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«Die staatliche Anerkennung des Islam würde helfen»

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Die Brüder Yassine (29) und Saâd Dhif (24) gründeten 2015 zusammen mit Freunden den Verein Frislam. Der Verein spricht mit seinen Aktivitäten vor allem junge Freiburger Bürgerinnen und Bürger an, die muslimischen Glaubens sind. Er übernimmt aber auch eine wichtige Brückenfunktion. Frislam steht in engem Kontakt mit den Freiburger Behörden, dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg sowie mit den Schweizer Landeskirchen.

 

Sie sind Kinder tunesischer Eltern, in Marly aufgewachsen, im Gymnasium Heilig Kreuz zur Schule gegangen und haben beide an der Uni Freiburg studiert. Was hat Sie veranlasst, Frislam zu gründen?

Yassine Dhif: Wir haben festgestellt, dass die ersten Muslime, die in den 1980er- und 1990er-Jahren hierher kamen, Mühe hatten, ihre Religion mit ihrem Dasein als Bürger dieses Landes zu vereinen. Als meine Freunde und ich in der Schweiz Militärdienst leisteten, konnten wir unseren Glauben ohne Weiteres leben, es gab weder beim Beten noch beim Essen Probleme. Ich wollte zeigen, dass es möglich ist, Muslim zu sein und Schweizer.

Saâd Dhif: Wir haben gemerkt, dass es für uns junge Muslime nicht so viele Angebote gibt, die uns zusammenhalten. Und das, was die Moscheen bieten, wird unseren Bedürfnissen nicht gerecht. Wir wollten die Moscheen nicht vor den Kopf stossen. Die Muslime der ersten Generation, die Einwanderer, hatten andere Probleme und kannten den schweizerischen Kontext nicht. Wir aber sahen uns gefordert. Im Unterschied zu unseren Eltern wissen wir auch, wie ein Verein funktioniert. Wir wollten unsere Erfahrungen der ganzen Gesellschaft zur Verfügung stellen. Frislam ist nicht nur für Muslime. Wir sehen uns als Freiburger Bürger.

 

Welche Rolle spielt bei Ihrem Engagement die Religion?

Yassine Dhif: Sie dient uns als philosophische und ethische Handlungsgrundlage. Wir verstehen Religion in ihrem Kontext. Der Islam in Indonesien oder Südafrika ist nicht der Gleiche, er wird je nach Umgebung unterschiedlich gelebt. Das entspricht auch dem Koran. Insofern gibt es in der Freiburger Verfassung nichts, was gegen unsere Religion spricht.

Und wie steht es mit dem Rechtsgleichheitsgebot zwischen Frau und Mann?

Saâd Dhif: Unser Vorstand besteht zur Hälfte aus Frauen. Einige tragen übrigens ein Kopftuch, andere nicht. Frislam ist neutral, wir machen keine Vorschriften.

Was wollen Sie denn mit dem Islamunterricht, den Frislam jeden Freitag anbietet, bewirken?

Saâd Dhif: Wir wollen, dass die jungen Muslime ihre Religion verstehen und ihnen zeigen, warum sie ein positives Element in der Gesellschaft sein können.

Yassine Dhif: Der Islam sagt, dass man Gutes tun soll und nützlich sein soll für die Gesellschaft.

Frislam bietet eine Reihe von Aktivitäten an: ein Besuch im Bundeshaus, ein Fussballturnier, Kinoabende. Welche Rolle spielt neben der religiösen Wissensvermittlung die Integration muslimischer Jugendlicher?

Yassine Dhif: Unsere Arbeit kann Integration vielleicht fördern, aber es geht um mehr als Integration. Unsere Mitglieder und Sympathisanten sind ja schon integriert, sie sind Freiburger. Wir wollen, dass sie sich positiv in der Gesellschaft einbringen.

Saâd Dhif: Und wir wollen zeigen, dass der Islam kein störendes Element ist. Unser Ziel ist der Religionsfrieden.

Wie können Sie verhindern, dass radikale Kräfte ihren Verein unterwandern?

Saâd Dhif: Bisher hatten wir damit kein Problem. Denn wir arbeiten transparent und öffentlich und haben klare Statuten. Zusammen mit dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg bieten wir nächstens auch ein Atelier an, wo es um das Thema «Internet als religiöse Quelle» geht …

… das Internet, das oft auch für die Radikalisierung von jungen Muslimen verantwortlich gemacht wird.

Yassine Dhif: Viele Leute sprechen über den Islam, kennen ihn aber nicht. Denn der Islam ist eine ganze Wissenschaft. Junge Muslime suchen oft nach Antworten. Wenn sie sie bei ihren Eltern nicht bekommen, dann gehen sie irgendwo im Internet suchen und laufen so Gefahr, auf falsche Seiten zu geraten.

Saâd Dhif: Das Internet ist aber nur eine Möglichkeit zur Radikalisierung, sie hängt auch von der Umgebung und den Lebenserfahrungen der jungen Leute ab.

Wie wird Frislam von den verschiedenen muslimischen Gemeinschaften und ihren Moscheen akzeptiert?

Yassine Dhif: Wir arbeiten absichtlich extra muros, weil wir nicht mit den Moscheen in Verbindung gebracht werden wollen.

Saâd Dhif: Eigentlich gibt es keine wirklichen Probleme, die muslimischen Gemeinden sind ja oft nach den Herkunftsländern ihrer Mitglieder organisiert. Wir sind jedoch die Freiburger Muslime, so können wir Nationalismus verhindern.

 

Und wie werden Sie von den staatlichen Instanzen angenommen?

Saâd Dhif: Vor allem die Zusammenarbeit mit der Delegierten für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt Freiburg war super. Sie hat an unser Projekt geglaubt. Wir haben aber auch gute Kontakte mit dem kantonalen Migrationsbüro.

Was könnte Freiburg noch tun, um die Akzeptanz von Muslimen in der hiesigen Gesellschaft zu fördern?

Yassine Dhif: Die öffentlich-rechtliche Anerkennung des Islam wäre eine gute Sache. So könnten wir mögliche Probleme angehen, bevor sie entstehen. Zum Beispiel mit der Ausbildung von Imamen. Wenn ein Imam hier aufgewachsen ist und hier ausgebildet wird, weiss man auch, was er lehrt. Wenn die Finanzierung der Moscheen über Steuereinnahmen gesichert wäre, wären wir auch nicht auf ausländische Geldgeber angewiesen, die ihre Interessen geltend machen wollen.

Saâd Dhif: Wenn Muslime sehen, dass sie vom Staat anerkannt sind, werden sie auch eher etwas zurückgeben.

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