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Ein anderer Blick auf das Senslertum

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Ein anderer Blick auf das Senslertum

Filmische Porträts von Ann Lee Zwirner: «Schräge Hänge – schräge Köpfe?»

Wie sieht eine «Auswärtige» die Sensler Kultur, die Eigenart der Leute und ihrer Traditionen? Ann Lee Zwirner beobachtet das Senslertum seit 25 Jahren und präsentiert ihre Eindrücke nun in einem filmischen Porträt.

Von IMELDA RUFFIEUX

Auf der Suche nach einem Ort, um zu leben und sich künstlerisch zu betätigen, ist Ann Lee Zwirner vor 25 Jahren mit ihrem Mann von der Region Basel nach Kleinbösingen gezogen. «Es war ein Kulturschock», schildert sie die ersten Eindrücke von ihrer neuen Heimat, wobei sie das Gebiet der alten Pfarrei Gurmels und den ganzen Sensebezirk als Einheit betrachtet.

Die Leute seien zwar nett gewesen und die Landschaft sehr schön, doch habe sie festgestellt, dass hier die Entwicklung ganz anders gelaufen sei als im Baselbiet: die starke katholische Verwurzelung und das Misstrauen gegenüber anderen Konfessionen, die ländliche Gegend, in der die Industrialisierung nur langsam Fuss fasst, die Eigenart der Sprache, die reichhaltigen Traditionen, aber auch die Bescheidenheit der Menschen und ihre starke Vernetzung innerhalb der Familie.

Bilder gesammelt

Als Auswärtige verfolgte Ann Lee Zwirner die Entwicklung des Senslertums mit und begann vor etwa zehn Jahren, Bilder von ihren Eindrücken zu sammeln. Bei verschiedenen Gelegenheiten war sie mit der Kamera unterwegs, gerade um typische Sensler Traditionen einzufangen: Kreuzgangtöchter, Trachtengruppen, Alphornbläser, eine 1.-August-Feier usw.

Dazu fing sie Impressionen der Landschaft im Wandel der vier Jahreszeiten ein. «Ich kam mit dem Material nicht zu Rande», erklärte sie an der gestrigen Medienorientierung in Schmitten. Deshalb hat sie die Sache eine Weile ruhen lassen und erst vor kurzem wieder aufgegriffen. Mit dem Porträt von vier Personen bzw. Personengruppen aus dem Sensebezirk hat sie einen Bogen um ihr filmisches Projekt gespannt.

Kantige Persönlichkeiten

Sie habe in dieser Region viele kantige Menschen getroffen, Persönlichkeiten, erklärt sie. Für ihren Film wollte sie aber nicht unbedingt Menschen, die eh schon eine Plattform haben und in der Öffentlichkeit bekannt sind. Einige fragte sie direkt an, andere wurden ihr empfohlen.

«Ich liess die Menschen erzählen oder habe Fragen gestellt», erklärt Ann Lee Zwirner. Entstanden ist eine Art Dokumentarfilm. «Ich wollte keinen schönen, braven Film machen», führt die Künstlerin aus. Es sei ihre Art, vieles überspitzt darzustellen und zu karikieren. Sie habe die Gespräche mit den Leuten sowie ihre früheren Dokumente kombiniert, ein Bild dazu gemischt, manipuliert usw. Entstanden ist ein 90-minütiger Film «mit Unmengen von Bildern, Impressionen und Aussagen, die alle im Kontext des Sensebezirks stehen», umschreibt sie ihr Projekt (siehe auch Kasten).

Gespannt auf Zuschauerreaktionen

«Ist das ein unverstandenes Land? Oder anders gefragt, verstehen diese Menschen eigentlich ihre eigene Sprache?», lautet die Frage am Schluss des Films. Sie sei nie zufrieden mit ihren Werken, erklärt Ann Lee Zwirner. Sie habe auch keine Ahnung und sei sehr gespannt, wie der Film beim Publikum ankomme. Die bewegten Bilder werden umrahmt von Improvisationsmusik von Heinrich Fasel und Kaspar Zwirner, dem Sohn der Künstlerin, der als Sounddesigner im Filmmusik-Geschäft tätig ist.

Vieles verändert

Der Titel «Schräge Hänge – schräge Köpfe?» bezieht sich auf die Topografie des Sensebezirks und die kantigen Persönlichkeiten, erklärt die gebürtige Amerikanerin. Sie habe mittlerweile eine tiefe Liebe zur hiesigen Landschaft entwickelt, in der sich mikroskopisch die Schweiz widerspiegle. Vieles habe sich in den letzten Jahren verändert: Der Kanton Freiburg sei zu einem modernen Staat geworden, die Kirche habe ihre grosse Macht verloren und die früher fast standardmässig gestellte Frage «Wäm sina büschù?» – also die verwandtschaftliche Verflechtung – habe heute bei den Jungen kaum mehr Bedeutung. Durch die vielen Zuzüger sei es zu einer sprachlichen Durchmischung gekommen, erklärt Ann Lee Zwirner und das stark verbesserte Bildungsangebot habe dazu geführt, dass der Druck, auswärts ein Auskommen zu finden, gesunken sei. «Das Senslertum stirbt nicht aus. Es verändert sich, aber das ist Teil seiner Kultur.»
Filmpremiere bei Applico

Der Film «Schräge Hänge – schräge Köpfe» wird anlässlich der Frühlingsausstellung in den Räumlichkeiten der Stiftung Applico in Schmitten gezeigt: am 24. März um 20 Uhr und am 25. März um 15 Uhr. Im Mai ist eine Vorstellung im Bad Bonn geplant, zu einem späteren Zeitpunkt auch in Plaffeien. Der Film, der unter dem Patronat des Deutschfreiburger Heimatkundevereins steht, wird auch als DVD erhältlich sein.

Applico ist eine Stiftung, die sich für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung einsetzt. Sie unterhält in Schmitten und Murten zwei Werkstätten und bietet insgesamt 30 Vollzeitarbeitsplätze an – zudem Wohnungen für zwölf Personen in Schmitten und Düdingen.

Die Frühlingsausstellung mit Geschenk- und Outdoorartikeln ist am Freitag, 24. März (17 bis 20 Uhr), und Samstag, 25. März (10 bis 17 Uhr), offen. im
Provokative Fragen

In ihrer «Annäherung an die Sensler Kultur» stellt Ann Lee Zwirner Tradition und Moderne einander gegenüber. So wird jedes der vier Filmporträts mit einer etwas provokativen Frage eingeläutet. Bei der jungen Künstlerin Stefanie Senn aus Düdingen fragt sie zum Beispiel: «Was sind das für Mädchen, die sich Blumenkränzchen auf ihr Haar binden lassen? Werden das besonders fromme, brave und fleissige Mädchen?» Beim Biobauern Paul Vonlanthen aus St. Antoni nimmt sie Bezug auf die «Sensler Hymne» und fragt, was das wohl für Menschen sind, die «Wändli ums Ländli» machen.

Im Porträt von Anni Zbinden, ehemalige Wirtin des Hotels Kaiseregg in Plaffeien, und Karin Kolly, heutige Wirtin in diesem Gastbetrieb, stellt sie die Frage, wie weit Frauen am öffentlichen Leben teilnehmen. Und um traditionelle bzw. moderne Musik geht es bei den beiden Bad-Bonn-Betreibern Daniel Fontana und Georges Gobet. im

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