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Die Schwarzfahrt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Pierre Paillasse

Da der Billettautomat defekt war, stieg Fridolin ohne Billett in den Bus. Einmal schwarzfahren ist keinmal, sagte er zu sich. Der Kontrolleur allerdings sah die Sache etwas anders. Erbarmungslos füllte er den Busszettel aus. Als Fridolin seinen Namen nennen sollte, hatte er eine Idee.

«Ich bin der …» – wie heisst der Lump schon wieder? – «… der Chef von Feldschlösschen.»

«Metzger Thomas?», fragte der Kontrolleur.

«Ja. Ich bin der Metzger Thomas.»

«Gut», sagte der Kontrolleur und steckte den Busszettel wieder in die Tasche, «man kann ja mal ein Auge zudrücken.»

Wie bitte? Fridolin war fassungslos. «Ich bezahle die Busse, und zwar ganz sicher!»

«Bezahlen Sie einfach das nächste Mal.»

«Sie sind kein Freiburger, stimmts?»

«Aargauer. Eingewandert.»

«Aber ich fahre immer schwarz! Seit Jahren! Jetzt schreiben Sie endlich die Busse!»

Der Kontrolleur, etwas eingeschüchtert, tat, worum ihn der Fahrgast bat.

«Wissen Sie. Ich bin ein richtiger Sauhund. Ich habe viel Dreck am Stecken», setzte Fridolin noch drauf. Als ihn die anderen Leute im Bus musterten, sprach er etwas leiser: «Ich komme sicher einmal in die Hölle.»

«Da vorne ist ein Polizist», sagte der Kontrolleur. «Wenn Sie etwas beichten wollen, gehen Sie am besten zu ihm.»

Kurz darauf sass Fridolin im Bahnhofbuffet einem Polizisten gegenüber. Dieser hatte einen Schreibblock vor sich und wartete auf die angekündigten Geständnisse.

«Ich habe Steuern hinterzogen und Geld gewaschen. Ich habe letzte Woche eine Krawatte gestohlen und eine Katze überfahren. Ich trinke lieber Cardinal als Feldschlösschen.»

Der Polizist sah auf. «Letzteres ist kein Verbrechen.»

«Stimmt. Also weiter. Ich gehe oft nackt spazieren und betreibe seit einigen Jahren ein illegales Bordell … zusammen mit dem SCB-Präsidenten.»

Der Polizist notierte alles, und Fridolin gefiel die Sache immer besser.

«Ich kenne noch viele, die nicht sauber sind. Geben Sie mir doch mal den Block!», forderte Fridolin übermütig.

Etwas später hatte er eine Liste mit vierunddreissig Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur erstellt. Dann fuhr er fort: «Der hier hat mich einmal mit dem Sackmesser seines Bruders bedroht. Der da schickt mir immer selbstverfasste rassistische Gedichte. Und mit dieser hier habe ich eine uneheliche Tochter, die derzeit in der Kiste ist.»

Plötzlich betrat jemand das Restaurant. Es war Bernard. «Ha! Fridolin, alter Gauner … etwas verbrochen?»

«Und das ist der Oberamtmann, der mich immer mit dem Decknamen …»

«So, jetzt ist aber fertig!» Der Polizist schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, dass dabei sein Löffelchen aus der Tasse flog. «Überlassen Sie diesen Märchen-Kram den Politikern, Journalisten und Schriftstel- lern …»

«… und das Kaffeetrinken den Polizisten», unterbrach ihn Fridolin. «Komm Bernard, ab ins Tilleul, ich habe heute hundert Franken gespart!»

 

Pierre Paillasse ist das Pseudonym eines jungen Freiburger Autors. Bisher erschienen von ihm die beiden Krimis «Nachspiel» und «Nachschuss», die sich beide in der Stadt Freiburg abspielen. Einmal im Monat berichtet er in den Freiburger Nachrichten über ein Erlebnis von Fridolin Burger.

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