Ratgeber Beziehung
Was kann ich tun, damit mein Mann mit mir seine Gefühle teilt? Ich merke, wenn es ihm schlecht geht, und möchte helfen. Er will nichts wissen und stösst mich zurück. Sein Verhalten enttäuscht mich. A. f.
Niemand ist dazu verpflichtet, seine tiefsten Gefühle mit dem Partner zu teilen. Es ist im Gegenteil sehr wichtig, die aufgezeigten Grenzen zu respektieren. Sie können Ihrem Partner ein Angebot machen, der Schritt zum Gespräch muss jedoch von ihm kommen.
Emotionale Öffnung ist eine Säule der Partnerschaft. Es geht darum, über seine Gefühle, Bedürfnisse zu sprechen, aber auch zu Schwächen und Unzulänglichkeiten zu stehen. Je besser man seinen Partner kennt, desto stärker wird die Beziehung. Andererseits macht emotionale Öffnung verwundbar. Es könnte die Versuchung bestehen, im Streit auf den wunden Punkt des Partners zu zeigen, oder schlimmer, dieses Wissen gegen den Partner zu nutzen. Emotionale Öffnung ist anspruchsvoll. Die Geschlechterrolle stellt ein Hindernis dar. Sozial ist es immer noch wenig akzeptiert, wenn ein Mann von seinem Innenleben spricht – schon gar nicht, wenn es um Schwäche, Scham und Angst geht! Klar ist aber, dass Männer genauso fühlen wie Frauen und genauso zu Mitgefühl fähig sind. Sie haben vielleicht weniger gut gelernt, zu ihren Gefühlen zu stehen und über diese zu reden.
Die Masken, die wir tragen, schützen uns in einem gewissen Sinn. Sie immer zu tragen, ist aber mit hohen Kosten verbunden. Die Partnerschaft ist einer der wenigen Orte, wo wir sie ablegen können. Aber warum soll sich das lohnen? Weil man dann ganz sich selbst ist. Weil man damit Intimität schafft. Weil es uns menschlich macht. Die meisten Männer und Frauen wollen nicht einen Übermenschen, sondern einen Lebensgefährten, der ihnen auf Augenhöhe begegnet.
Nadia Dupontist Psychologin FSP und arbeitet für das Familieninstitut für Forschung und Beratung an der Universität Freiburg. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt im Broyetal.
www.paarlife.com; Kostenlose Beratung Partnerschaftsfragen freitags von 14–16 Uhr, Familieninstitut Uni Freiburg 026 300 73 57.
