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Die Saat ist aufgegangen . . .

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Die Saat ist aufgegangen . . .

Abschiedsvorlesung von Professor Othmar Keel

«Othmar Keel hat die Theologie weit über den Hörsaal hinausgetragen», betonte P. Adrian Schenker, Dekan der Theologischen Fakultät. Er durfte am Montagabend über 300 Gäste zur Abschiedsvorlesung des ersten Laien-Professors an seiner Fakultät begrüssen.

Von ANTON JUNGO

Es war etwas Aussergewöhnliches als Othmar Keel 1977 zum ordentlichen Professor an der hiesigen Theologischen Fakultät ernannt wurde: Er war der erste Laie, dem dieses Amt anvertraut wurde. Er war damals in Freiburg längst kein Unbekannter mehr. Schon 1967 hatte er nämlich an der Universität einen Lehrauftrag und war dann die akademische Leiter hochgestiegen.

Neue Wege zum
Bibelverständnis eröffnet

Mit seinem Standardwerk «Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament. Am Beispiel der Psalmen» hatte Othmar Keel in Fachkreisen schon weltweit die Aufmerksamkeit aus sich gezogen. Nicht verwunderlich deshalb die Aussage von Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot bei der Abschiedsvorlesung: «Es ist eine grosse Chance, dass wir Othmar Keel in Freiburg behalten konnten.»

Mit dem Beizug altorientalischer Fundgegenstände (z. B. Stempel- und Rollsiegel mit figürlichen Szenen) hat Othmar Keel der – bislang wortlastigen – Bibelwissenschaft neue Perspektiven eröffnet. Um die von ihm in die Deutung der Bibel eingeführte Ikonographie kommt heute kein ernsthafter Wissenschafter mehr herum.
Er verwaltet am biblischen Departement der Universität eine der weltweit bedeutendsten und am besten erfassten Sammlungen von Stempel- und Rollsiegel. «Es ist schade, dass diese Sammlung schläft», sprach Isabelle Chassot das etwas ins Stocken geratene, geplante Museum für die rund 14 000 Objekte an (vgl. Kasten). «Jedes biblische Wort ruft in uns auch ein Bild hervor,» hielt sie fest und ist überzeugt, dass schon deshalb das Museum von grosser Bedeutung wäre.
«Wir stehen im Schatten seiner weiten wissenschaftlichen und menschlichen Flügel», brauchte auch die Erziehungsdirektorin ein Bild, um den abtretenden Professor zu ehren und wies darauf hin, dass er die Schmuckfedern nie zu seinem eigenen Ruhm aufgesteckt habe.

Dekan Adrian Schenker erinnerte daran, dass Othmar Keel vor ziemlich genau 30 Jahren – am 20. Februar 1974 – bei seiner Antrittsvorlesung schon ein ikonographisches Thema aufgegriffen hatte. «Die Weisheit spielt vor Gott», lautete der Titel. Er zeigte an Hand von bildlichen Darstellungen auf, dass der «Herr des Himmels» früher durchaus auch Partnerinnen hatte und sich davon auch noch Zeugen in biblischen Texten finden.

Der Weg zum Eingott-Glauben

Für seine Abschiedsvorlesung wählte Othmar Keel das Thema «Polytheismus versus Monotheismus: ein Streit ohne Versöhnung?» In einem Streifzug durch die Geschichte – seit dem 7. Jh. vor Chr. bis zur Gegenwart – leuchtete er den Weg von der Vielgötterei (bzw. Naturgott-Glauben) zum jüdisch/christlich/islamischen Eingott-Glauben aus. Er zeigte dabei unter anderem auch auf, wie schlecht es dem Christentum gelang, das Weibliche in sein Gottesbild zu integrieren – mit Konsequenzen, die heute noch spürbar sind.

Ist eine Versöhnung
der Gottesbilder möglich?

Er wandte sich entschieden gegen die Verteufelung fremder Gottesbilder und plädierte für «eine Versöhnung zwischen dem natursensiblen (kanaanäischen) Polytheismus, dem gesellschafts- und ethikbewussten (israelitischen) Monotheismus und dem jenseits der Geschichte die universale Liebe Gottes verkündenden Christentum». Er ist überzeugt, dass die Realitätsnähe des Polytheismus, der die Naturphänomene als Ort der Gegenwart der Gottheiten sieht, mit dem Monotheismus versöhnt werden könnte. Dies unter der Bedingung, dass dieser Gott konsequent als Geist der Liebe zu allen seinen Geschöpfen gedacht wird.

Professor Othmar Keel war es in der deutschsprachigen Abteilung der Theologischen Fakultät gewohnt, seine Vorlesungen vor 30 bis 40 Studierenden zu halten. Zehnmal mehr erschienen zu seiner Abschiedsvorlesung. «Othmar Keel hat die Theologie weit über den Hörsaal hinausgetragen», hatte der Dekan Adrian Schenker festgehalten. Man könnte auch sagen: «Die Saat ist aufgegangen …»

Bibelmuseum im Thierryturm?

Noch hat Professor Othmar Keel seinen Traum, dereinst im Thierryturm von Freiburg seine immense Sammlung «altorientalischer Kleinkunst» (14 000 Objekte) unterzubringen, nicht begraben. Kein Wunder also, dass er anlässlich seiner Abschiedsvorlesung den Thierryturm ein weiteres Mal zur Sprache brachte: «Der Turm wäre ein ausgezeichneter architektonischer Rahmen, um die Zusammenhänge anschaulich zu machen und das Erbe lebendig zu erhalten.» Im Thierryturm könnte ein Ort entstehen, der in der Schweiz und in Europa einmalig wäre, betonte Keel.

Mit der Realisierung eines «Bibel + Orient Museums» befasst sich Keel seit Jahren. Eine Machbarkeitsstudie wurde erstellt, Architekturpläne liegen vor und der Staat als Eigentümer gab grundsätzlich grünes Licht. Die Realisierung ist und bleibt jedoch primär eine Frage der Finanzen.

Doch die Initianten Othmar Keel und Thomas Staubli blieben unterdessen nicht untätig, sondern kreierten das virtuelle Museum mit der Wanderausstellung «Tiere in der Bibel und im Alten Orient» – eine Ausstellung, die vor vier Jahren in Freiburg erstmals gezeigt und seither im In- und Ausland von rund 100 000 Personen besucht wurde. Ergänzt wird die Ausstellung mit dem vierfarbigen Katalog «Im Schatten Deiner Flügel». il

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