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«Die lautesten Landwirte sind nicht unbedingt die, die am meisten mit der Natur arbeiten»

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Während die Freiburger Sektion von Pro Natura aktuell ihr 60-Jahr-Jubiläum feiert, wurde die Murtner Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel im Sommer in ihrem Amt als Präsidentin von Pro Natura Schweiz bestätigt. Die SP-Politikerin spricht im Interview über ihre Verbindung zur Natur und den Graben zwischen Naturschützern und Bauern.

Es ist ein sonniger Vormittag auf der Aussichtsterrasse der Französischen Kirche in Murten. SP-Nationalrätin und Pro-Natura-Schweiz-Präsidentin Ursula Schneider Schüttel hat sich dieses grüne Plätzchen für das Interview ausgesucht.

Ursula Schneider Schüttel, sind Sie viel im Grünen unterwegs?

So oft es geht. Abends gehe ich gerne rasch aufs Bodemünzi. Das ist ganz in der Nähe von dort, wo ich wohne, und man hat eine tolle Aussicht und kann die Weite geniessen, Abstand nehmen. Ich bin gerne draussen, die Natur hat mich schon früh geprägt.

Links und landwirtschaftsfern: Mit diesen Worten wurden Sie vor einiger Zeit in einer Zeitung beschrieben. Was sagen Sie dazu?

Links auf jeden Fall, aber als landwirtschaftsfern würde ich mich nicht beschreiben. Meine Mutter war eine Bauerntochter – in unserer Jugend waren wir oft auf dem Bauernhof und haben dort auch mitgearbeitet. Mein Vater kommt aus Frutigen, daher war auch die Nähe zu den Bergen immer ein Thema. Ich bin sehr naturnah aufgewachsen und habe – ausser während meiner Studienzeit – auch immer in ländlichen Gebieten gelebt. Die Nähe zur Natur war mir schon immer wichtig.

Ein Parteiwechsel hin zu den Grünen wäre aber nie infrage gekommen?

Die Grüne Partei war hier in Murten lange kein Thema. Darum war die Wahl für mich klar. Die SP hat die mich interessierenden Umweltfragen schon während meinen Studienzeiten bearbeitet – es ist ja nicht so, als ob die Grünen die Einzigen sind, die sich um Umweltthemen kümmern. Was diese Themen angeht, bin ich nahe an den Grünen dran und arbeite auch eng mit ihnen zusammen – wie andere in der SP auch.

Ursula Schneider Schüttel ist seit zehn Jahren für die SP Freiburg im Nationalrat.
Sarah Neuhaus

Umweltschützer haben es in der SP aber aktuell nicht einfach. Ihre Partei hat jüngst gefordert, dass der Umweltschutz zugunsten vom Bau von Stauseen und Solaranlagen in den Bergen eingeschränkt wird. Das war wohl eine schwierige Situation für Sie als Pro-Natura-Präsidentin…

Das ist immer noch schwierig. Ich bin der Meinung, dass eine vernünftige Interessenabwägung zwischen Naturschutz und Energieversorgung bereits im Gesetz verankert ist. Wir dürfen diese Gesetze aufgrund der aktuellen Lage nicht einfach über Nacht zugunsten der Energieversorgung ändern. Das wäre zu kurz gedacht. Der Schaden, der so in der Umwelt entstehen kann, ist vielleicht nicht unmittelbar sichtbar, aber irgendwann fallen die Konsequenzen unseres Handelns auf uns zurück.

Zurück zum Vorwurf der Landwirtschaftsferne. Diese Aussage stammt aus einem Artikel im «Schweizer Bauer». Warum findet Pro Natura weniger Unterstützer bei den Berufsgruppen, die am meisten mit der Natur arbeiten?

Pro Natura arbeitet mit vielen Landwirten gut zusammen. Zum Beispiel mit solchen, die im Schutzgebiet Land von uns pachten und dort umweltverträgliche, nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Die lautesten Landwirte sind nicht unbedingt die, die am meisten mit der Natur arbeiten.

Wie meinen Sie das?

Wenn ich mit einem riesigen Traktor ein grosses Futtermaisfeld abernte, dann ist das für mich nicht mit der Natur arbeiten, sondern in der Natur arbeiten.

Ich will das nicht kleinreden. Das ist ein strenger Job, die Rahmenbedingungen sind nicht einfach, und die wirtschaftlichen Risiken sind gross. Schlussendlich ist aber jeder Landwirt für die Nahrungsproduktion auf eine intakte Natur angewiesen.

Diese Berufsgruppe müsste sehr empfänglich sein für Ihre Botschaften. Warum kann Pro Natura diesen Graben nicht überwinden?

Ich denke, es hat viel mit Gewohnheit zu tun. Jemand, der vor 30 Jahren ausgebildet wurde, hat eine andere Denkweise. Dazu kommt, dass Unternehmen, die Dünger, Pestizide und grosse Landmaschinen verkaufen wollen, viel Einfluss auf den Bauernverband und grössere Landwirtschaftsbetriebe nehmen. Eine Umstellung eines Bauernbetriebs passiert zudem nicht von einem Tag auf den anderen. Da müssen viele Gewohnheiten überdacht und umgestellt werden. Es ist wie bei uns Konsumentinnen und Konsumenten. Es braucht ein ständiges Hinterfragen des eigenen Handelns. Wir beeinflussen unsere Welt jeden Tag mit all unseren Handlungen. Wie dusche ich? Wie bewege ich mich zur Arbeit? Was esse ich zu Mittag?

Sich auf einer individuellen Basis so nachhaltig wie möglich zu verhalten, kann aber auch sehr anstrengend sein. In Zeiten von Greenwashing sind ja irgendwie alle nachhaltig und ökologisch unterwegs. Da muss man eine beachtliche Ausdauer an den Tag legen, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ja, ich kenne diese Frustration auch. Es gibt Momente, da muss man eben zum Auto greifen oder zur gekauften Wasserflasche. Trotzdem ist jeder kleine Beitrag wichtig.

Die grossen industriellen Player könnten aber in wesentlich kürzerer Zeit viel mehr erreichen.

Das stimmt. Den grössten Einfluss haben die Industrie, die Grossverteiler und die Landwirtschaft. Natürlich können wir mehr erreichen, wenn ein grosses Unternehmen auf erneuerbare Energien umstellt. Trotzdem steuert jeder Einzelne das Ganze mit seinem Verhalten mit. Es reicht nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, wir müssen auch bei uns selber anfangen. Gleichzeitig sollte man sich das Leben nicht zu schwer machen. Ich denke da vor allem an die Jugendlichen, die wirklich Angst haben vor der Klimaveränderung der Zukunft. Wir müssen versuchen, optimistisch zu bleiben. Wenn jeder und jede einen vernünftigen Beitrag leistet, kommen wir schon sehr weit. Auch ohne extrem zu werden.

Die Präsidentin von Pro Natura Schweiz freut sich über den Mitgliederzuwachs ihrer Organisation.
Sarah Neuhaus

Zurück zum Graben zwischen Naturschutz und den Menschen, die in oder mit der Natur arbeiten. Beim Thema Wolf sehen die Fronten ähnlich aus. Diejenigen, die nicht unmittelbar von der Präsenz des Wolfs betroffen sind, freuen sich über seine Rückkehr. Die anderen weniger. Warum ist das so?

Ich denke, diese Darstellung basiert auf Klischees und einem Schwarz-Weiss-Denken. Naturschützer befürworten den Wolf nicht ohne Wenn und Aber. Es ist nicht so, als gäbe es kein gegenseitiges Verständnis. Pro Natura hat immer anerkannt, dass die Wolfspräsenz problematisch sein kann. Und wir versuchen immer, Hand zu bieten, um Lösungen zu finden.

Dann werden Sie von Alphirten und Bäuerinnen mit offenen Armen empfangen?

(lacht) Nein. Oft mit viel Skepsis und einer starken Abwehrhaltung. Im Gespräch klärt sich aber jeweils einiges. Leider wird das Thema auch oft unnötig aufgebauscht. 

Die Anzahl Tiere, die durch einen Wolf sterben, ist um ein Vielfaches tiefer als die Anzahl Tiere, die wegen ungenügender Betreuung krank werden oder abstürzen und darum sterben.

Ich habe aber Verständnis für die Alphirten, die leiden, wenn sie ein Tier durch einen Wolfsriss verlieren – es ist schade um das einzelne Tier. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass der Wolf Teil unserer Umwelt ist. Wir müssen lernen, mit dem Tier umzugehen und mit ihm zusammenzuleben. Wir sind schliesslich auch nur ein «Tier» auf dieser Welt. Wer gibt uns das Recht, über die Daseinsberechtigung anderer zu entscheiden?

Sie sind seit vier Jahren Präsidentin von Pro Natura Schweiz. Hat die Organisation von der Klimajugend und der steigenden Präsenz von Klima-Themen profitiert?

2014 hatten wir rund 120’000 Mitglieder, mittlerweile sind es über 170’000. Diese Zunahme hat sicher auch damit zu tun, dass die Menschen während Corona viel häufiger in der Natur waren und eine höhere Sensibilität für Umweltthemen entwickelt haben. Aber auch Phänomene wie Hitzesommer, Überschwemmungen oder Steinschläge führen zu einem grösseren Bewusstsein.

Wie optimistisch blicken Sie in die Zukunft?

Im Moment fällt es mir manchmal schwer, nicht nur die Herausforderung und Probleme zu sehen. Aber man muss sich immer wieder darauf besinnen, was schon erreicht wurde. Welche Fortschritte man schon gemacht hat. Gleichzeitig ist es wichtig, den Finger immer wieder auf die wunden Punkte zu halten – es gibt noch viel zu tun.

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