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Die sprachentwirrende Kraft von Pfingsten

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Ziemlich am Anfang des ersten Testaments finden wir die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Den meisten Leserinnen und Lesern wird diese Erzählung bekannt sein, sei es aus dem katechetischen Unterricht, der Sonntagsschule oder einfach aufgrund der enorm breiten Rezeption in Kunst und Literatur. In dieser nur neun Verse kurzen Geschichte (Genesis 11,1–9) kommen Menschen zusammen, um eine Stadt mit einem Turm zu bauen, der bis in den Himmel reichen soll. Doch Gott gefällt diese Selbstermächtigung des Menschen nicht, weshalb er die bis dahin noch von allen gesprochene Sprache in viele verschiedene aufsprengt und durch diese Kommunikationsverwirrung dem Vorhaben ein Ende setzt. Es ist eine faszinierende Vorstellung: Aus einer gemeinsamen Ursprache entsteht eine Vielzahl von unterschiedlichen Sprachen, was aufgrund des Kommunikationsabbruchs zu einer Zerstreuung der Menschen über die ganze Erde führt (Genesis 11,8–9).

In der christlichen Tradition ist dies allerdings nicht das Ende der Geschichte. Vor gut zwei Wochen wurde in vielen Teilen der Welt das Pfingstfest gefeiert. Dieses Fest geht auf die neutestamentliche Geschichte zurück, bei der – so berichtet Lukas – der Heilige Geist die Jünger erfüllte. Eine Folge dieser Geisterfüllung war das Reden in fremden Sprachen (Apostelgeschichte 2,4). Die vielen Menschen, die aus aller Welt zu dem ursprünglich jüdischen Erntedankfest (Schawuot-Fest) gekommen waren, staunen darüber, dass sie diese Galiläer in ihren eigenen Muttersprachen reden hören (Apostelgeschichte 2,6–8). Hier geschieht plötzlich eine Umkehrung: Der durch die Differenzierung der verschiedenen Sprachen hervorgebrachte Kommunikationsabbruch wird rückgängig gemacht. Allerdings nicht durch die erneute Etablierung einer einheitlichen Sprache, sondern durch die Geistbefähigung, die Sprache des anderen zu sprechen und zu verstehen.

Kommunikation wird hier also gerade in der Differenz ermöglicht. Es handelt sich nicht mehr um Verschiedenheit, die zur Zerstreuung und zum gegenseitigen Unverständnis führt, sondern um Differenz, die sich selbst sein darf und doch nicht zur Isolation führt. Unsere Unterschiedlichkeit muss nicht durch Vereinheitlichung überwunden werden, sondern darf unterschieden bleiben und kann dennoch gegenseitiges Verstehen zur Folge haben: versöhnte Differenz. Das Pfingstfest erinnert an diese Möglichkeit!

Nicolas D. Matter ist Diplomassistent für Fundamentaltheologie an der Universität Freiburg.
zvg

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