Liebespaar vier Geleise weiter säuselt sich vermutlich die süssesten Versprechen zu, und ein Business-mässiger Mann mit schwerer Aktentasche steht in Gedanken versunken lässig an einen Pfeiler gelehnt. Ohne Handy. Sonst kein Mensch weit und breit. Friedlich. Eigentlich. Wenn da nicht ein verirrter Geist, gefangen in seinen krankhaften Machtansprüchen, mit einer Wahnsinnstat in diesen Tag gestartet wäre.

Im Zug setze ich mich zu einer sympathischen älteren Dame mit schlohweissem Haar, das Gesicht geschrumpelt wie ein ausgetrockneter Boskop-Apfel, die Augen aber hellwach. Sie begrüsst mich mit strahlendem Gesicht und fragt gleich zu Beginn, kaum dass ich mich gesetzt habe, wohin meine Reise denn gehe. Wir tauschen uns ein paar Minuten aus. Dann nehme ich Amanda Gormans Gedicht zur Hand, welches sie anlässlich der Amtseinführung von Joe Biden im Januar letzten Jahres eindrücklich vorgetragen hatte. Aus einem Bedürfnis heraus habe ich das am Morgen eingesteckt. Was ich denn lesen würde, fragt mich mein Gegenüber freundlich. Ach ja, davon habe ihr ihre Enkelin erzählt. Ob sie es eventuell auch mal anschauen dürfe. Ich gebe ihr den Ausdruck und beginne, mir ein paar Notizen zu machen. Sie gibt mir das Gedicht mit wohlwollenden Kommentaren zurück und meint, dieser Irre in Russland müsste das mal lesen. Da kann ich nur vorbehaltlos zustimmen. Und ob ich jetzt über das Gedicht schreiben würde, fragt sie weiter? Nein, ich sei nur daran, ein paar Gedanken für eine nächste Kolumne aufzuschreiben. Aha, und was denn das für eine Kolumne sei? Ich erkläre ihr auch das und denke mit einem unterdrückten Schmunzeln bei mir, dass gesunde Neugierde schon viele weitergebracht hat. Quasi als hellseherische Antwort auf meine unausgesprochenen Gedanken erklärt die Dame plötzlich lachend und überschwänglich, sie wolle keineswegs indiskret sein, ich müsse ihren Gwunder entschuldigen. Sie finde es aber so unglaublich spannend, von Unbekannten zu erfahren, wo im Leben sie stehen, was sie machen, wohin sie gehen. Manchmal setze sie sich einfach in den Zug auf der Suche nach neuen Geschichten. Nach Menschsein.

Ich brauche keine Notizen mehr. Diese Begegnung gibt mir Material für ein ganzes Buch. Wir unterhalten uns wie alte Bekannte und mit der scheuen Angst, dass bis zur Einfahrt im Bahnhof Zürich nicht genügend Zeit bleiben würde, alles voneinander zu erfahren.

Der Zug fährt ein, und ich helfe dieser liebenswürdigen Gwundernase beim Aussteigen. Da nimmt sie zum Abschied meine Hand und dankt mir dafür, dass ich ihr meine Geschichte geschenkt hätte. Und sie müsse gestehen, dass sie sich auch heute einfach in den Zug gesetzt habe, in der Hoffnung, dass… Und sie strahlt.

Wir trennen uns, und ich eile zum Anschlusszug nach Oerlikon. Und auf dem Weg dorthin schwirren mir die vor einer Stunde gelesenen Worte von Amanda Gorman durch den Kopf:

Falls wir unserer eigenen Zeit gerecht werden sollen,

dann wird der Sieg nicht in der Klinge liegen,

sondern in all den Brücken,

die wir gebaut haben.

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