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Ein bisschen heiterer, bitte!

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ein Todeskandidat sitzt angeschnallt auf dem elektrischen Stuhl. Der Gefängnisdirektor fragt nach seinem letzten Wunsch. Er antwortet: «Wenn Sie bitte meine Hand halten könnten.»
Diesen heiter-makaberen Witz erzählt Axel Hacke, Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, in seinem neuesten Buch mit dem Titel «Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten». Gibt es, fragt sich Hacke, ein Recht auf Heiterkeit in finsterer Zeit, wie wir sie gerade erleben? Er delegiert die Antwort darauf an seine Schriftstellerkollegin Doris Knecht, die von einer Leserin dafür kritisiert wurde, dass sie eine Kolumne über so etwas Banales wie ihre Lieblingsspeisen geschrieben hatte (und das zur Zeit des Ukraine-Kriegs, der soeben ausgebrochen war). Knecht gab also Folgendes zur Antwort: «Natürlich hat sie recht. Aber ich finde, sie hat auch ein bisschen nicht recht. Wir haben diesen Krieg nicht angefangen, keiner von uns wollte ihn, alle sind entsetzt. Ich finde nicht, dass wir uns Tag und Nacht dafür schuldig fühlen sollten, dass wir weiter das tun, was auch die Menschen in der Ukraine taten und weiter tun wollten: ganz normal in Frieden leben. Lassen wir Putin nicht bestimmen: wie wir leben wollen, woran wir uns freuen und was wir schreiben.»

Zu den vielen Dingen, die finstere Autokraten wie Putin, Trump u.a. verbinden, gehört die absolute Unfähigkeit zur Heiterkeit. Heiterkeit setzt voraus, dass man lachen kann, besonders und zuerst über sich selbst. Um über sich selbst lachen zu können, muss man zu seinem Ich auf Distanz gehen und sich selbstironisch betrachten können. Diktatoren können sich nicht von ihrem Ich lösen. Sie sind von ihrem Ich, Ich, Ich besessen. Haben Sie Trump schon einmal auf eine einnehmende, sympathische Art lächeln gesehen? Hämisches Grinsen, höhnisches Lachen, fiese, verächtlich machende Witze: zuhauf. Aber ein warmes, mildes, menschenfreundliches Lächeln? Bei Putin ist es immer dieses kalte, schmollende, beleidigte, verbohrte, dieses glanzlos spiessige, aus der Zeit gefallene, streberhafte Kind-Greis-Gesicht, das sich und der ganzen Menschheit ständig und aussichtslos seine omnipräsente Macht und Grösse einzureden versucht. Also auch hier: kein Hauch von gelassener Heiterkeit. Nichts als verkrampfte, überhebliche, verstiegene Grossmannssucht!

Doch aufgepasst: Entlarve ich mich mit dieser übellaunigen Schmährede nicht selbst als gänzlich unheiterer, ungelassener Mensch?

Im Dorfladen stand auf der Fleischtheke vor Jahren ein Schild mit der Aufschrift: «Ein Lächeln erhellt den Tag!» Dumm nur, dass hinter diesem Schild oft eine Verkäuferin mit hängenden Mundwinkeln stand.

Geben wir es zu: Es sind nicht die verstörenden Kriegs- und Katastrophenbilder, die uns im Alltag auf Moll stimmen. Es sind die kleinen, banalen Ärgernisse, über die wir immer und immer wieder stolpern: die Parkbusse, der nörgelnde Arbeitskollege, die schlechte Netzverbindung, die entscheidungsunfähige Kundin, der Fleck auf der hellen Hose.

Statt die ewige Unbill des Lebens heiter wie ein Zenmeister wegzulächeln, mimen wir die Gekränkten. Dass in den sozialen Medien nicht Nachsicht, Milde, Gelassenheit dominieren, sondern Wut, Gebrüll und der Ruf nach Strafe, widerspiegelt diese narzisstische Dauergekränktheit, und kurbelt sie gleichzeitig an.

Der Schriftsteller Hugo Loetscher hat das Gegenteil von Heiterkeit einmal als Muffsein definiert und dieses Muffsein als typisch schweizerische Eigenart bezeichnet. Eine Art Präventivmassnahme gegen all die Ärgernisse und Piesackereien, die uns, wenn nicht heute, dann bestimmt morgen erwarten werden.

Was für ein Jammer, dass uns die Heiterkeit so schwerfällt in einer Zeit, in der sie so bitternötig wäre. Nehmen wir uns und unser Leben zu ernst, weil wir uns zu sehr vor dem Tod fürchten? Und könnte es sein, dass wir zuerst lernen müssen, dem eigenen Tod gelassener entgegenzusehen, um auch das Leben in heiterer Stimmung zu bestehen? (Es muss ja nicht gleich der Galgenhumor des eingangs erwähnten Todeskandidaten auf dem elektrischen Stuhl sein…)

Der Künstler Jean Tinguely spendierte zu seinem Tod im Jahr 1991 ein heiteres Volksfest. Ein heiteres Volksfest anstelle einer tränenreichen Beerdigung. Und sind nicht auch seine genialen, kindlich verspielten, klapprig ächzenden Tinguely-Maschinen der künstlerische Inbegriff von Heiterkeit und Selbstironie!

Oder der französische Dichter Christian Bobin, der einmal notierte, Schreiben heisse, eine Tür auf eine Mauer zu malen und diese dann zu öffnen. Ich bin sicher, dass wir hinter dieser Mauer (der Gleichgültigkeit) etwas fänden, das unser Leben dauerhaft erhellen und erheitern würde…

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