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Dieses Flugzeug verbindet Golaten mit England

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vor 80 Jahren entging Golaten knapp einer Katastrophe: Ein Bomber der Royal Air Force stürzte über dem Dorf ab. Zur Erinnerung findet im Juli ein Fest mit Angehörigen der damaligen englischen Besatzung statt.

Wir schreiben den 15. März 1944, der Zweite Weltkrieg tritt in seine letzte Phase. Ein Lancaster-Bomber der Royal Air Force, die Luftstreitkräfte des Vereinigten Königreichs, startet zu einem Nachtangriff auf Stuttgart. Doch im französischen Athesans, rund 40 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, wird er angegriffen und getroffen. Die zum Teil schwer verletzte Besatzung rettet sich mit Fallschirmen und springt über dem Seeland ab. Der verletzte Pilot Walter Blott steigt als letzter aus. Zuvor versucht er, die Maschine in den Niederried-Stausee zu lenken. Doch der Plan misslingt, das Flugzeug fliegt führerlos in Richtung Golaten.

Golaten will an diese Zeit erinnern

Ein bedrohlicher Moment für die dortige Bevölkerung. Sie hören einen ohrenbetäubenden Flugzeuglärm und kurz darauf einen lauten Knall, dem mehrere Explosionen folgen. Kurz vor einem Bauernhof im Hinterdorf geht das viermotorige Flugzeug zu Boden. Wie durch ein Wunder gibt es keine Opfer. Die Bevölkerung kommt mit einem Schrecken davon. Die Schneise im Wald ist noch lange danach sichtbar, die Erinnerung an den Vorfall hallt nach – bis heute.

Am kommenden Freitag jährt sich dieses Geschehen zum 80. Mal. «Meine Tochter und ich haben vor rund vier Jahren mit der Recherche der Lancaster-Geschichte begonnen», erinnert sich Fritz Baumann. Er war mit seiner Frau und seiner älteren Tochter bereits in England und besuchte Angehörige der damaligen Crew, die er ausfindig machen konnte.

Wir haben die Tochter des Piloten sowie den Sohn des Funkers gefunden und besucht. Dank unserer intensiven Suche haben sich die zwei kennengelernt.

Er bedauere, dass er deren Väter nicht mehr treffen konnte. Zur Zeit des Absturzes war die Crew zwischen 20 und 24 Jahre alt, ein Mitglied war 18. Sie wären also heute um die 100 Jahre. Nach dem Absturz kamen die jungen Männer damals in der Schweiz in die Internierung, zuerst auf den Gurten, später nach Adelboden. Gemeinsam sei ihnen gewesen, dass sie über den Krieg nie gesprochen haben. Es sei ein Tabuthema gewesen, ein Verdrängungsmechanismus, führt Fritz Baumann weiter aus.

Vergangenheit mit heute verknüpfen

Die gesammelten Daten hat Baumann in einer Broschüre zusammengetragen. Auf über 25 Seiten stehen Informationen zum Flug, wie sich das Drama für die Crew abspielte, wo man die Besatzungsmitglieder fand oder in welches Spital sie gebracht wurden. Durch die Korrespondenz mit den Angehörigen der damaligen Besatzung konnte der Golatner noch mehr Puzzleteile zusammenfügen. Er bekam sogar die notierten Erinnerungen des Piloten Walter Blott, die er im Alter von 91 Jahren auf Anregung seiner Tochter schrieb. Für die Freundschaft, die dank der Recherche mit den Angehörigen entstanden ist, ist Fritz Baumann mehr als dankbar.

Besuch aus England

Im Juli werden diese Angehörigen nun für einen Erinnerungsanlass in die Schweiz reisen. Baumann ist Initiator und Mitorganisator des sogenannten Bomberfests: «An der Hauptversammlung der Schützen Golaten wurde beschlossen, dem Flugzeugabsturz zu gedenken, indem diese Geschichte in Erinnerung gerufen und dazu ein Oldtimer-Militärfahrzeugtreffen mit Festbetrieb und Unterhaltung organisiert wird.» Bis jetzt seien über 85 Oldtimerfahrzeuge angemeldet. Jemand wolle sogar den Originalmotor einer Lancaster mitbringen. Baumann betont:

Durch das geplante Fest habe ich gemerkt, dass die jungen Menschen interessiert sind an der Geschichte um das Flugzeug und an der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Wir müssen dies jetzt erzählen, sonst geht das Wissen verloren.

Diese gelebte Geschichte hat er selbst erfahren bei einem Besuch in England: Er konnte einen der noch wenigen flugtüchtigen Lancaster-Bomber besichtigen und sogar mitfahren. Das viermotorige Flugzeug weist eine Spannweite von rund 32 Metern auf. Charakteristisch ist die Glaskanzel mit einem Doppel-Maschinengewehr auf dem Rumpf hinter den Flügeln, sechs Meter über dem Boden: «Um in diese Geschützkanzel zu kommen, musste man sich schon sehr klein machen. Um dort hinauszukommen, den Fallschirm zu packen und sich in Sicherheit zu bringen, hatten die Männer nur rund 90 Sekunden Zeit. Dieses Erlebnis sorgte bei mir für einen Hühnerhautmoment», erinnert sich der Initiator. Er mag sich nicht vorstellen, was in den Besatzungen für Gefühle herrschten, damals, in dieser kriegerischen und unsicheren Zeit.

Chronik

Das passierte am 15. März

Gestartet war die Maschine des Typs Avro Lancaster Mk. 1 W 4355 am Abend des 15. März auf der Air-Force-Basis Mildenhall, in der Region Cambridge. Mit ihr starteten 863 weitere Bomber, vollgepackt mit Munition. Die britische Luftwaffe warf 2500 Tonnen Sprengphosphor- und Stabbrandbomben über Stuttgart ab. Der Bomberstrom mit einer Länge von 150 Kilometern verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm und war in grenznahen Orten der Schweiz zu hören. Die Royal Air Force büsste beim Angriff 37 Flugzeuge ein. (sim)

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