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Die Medaille

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Kolumnist Stephan Moser teilt mit der FN-Leserschaft seine Erfahrungen und Beobachtungen über Kuriositäten des Alltags

Ich bin keine Sportskanone. Eher eine Chäpsli-Pistole. Wenig Pfupf. Und schnell ausgeschossen. In der Schule war ich der Schlechteste im Turnen. Ausser beim Kanon im Blockflötenunterricht, da kam ich immer als erster ins Ziel. Der Usain Bolt des Spöizknebels, ungeschlagen über Kanon und Refrain.

Meinen grössten sportlichen Triumph aber – der umso heller strahlt, weil er mein einziger geblieben ist – erlebte ich im August 1999. Als Praktikant der «Neuen Luzerner Zeitung» berichtete ich über die Luzerner Seeüberquerung. Ein 50-Zeilen-Job – und eine Grenzerfahrung. Als mich nämlich der Presseverantwortliche kurz vor dem Start fragte, ob ich im Begleitboot mitfahren oder lieber schwimmen wolle, antwortete ich wie aus der Chäpsli-Pistole geschossen: «Ich schwimme natürlich mit.» Obwohl ich gar keine Badehose dabei hatte. Und nach einem feucht-fröhlichen Fest kaum geschlafen hatte. Aber Leichtsinn ist der zweite Vorname junger Männer. Ausserdem hatte mein Mentor mir eingebläut: «Als Reporter musst du eintauchen in die Aktualität.»

Also stieg ich zuerst in die Badehose, die man mir aus der Fundkiste reichte, und dann in den See. In der Kanti hatten wir jedes Semester einen Kilometer schwimmen müssen. Ich hatte jede der 40 Runden gehasst. Aber ich fühlte mich gerüstet für die 960 Meter Seebecken.

Eine katastrophale Fehleinschätzung. Das merkte ich schon nach den ersten Schwimmzügen. Im Hallenbad konnte man sich alle 25 Meter am Rand festhalten, auf dem See hingegen sah ich zwar ständig das andere Ufer vor Augen, aber es kam und kam nicht näher. Und geheizt war der See auch nicht. Kühle 18 Grad hatte er. Für die Profis kein Problem. Die hatten sich dick mit Melkfett eingestrichen und stiegen nach zwölf Minuten schon wieder aus dem Wasser. Meine Zeit ist zum Glück nicht überliefert, aber es waren wohl die längsten 45 Minuten und 30 Sekunden meines Lebens. Mit jedem müden Hühnerbrustschwimmzug fror ich mehr. Und als ich endlich im Lido aus dem Wasser stieg, war mir so kalt wie einem Fischstäbli in der Tiefkühltruhe. Noch in der Redaktion schlotterte ich, als ich meinen Titel in die Tastatur haute: «Bei 18 Grad auch für Profis kein Plausch.»

Zu meiner Überraschung erhielt ich ein paar Tage später per Post eine Medaille zugeschickt. Ich war in meiner Kategorie Dritter geworden. Keine grosse Kunst bei nur drei Teilnehmern. Den Plämpu habe ich bis heute. Als Erinnerung an meine jugendliche Selbstüberschätzung. Und als Lektion fürs Leben: Es ist keine Schande, Letzter zu werden. Man muss nur klug genug sein, in der richtigen Kategorie zu starten.

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