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Dreimal wurde der Bischof informiert

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Seit Ende des vergangenen Jahres versetzten Missbrauchs- und Belästigungsvorwürfe das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg in Aufruhr. Im Visier stand Paul Frochaux, Pfarrer der Freiburger Kathedrale. In der Kritik war aber auch Bischof Charles Morerod, weil nicht klar war, wie viel er über die Vorkommnisse wusste. Gestern nun stellte Morerod die Ergebnisse zweier Untersuchungen vor, die er selber in Auftrag gegeben hatte. Eine interne Untersuchung ermittelte unter anderem, inwieweit Morerod von den Missbrauchsvorwürfen Kenntnis hatte. Fazit: Dreimal wurde der Bischof über die Vorwürfe informiert. Vollständige Kenntnis über die Angelegenheit hatte er dennoch nicht.

Protokoll verschwunden

Gegenstand der ersten beiden Mitteilungen an den Bischof sei eine Namensliste gewesen. Darauf seien Personen mit «verwerflichen Tatbeständen» gestanden. Unter anderem auch Frochaux; sein Name sei jedoch nicht mit einem Dossier verbunden gewesen, im Gegensatz zu anderen Personen auf der Liste. Das erklärte gestern Cédric Chanez, der die interne Untersuchung geleitet hatte. Die dritte Unterrichtung sei mittels eines Gesprächsprotokolls zwischen Frochaux und einem jungen Mann geschehen. Morerod habe dieses gelesen. Allerdings fehlten darin präzise Angaben zur Schwere der Vorfälle sowie zum Alter des jungen Mannes, so Chanez. Im Protokoll sei nur die Rede von einem «etwas zu stark betonten Paternalismus» gewesen. Frochaux soll mit dem 17-jährigen Mann 1998 in Torgon  VS sexuelle Handlungen vorgenommen haben. Der Mann stand in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm.

«Mir waren die Handlungen von Paul Frochaux in einer abgeschwächten Form geschildert worden», stellte Bischof Morerod gestern vor den Medien fest. Das Gesprächsprotokoll habe sich in Frochaux’ Priesterdossier befunden, sagte Chanez. «Wir können das bis 2008 nachvollziehen. 2015 war das Protokoll nicht mehr im Dossier. Wann, von wem und warum es entnommen wurde, konnten wir nicht feststellen.» Dieses Protokoll in Papierform ist bis heute nicht aufgetaucht. Allerdings habe das Bistum das Dokument vor einigen Jahren auf einem Server wiedergefunden.

Kein Nachweis für Belästigung

Eine externe Untersuchung befasste sich mit weiteren Belästigungsvorwürfen gegen Frochaux. Nicodème Mekongo, der heute als Pfarrer in Peseux  NE amtet, hatte Frochaux im vergangenen Dezember der sexuellen Belästigung in der Zeitspanne zwischen 2008 und 2011 beschuldigt. Damals waren beide in Vevey tätig gewesen (siehe Kasten links).

Mit der Überprüfung der mutmasslichen Belästigung beauftragte das Bistum den Genfer Rechtsanwalt Maurice Harari. Seine Ergebnisse wurden ebenfalls gestern vorgestellt. Gemäss dem Anwalt «konnte die Untersuchung in keiner Weise nachweisen, dass in der Pfarrei eine homoerotische Atmosphäre geherrscht haben soll». Weiter verneint die Untersuchung, dass Mekongo einer Belästigung ausgesetzt gewesen war. «Diese Feststellung lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass der Pfarrer lügt, da die Wahrnehmung von Belästigung jeglicher Art immer eine subjektive Komponente umfasst.» Die Vorfälle von 1998 im Wallis seien ein Einzelfall geblieben. Denn für die Zeit danach hätten keine Hinweise auf Missbrauch ermittelt werden können, so der Bericht des Rechtsanwalts.

Der Bischof sagte, dass andere Personen Mekongos Einschätzungen nicht geteilt hätten. Jedoch würden die Ereignisse im Wallis seine Aussagen als glaubhaft erscheinen lassen. Es sei nicht an ihm als Bischof, über Frochaux zu urteilen, so Morerod. «Die Ergebnisse der Untersuchungen werden an den Vatikan geschickt.» Dies garantiere unabhängige Entscheidungen. Dass Frochaux kein kirchliches Amt mehr übernehmen wird, sei bereits jetzt klar. Der ehemalige Pfarrer der Kathedrale ist im Vorruhestand.

Nachfolge von Frochaux

Designierter Pfarrer war auf schwulem Datingportal aktiv

Bis vor kurzem glaubte Bischof Charles Morerod, einen geeigneten Pfarrer für die Freiburger Kathedrale gefunden zu haben. Dieser sollte die Nachfolge von Paul Frochaux antreten.

Doch an der gestrigen Pressekonferenz gab Morerod bekannt, die Nominierung des Geistlichen zu widerrufen. Denn am Morgen hatte das Westschweizer Magazin «L’Illustré» ein pikantes Detail enthüllt: Der designierte Pfarrer hatte bis vor kurzem ein Profil auf einer schwulen Datingseite mit freizügigen Fotos von sich.

Bischof Morerod erinnerte an die Verpflichtung zum Zölibat in der katholischen Kirche. «Es handelt sich hierbei um einen kircheninternen Vertrag.» Dieses Engagement inklusive Zölibat sei ernst zu nehmen, auch wenn es nicht einfach und natürlich sei, dieses einzuhalten. Er habe dem Kandidaten für das Amt des Pfarrers der Freiburger Kathedrale angeboten, eine Auszeit zu nehmen und sich psychologisch begleiten zu lassen.

Keine Hexenjagd

Von Journalisten wurde Bischof Morerod mehrmals darauf angesprochen, dass eine Vielzahl von Geistlichen in Beziehungen seien und auch Kinder haben sollen. Darauf entgegnete der Bischof, dass er keine Hexenjagd veranstalten und auch nicht als Polizist auftreten wolle. Ebenfalls war die Rede von einem schwulen Netzwerk in der katholischen Kirche. «Sicher gibt es Dinge, die ich nicht sehe», sagte der Bischof. «Ich habe aber nicht den Eindruck, dass es eine organisierte Lobby gibt.»

jmw

Reaktion

«Ethiker wären zu einem anderen Bild gekommen»

Nicodème Mekongo, Pfarrer von Peseux NE, hatte Ende 2019 die Belästigungsvorwürfe gegen Paul Frochaux erhoben. Gegenüber den FN reagiert er auf das gestern vorgestellte Ergebnis der externen Untersuchung: «Anwalt Harari spricht aus einer strafrechtlichen Perspektive.» Hingegen dürfe nicht vergessen gehen, dass es sich um einen kirchlichen Kontext handelt. «Die Fakten, die ich beschreibe, sind moralisch und ethisch. Hätte der Bischof den Fall einem Moralisten oder einem Ethiker vorgelegt, wäre das Bild ein anderes.»

Seine Vorwürfe gegenüber Frochaux hatte Nicodème Mekongo in einem Brief niedergeschrieben. Mit diesem Brief habe er erreichen wollen, dass der Bischof ihn als Opfer anerkenne. Weiter habe er sich gewünscht, dass das homo­erotische Klima in Vevey nicht mehr weiter bestehe. Dieses sei von Paul Frochaux ausgegangen.

Vaterschaft zurückgewiesen

Gemäss Bischof Charles Morerod läuft seit 2018 ein Verfahren gegen Mekongo. Ihm wird ein autoritäres Auftreten gegenüber Gemeindemitgliedern vorgeworfen. Weiter solle Mekongo Vater eines Kindes sein und einen Vaterschaftstest ablehnen.

Dazu sagt Nicodème Mekongo auf Anfrage: «Meines Wissens gibt es weder eine kanonische Untersuchung noch wirkliche Vorwürfe gegen mich.» Der Bischof habe im März 2019 einen Brief und Dokumente von den Eltern des Kindes erhalten, die bestätigen, dass er nicht der Vater sei.

jmw

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