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Die Buchdoktorin sucht Paten

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Die Wünsche einer Restauratorin und die Wünsche von Besitzern alter Bücher unterscheiden sich manchmal diametral. «Am besten wäre es für die alten Bücher natürlich, sie würden im klimatisierten, dunklen Kulturgüterschutzraum gelagert, nicht herausgenommen und nicht geöffnet», sagt Beate Degen, Restauratorin im Freiburger Fran­ziska­ner­kloster. «Aber das hören die Eigentümer natürlich nicht so gern.» Die wollten ihre Schätze zeigen.

30 000 Franken gesammelt

Das macht das Fran­ziska­ner­kloster momentan mit zehn seiner insgesamt 35 000 Bücher. Und das nicht ganz uneigennützig. «Viele der Werke des Klosters haben eine Re­stauration dringend nötig. Diese hier besonders, und bei ihnen ist eine Rettung möglich», sagt Beate Degen. Sie zeigt auf einen Tisch im Untergeschoss des Klosters, auf dem zehn Bücher liegen. Kleine und grosse, dicke und dünne – und alle sind sie mehrere Hundert Jahre alt. Für die zehn Werke sucht das Kloster seit Ende Oktober Patinnen und Paten. Rund 60 000 Franken sind nötig für die Restaurierung aller zehn Bücher – mit der Patenaktion hat das Kloster bis jetzt rund 30 000 Franken gesammelt.

«Eine Dame hat dieses Stundenbuch gesehen und 6 000 Franken für seine Re­staurierung gesprochen», sagt Degen und zeigt auf ein kleines Buch aus dem 14. Jahrhundert mit hauchdünnen Seiten, das dicker als lang ist. Es war einst das persönliche Gebetsbuch eines Ordensmannes. Auch Lehrlinge einer Buchbinderschule haben gespendet, und ein grösserer Betrag kam von einer Stiftung. Die Buchpatenschaften waren die Idee von Beate Degen. «Ich kannte das Konzept aus Deutschland, wo es ganz gut funktioniert», sagt die Konstanzerin.

Jahrhundertealter Staub

Für die Restaurierung eines Buchs braucht Beate Degen ungefähr 50 Stunden, die Kosten belaufen sich auf rund 5000 Franken. Natürlich gibt es Unterschiede je nach Buch und Schäden, die es hat. «Grosse und schwere Bücher sind oft anstrengender zu restaurieren als kleine feine.» Sie schlägt in ihrer Werkstatt ein Antiphonar – eine liturgische Handschrift für Messgesänge – des Franziskanerklosters auf. Der Buchdeckel ist einen guten halben Meter lang, das ganze Werk aus dem Jahr 1300 ist mehrere Kilogramm schwer. Beate Degen streicht mit ihrem Finger, der in einem weissen Stoffhandschuh steckt, über den Buchdeckel. Der Handschuh wird bräunlich, etwas Leder rieselt auf den Tisch. «Das Leder wurde einst mit Pflanzenstoffen gegerbt und hat nun einen endogenen Schaden. Dieser führt zu einem Verlust des Überzugs, wenn man nicht restauratorisch eingreift.»

Aber auch innen gibt es zu tun: «Solche Antiphonare lagen jahrhundertelang offen in Kirchen. Da sammelt sich ganz schön viel Staub und Dreck an.» Sie säubert die Pergamentseiten sorgfältig mit einer Bürste und wenn nötig einem Skalpell für hartnäckigen Staub im Falz. «Ist das Buch noch nicht wissenschaftlich erforscht, bewahre ich den Staub auf.» Im Antiphonar von 1300 des Franziskanerklosters hat sie sogar drei jahrhundertealte platt gedrückte Silberfischchen gefunden.

Ist die Trockenreinigung, wie Degen sie nennt, gemacht, repariert sie die Seiten. Dabei gilt: Ähnliches wird mit Ähnlichem geflickt. Für Pergamentseiten aus Tierhaut benutzt sie auch tierischen Klebstoff, der aus der Schwimmblase der Fischart Stör hergestellt wird. Für Papier aus Zellulose, also pflanzlichem Material, benutzt sie Weizenstärke als Klebstoff. Ein wahrer Alleskönner ist Japanpapier, das aus den Fasern des Maulbeerbaums hergestellt wird und besonders altersbeständig ist. Beate Degen hat verschiedene Stärken des Papiers in ihrem Atelier, das dünnste ist nur gerade ein Hauch von Material.

Kaputte Einbände

Viele der zehn patensuchenden Bände haben kaputte Einbände: Durch das Öffnen und Schliessen und die Spannung der starren Einbände sind zum Beispiel die Buchrücken abgefallen. Beate Degen nimmt ein Buch in die Hand, das keinen fixen Einband hat: Die Seiten sind mit einfachem Faden zusammengenäht. «Das nennt man Kopert-Einband. Oft waren es provisorische Einbände, weil noch kein Geld für einen Ledereinband vorhanden war», erklärt sie. Und fügt lachend an: «Restauratoren würden nur Kopert-Einbände verwenden. Sie sind flexibler; es gibt weniger Schäden als mit Holz- oder Ledereinbänden.» Die Buchdoktorin hat genaue Vorstellungen davon, was den Büchern guttut.

Zahlen und Fakten

Bücher restaurieren seit 40 Jahren

Vor genau 40 Jahren, nämlich, 1979, gründete Pater Otho Rayman die Restaurierungswerkstatt des Franziskanerklosters. Es war das erste professionelle Atelier im Kanton, in dem Handschriften und frühe Druckwerke restauriert wurden. Bis 2007 gab Pater Otho dort sein Wissen an Schüler und Praktikanten weiter. Danach betrieb seine Mitarbeiterin Gisela Muheim die Werkstatt bis 2014. Nach einem Jahr Vakanz übernahm Beate Degen im Oktober 2015. Im Rahmen der Renovation des Klosters, die 2016 abgeschlossen wurde, zog die Werkstatt in neue Räumlichkeiten im ersten Untergeschoss. Die alte Bibliothek des Franziskanerklosters wurde 2009 unter kantonalen Schutz gestellt. Das Kloster hat damit vom Kanton den Auftrag erhalten, sich um die Bücher zu kümmern und sie zu erhalten. Das Kloster besitzt unter anderem 92 Handschriften, 136 Inkunablen, 80  Postinkunabeln (Drucke von 1500 bis 1550) und rund 190 mittelalterliche Bücher.

nas

 

 

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